ASIEN/INDIEN - Stopp für Kirchenbau in Orissa: Verstöße gegen die Religionsfreiheit und Diskriminierung von Christen

Montag, 22 August 2011

Bhubaneswar (Fidesdienst) – Kurz vor dem dritten Jahrestag der Massaker in Orissa (Gedenktag: 24. August) kommt es zu weiteren Verstößen gegen die Rechte von christlichen Gläubigen und Gewalt gegen Christen auf politischer, rechtlicher, wirtschaftlicher und sozialer Ebene. Am 24. August, dem Gedenktag der Massaker des Jahres 2008, versammeln sich Christen in Orissa zum Gebet und gedenken dabei gemeinsam der Opfer, wobei sie aber auch die eigene Stimme gegen die Ungerechtigkeit erheben, von der sie bis heute betroffen sind. Wie Beobachter dem Fidesdienst mitteilen, kam es in der Diözese Cuttak-Bhubaneswar zu weiteren offensichtlichen Verstößen gegen die Rechte der Christen seitens der lokalen Behörden, die zum Beispiel den Wiederaufbau von im Zusammenhang mit den gewaltsamen Episoden zerstörten Kirchen und den Bau von neuen Kirchen in den nach den Massakern entstandenen christlichen Siedlungen verbieten.
Die Lokalregierung im Distrikt Kandhamal (der am meisten von den Massakern betroffen war) wandte sich in einem Brief an den Pfarrer der katholischen Gemeinde „Unsere Liebe Frau von der Wunderbaren Medaille“ in Mondasoro, und bat um umgehende Einstellung der Wiederaufbauarbeiten einer Kapelle im Dorf Padunabadi. Bei dem Baugrundstück handle es sich um Staatseigentum. „Die Dorfkirche“, so Pfarrer Laxmikant Pradhan zum Fidesdienst, „existiert seit über zwei Generationen“. Die Anordnung, die den Wiederaufbau der Kirche verbiete, sei eine offensichtliche Ungerechtigkeit gegenüber den christlichen Gläubigen, die bereits unter Vertreibung, Hunger und Armut leiden.
Mondasoro ist jedoch nicht der einzige Fall: vor einigen Tagen hatte die Regierung den Baustopp für eine katholische Kirche in Nadagiri (ebenfalls im Distrikt) Kandhamal angeordnet. Nandagiri ist ein Stadtviertel, in dem sich zahlreiche christliche Familien nach dem Massaker im Jahr 2008 ansiedelten, die nicht in ihre Dörfer zurückkehren konnten, da diese von Hindus besetzt waren. In der Siedlung leben 54 katholische und 17 protestantische Familien, die dort bisher in provisorischen Kultstätten ihren Glauben praktizierten und nun mit dem Bau einer Kapelle begonnen hatten. Die Regierung, so die Beobachter, habe den Baustopp infolge von Beschwerden seitens radikaler Hindus angeordnet, was gegen die Religionsfreiheit verstößt, die in der indischen Verfassung verankert ist.
„Die einheimischen Christen werden versuchen, sich dieser ungerechten Anordnung zu widersetzen und das Recht auf den eigenen Kultus verteidigen“, so die Beobachter weiter. Der Global Council of Indian Christians (GCIC), der auch in Orissa aktiv ist und sich dort für den Schutz der Rechte der Christen einsetzt, wandte sich in einem offenen Schreiben an den Premierminister von Orissa, Shree Naveen Patnakiji, und fordert die Widerrufung der Anordnungen, die der indischen Verfassung widersprechen und bittet gleichsam um den Schutz des Anspruchs der Christen auf das Bekennen des eigenen Glaubens.
Tausende christliche Gläubige in Kandhamal werden dort weiterhin als Binnenflüchtlinge in provisorischen Siedlungen in den Randgebieten der Städte leben. Sie haben ihr Hab und Gut verloren, leben in Armut und leiden unter Arbeitslosigkeit. Außerdem werden die Prozesse gegen die Verantwortlichen der Massaker im Jahr 2008 beeinträchtigt, so dass es oft zum Freispruch kommt, was zu einer allgemeinen Straffreiheit führt. Diese Themen werden im Mittelpunkt des Gedenktags am 24. August stehen, der insbesondere auch das Augenmerk der indischen Zentralregierung auf die tragische Situation in Orissa lenken soll. (PA) (Fidesdienst, 22/08/2011)


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