ASIEN/VIETNAM - Die Regierung lässt zehntausend Gefangene frei. Ein Bischof: „Man denke auch an jene, die für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie kämpfen“

Montag, 29 August 2011

Hanoi (Fidesdienst) - Der Präsident von Vietnam, Truong Tan Sang, hat die Freilassung von 10.000 Gefangene angeordnet auf Grundlage einer Amnestie, die jährlich anlässlich des am 2. September gefeierten Festes der nationalen Unabhängigkeit gewährt wird. Nach ersten Informationen handelt es sich um Personen, die aufgrund allgemeiner Vergehen im Gefängnis sitzen und unter den Befreiten befinden sich keine hochrangigen politischen Dissidenten. Es gäbe jedoch einige Vertreter der ethnischen Minderheiten aus dem zentralen Hochland von Vietnam. In diesem Gebiet befinden sich die sogenannten „Montagnard“ (Bergvolk), die für die Religionsfreiheit und die Achtung der Menschenrechte kämpfen, in der überwiegenden Mehrheit Christen sind und von der vietnamesischen Regierung schon immer unterdrückt und marginalisiert worden waren.
Unter den 10.535 Inhaftierten, die freigelassen werden, sind elf Ausländer, die Haftstrafen für Verbrechen allgemeiner Kriminalität verbüßen. Die Freilassung der Gefangenen ist ein Brauch anlässlich des Festes der Unabhängigkeit: im vergangenen Jahr wurden 17.000 Personen freigelassen, 5.000 im Jahr 2009.
Bischof Paul Nguyen Thai Hop, OP, Bischof von Vinh und Vorsitzender der Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ der Bischofskonferenz von Vietnam, kommentierte gegenüber Fides: „Die Amnestie ist eine Maßnahme, die jedes Jahr wiederholt wird und betrifft häufig Gefangene wegen Vergehen gegen die Sicherheit, nicht Personen, die sich aus Gewissensgründen im Haft befinden. Wir haben die offizielle Liste der freigelassenen Personen noch nicht. Was die Leute fordern ist, dass man sich bei dieser Gelegenheit auch an diejenigen erinnere, die aus politischen Gründen und aus Gewissensgründen im Gefängnis sind, Menschen die für Freiheit, Recht, Gerechtigkeit und Demokratie kämpfen. Eine gute Nachricht ist auf jeden Fall, dass einige Mitglieder der ethnischen Minderheiten des zentralen Hochlands befreit wurden.“ Die bischöfliche Kommission Gerechtigkeit und Frieden „beobachtet die Situation der Achtung der Menschenrechte, des Friedens und der Gerechtigkeit in Vietnam mit großer Aufmerksamkeit und tauscht sich diesbezüglich auch mit nicht-katholischen Intellektuellen und Mitgliedern der Kommunistischen Partei aus."
Das vietnamesische Strafgesetzbuches sieht die Freiheitsstrafe auch für diejenigen vor, die die Regierung öffentlich kritisieren. Die vietnamesische Justiz hat Christen und politische Gruppen, die nicht von der Regierung anerkannt sind, mit langen Haftstrafen belegt. Nach Ansicht der Kommission für die Menschenrechte befinden sich mindestens 258 politische Gefangene und Gefangene aus Gewissensgründen in den vietnamesischen Gefängnissen und werden dort ausschließlich aufgrund ihrer Ideen festgehalten. (PA) (Fidesdienst 29/08/2011)


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