AFRIKA/MADAGASKAR - Die Dramatische Situation in den Gefängnissen von Madagaskar erläutert der italienische Missionar und ehemalige Gefängniskaplan in Antananarivo, Pater Angelo Buccarello, im Gespräch mit dem Fidesdienst

Dienstag, 7 Juni 2005

Rom (Fidesdienst) - „Die Geschichte ist nicht neu und wiederholt sich leider immer wieder“, so der italienische Missionare Pater Angelo Buccarello, der in der in Madagaskar als Gefängnis-Kaplan in der Hauptstadt Antananarivo tätig war, in einem Kommentar zur Verschlechterung der Haftbedingungen auf der afrikanischen Insel.
Wie aus Berichten der französischen Nachrichtenagentur „France Press“ hervorgeht, gibt es in der Haftanstalt in der Landeshauptstadt nur 850 Plätze für insgesamt rund 3.000 Häftlinge, die von 112 Wachbeamten betreut werden. Dies führt dazu, dass die Häftlinge zusammengepfercht in den Zellen leben, in denen es keine sanitären Anlagen gibt.
„Die katholische Kirche nimmt sich seit langem der Probleme in den Gefängnissen des Landes an“, so Pater Buccarello. „Anlässlich des Heiligen Jahres 2000 wurden auf Bitte der katholischen Kirche rund 3.000 Häftlinge freigelassen“, berichtet der ehemalige Gefängnis-Kaplan. „Die meisten Häftlinge haben nur weniger schwere Verbrechen begangen, viele warten sogar noch auf eine Verhandlung. Es handelt sich meist um arme Menschen, die versuchen mit Taschendiebstählen oder ähnlichem zu überleben.“
„Die katholische Kirche versucht vor allem die Bevölkerung über die dramatischen Verhältnisse in den Gefängnissen aufzuklären. Engagierte Katholiken sammeln Spenden und Hilfsgüter für die Gefangnen. Diesen Gruppen gehören neben Missionaren und einheimischen Priestern und Ordensleuten auch viele Laien an“, so Pater Buccarello. „Doch es handelt sich meistens um lokale Initiativen die auf nationaler Ebene koordiniert werden sollten, damit durch politischen Druck bessere Haftbedingungen für die Häftlinge erwirkt werden können. Man braucht nur daran zu denken, dass in Madagaskar nur 1 Eurocent pro Tag pro Häftling ausgegeben wird“, so der Missionar.
„Die Situation in der Vollzugsanstalt Antanimora in Antananarivo ist bereits dramatisch, weshalb man gar nicht daran denken möchte, wie die Zustände in Gefängnissen außerhalb der Landeshauptstadt sind, über die kaum Informationen erhältlich sind“, so Pater Buccarello abschließend.
Nach Angaben des derzeitigen katholischen Kaplans der Gefängnisse in der Provinz Antananarivo, Pater Eustache Jérome Rakotozafy, ist die Situation „unter allen Gesichtspunkten dramatisch, vor allem, was die Lebensmitteversorgung angeht. Nachdem die Europäische Union 2001 die Reislieferungen nach Madagaskar eingestellt hat, mit denen die Gefängnisse wenigsten an fünf von sieben Tagen versorgt werden konnten, sind wir nicht mehr in der Lage die Gefangenen mit ausreichenden Mahlzeiten zu versorgen. In unseren Gefängnissen riskiert man sein Leben“. (LM) (Fidesdienst, 07/06/2005 - 37 Zeilen, 388 Worte)


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