AFRIKA/RUANDA - „Das gemeinschaftliche Gebet ist in Ruanda ein wichtiger Weg zur Versöhnung“, so der Pallottiner Missionare Pater Filipeck

Freitag, 4 März 2005

Rom (Fidesdienst) - „Ich bin seit 1980 in Ruanda und war dort auch während der tragischen Zeit des Völkermords. Die Mission, in der ich damals wohnte, wurde überfallen und es grenzt an ein Wunder, dass ich nicht ermordet wurde“, so Pater Stanislao Filipeck, der als Pallottiner Missionare auf eine langjährige Erfahrung in dem afrikanischen Land zurückblicken kann. „Ich glaube, dass der Prozess der Versöhnung noch lange dauern wird. Zehn Jahre sind zu wenig, wenn es darum geht, die tiefen Wunden dieses Volkes zu heilen. Wir Pallottiner wollen das Zusammenleben zwischen den Volksstämmen fördern, denn wir sind davon überzeugt, dass der Hass überwunden werden kann.“
Die Missionare der Gesellschaft des Katholischen Apostolats (SAC, Pallottiner) sind seit 1973 in Ruanda tätig und waren zunächst der polnischen Ordensregion unterstellt. Gegenwärtig sind sie eine autonome Ordensregion mit 8 Gemeinschaften in Ruanda und zwei in der Demokratischen Republik Kongo. Insgesamt gehören der Ordensregion rund 50 Missionare an, wobei die Anzahl der einheimischen Pallottiner aus Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo stetig steigt. Seit dem 1. Dezember 2003 ist der Generalobere der Region ein Ruander.
„Die Pallottiner können in Afrika auf eine lange Geschichte zurückblicken, die mit der Gründung der ersten katholischen Mission in Kamerun 1890 begann. Und es war ein deutscher Pallottiner aus Kamerun, der 1907 die polnische Gemeinschaft gründete, die demzufolge missionarischen Ursprungs ist“, so Pater Filipeck.
„1998 haben wir das Zentrum für Versöhnung „Barmherziger Jesus „ in Rusengo gegründet, wo Besucher die Möglichkeit zur Teilnahme an der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Sakraments haben“, so der Missionar. „Wir sind davon überzeugt, dass das gemeinschaftliche Gebet ein wichtiger Weg zur Versöhnung ist. Zu dem Zentrum gehört auch eine Schule für Spiritualität und ein Fortbildungszentrum für die Ausbildung von Laien, das insbesondere für Mitarbeiter der Pallottiner gedacht ist. Wir bieten die Möglichkeit zur Teilnahme an der eucharistischen Anbetung auch in einer Mission am Stadtrand von Kigali.“
„Im Rahmen unserer Friedensarbeit haben wir 2003 auch eine Mission in Kibeho eröffnet, wo es ein Marienheiligtum gibt, weil wir denken, dass die Marienspiritualität auch ein ausgezeichnetes Mittel der Versöhnung ist und zwar nicht nur in Ruanda sondern in ganz Afrika, Ein drittes wichtiges Zentrum für Spiritualität ist das Genezareth-Zentrum in Goma in der Demokratischen Republik Kongo am Ufer des Kivu-Sees“, so Pater Filipeck. „Eine weitere wichtige Einrichtung unseres Ordens ist die Pallotti Press, deren Veröffentlichungen in Kinyarwanda erscheinen und die die offiziellen Texte der katholischen Kirche druckt. Unser Verlag veröffentlicht auch die einzige Zeitschrift für Kinder in ganz Ruanda.“
Zur religiösen Situation in Ruanda sagt Pater Filipeck: „In den letzten Jahren fällt auf, dass sich die Zahl der Moscheen vervierfacht hat, auch weil unter den Muslimen die Regel gilt, wo drei Muslime sind, da ist eine Moschee. Außerdem gibt es im land viele Zeugen Jehovas mit insgesamt rund 250 Kultstätten. 1994 waren vom Staat offiziell acht Konfessionen anerkannt, heute sind es rund 50. Auch weil der Staat eine religiöse Gruppe nicht als solche, sondern als Dienstleister im Sozialen bereich anerkennt. Es ist komisch, wenn man sieht, dass die katholische Kirche mit einer einfachen Nichtregierungsorganisation gleichgestellt ist. (LM) (Fidesdienst, 04/03/2005 - 43 Zeilen, 523 Worte)


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