ASIEN/LIBANON - Armenisch-katholischer Patriarch Nerses Bedros XIX.: “Der Papst verleiht mit seinen Äußerungen zum Genozid dem Gewissen der Menschheit eine Stimme“

Montag, 13 April 2015

Roma (Fides) - “Die Strategie der türkischen Regierung, die verhindern will, dass man von einem armenischen Genozid spricht, ist zum Scheitern verurteilt. Deshalb ist die Türkei so nervös und ergreift derart strenge diplomatische Maßnahmen. Doch der Papst folgt seinem Gewissen und wiederholt, was er bereits vor zwei Jahren gesagt hat und niemand darf glauben, dass er das Gewissen des Papstes zum Schweigen bringen kann”, so der amtierende Patriarch des armenisch-katholischen Patriarchats von Kilikien Nerses Bedros XIX. zum Fidesdienst in einem Kommentar zu den Äußerungen des türkischen Außenministers über die Worte von Papst Franziskus bei der gestrigen liturgischen Feier mit armenischen Gläubigen im Petersdom.
“Ich habe erfahren”, so der Patriarch zum Fidesdienst, “dass türkische Journalisten den Petersdom verlassen haben sollen, als der Papst den armenischen Völkermord erwähnte, um die Nachricht davon sofort zu verbreiten. Und nach kürzester Zeit gab es bereits die ersten offiziellen Stellungnahmen”.
Der Primas der armenisch-katholischen Kirche lehnt manipulierende Interpretationen entschieden ab, die dem Papst eine feindliche Haltung gegenüber der Türkei oder sogar gegenüber der islamischen Welt nachsagen. “Es ist ganz offensichtlich”, so Nerses Bedros „dass solche Ausklügelungen instrumentalisiert sind. Der Papst ist nicht ‚für’ die Armenier oder ‚gegen’ die Türken. Er lehnt niemanden ab. Bei seiner Reise im vergangenen November hat er die Bedeutung der Türkei für Dialog und Aussöhnung hervorgehoben, als Brücke zwischen Europa und dem Orient. Man muss nur die vom Papst benutzten Ausdrucksweisen des Papstes bezüglich der Vernichtungen durch den Nationalsozialismus oder den Stalinismus und schließlich angesichts der jüngsten Ereignisse in Europa, Afrika oder Asien genau betrachten. Sein Blick umfasst die ganze Welt, er bringt den Sinn für Menschlichkeit zum Ausdruck. Das Gedenken und die Verurteilung der Schrecken der Vergangenheit kann verhindern, dass solche Dinge erneut geschehen, wie dies zum Beispiel heute in vielen Teilen der Welt, angefangen beim Nahen Osten der Fall ist”.
Die von Papst Franziskus angesichts des heutigen Leids der Völker im Nahen Osten benutzte Ausdrucksweisen, macht nach Ansicht von Nerses Bedros, den Versuch dem Papst eine polemische Haltung gegenüber dem Islam zu unterstellen zunichte. “Papst Franziskus”, so das Oberhaupt der armenisch-katholischen Kirche, “denkt an die ganze Welt und ist Stimme des Gewissens der Menschheit angesichts der Tragödie von Konflikten und Gewalt. Er erinnert an alle Unterdrückten, Armen und Kranken aller Länder und aller Religionen. Er hat nie zwischen dem Leid von Christen und dem der anderen unterschieden, wie alle seine Äußerungen zu den blutigen Konflikten im Nahen Osten zeigen”. (GV) (Fides 13/4/2015)


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