AFRIKA/UGANDA - Trotz der jüngsten Verhandlungen sterben immer noch Menschen in Norduganda

Mittwoch, 24 November 2004

Gulu (Fidesdienst) - „Wir warten ab, was passieren wird. Nach Jahren der Angst herrscht nun endlich vorsichtige Hoffnung, doch die Situation bleibt weiterhin unklar“, so ein Missionar aus Gulu im Gespräch mit dem Fidesdienst. Gulu ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden Ugandas, wo seit Jahren die Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) ihr Unwesen treiben. Am gestrigen 23. November lief die Waffenstillstandsfrist ab, die er ugandischen Präsident Yoweri Museveni für ein 300 Quadratmeter großes Gebiet in den Verwaltungsdistrikten Gulu, Kitgum und Pader proklamiert hatte.
„Der Waffenstillstand wurde proklamiert, damit die ehemalige Ministerin, Betty Bigombe, Verhandlungen mit führenden Vertretern der Guerilla aufnehmen konnte. Betty Bigombe traf sich zu Gesprächen mit dem Sprecher der LRA, während vom Anführer der Guerillabewegung, Joseph Kony, angenommen wird, dass er sich im Südsudan aufhält“, so der Missionar weiter. Der LRA-Anführer ließ unterdessen wissen, dass ein einwöchiger Waffenstillstand nicht ausreiche um Verhandlungen voranzubringen. Er forderte einen Waffenstillstand mit einer Dauer von 100 Tagen. „Die Regierung antwortete darauf, dass Kony während der Zeit des Waffenstillstands keine entscheidenden Schritte für den Frieden unternommen habe weshalb man keinen Grund sehe, einen Waffenstillstand von 100 Tagen zu gewährleisten. Die Regierungsstreitkräfte befürchten, dass die Guerilla den Waffenstillstand zur Neuorganisierung nutzen will“, betont der Missionar.
Mit dem Ende des Waffenstillstands wurden die militärischen Operationen wieder aufgenommen. Die Regierungseinheiten kündigten Angriffe auf Rebellen an und bestätigten, dass bei Gefechten im Sudan, rund ein Dutzend Rebellen getötet worden waren. Auf der Grundlage von Vereinbarungen zwischen der ugandischen und der sudanesischen Regierung, können ugandische Soldaten auch auf sudanesischem Territorium gegen Rebellen der LRA vorgehen.
„Der siebentägige Waffenstillstand wurde nur zum Teil eingehalten“, so der Missionar, „in dem Gebiet, in dem der von der Regierung proklamierte Waffenstillstand gelten sollte, gab es keine größeren Angriffe. In anderen Gebieten wurden Angriffe der Rebellen auf mehrere Dörfer gemeldet. Die Regierung hat Rebellen, die keine Gewalt verüben, angeboten in das Waffenstillstandsgebiet überzusiedeln.“
Vor allem der Zivilbevölkerung kam der Waffenstillstand zugute: „Die Atmosphäre hat sich entspannt, die Menschen sind etwas lockerer. Es kamen sogar weniger Kinder zu uns, die im Allgemeinen in der Nacht in unseren Pfarreien vor der Gewalt der Rebellen Zuflucht suchen.“, berichtet der Missionar.
„Die Situation ist jedoch noch unklar und die Menschen warten ab, was in den kommenden Tagen passieren wird. Regierungstreue Tageszeitungen berichten umfassend von neuen Militäroffensiven der Regierung gegen die Guerillakämpfer. Ein Zeichen, dass darauf hindeutet, dass man weiterhin für militärische Lösungen optiert. Deshalb hat es überhaupt nicht den Anschein, als ob der Frieden bevorstünde“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 24/11/2004 - 40 Zeilen, 425 Worte)


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