ASIEN/MALAYSIA - Kurswechsel bei der islamischen Partei: neue Hoffnung für die politische Zukunft des Landes

Freitag, 17 Juni 2011

Kuala Lumpur (Fidesdienst) – Die Islamische Partei Malaysias „Parti Islam Se Malaysia“ (PAS) brachte eine interne Reform auf den Weg und will sich dabei von der restriktiven Auslegung des Islam entfernen und das eigenen Programm künftig stärker an den Belangen des Sozialstaates (welfare state) ausrichten. Dies bekräftigten die Teilnehmer des jüngsten Parteikongresses, bei dem auch ein neuer Parteivorstand gewählt wurde, womit eine neue Saison beginnen soll, die Beobachter bereits als „Revolution“ im malaiischen Parteiensystem bezeichnen.
Der Kongress, so Beobachter aus christlichen Kreisen in Malaysia zum Fidesdienst, habe neue Hoffung in der Zvilgesellschaften und insbesondere unter den nichtmuslimischen Bevölkerungsteilen geweckt, die 40% der Bevölkerung ausmachen. Die PAS war bisher als fundamentalistische islamische Partei bekannt, die für die Verbreitung der Theokratie und der islamischen Gesetze in der Gesellschaft stand.
Bei der jüngsten Versammlung der PAS (die im Parlament des Landes 23 Sitze hat) wurde die islamistische Agenda zugunsten des Engagements für den Sozialstaat „abgespeckt“. Mit dem Kurswechsel werden wohl auch Zeichen für die kommenden Wahlen gesetzt, die 2013 in Malaysia stattfinden sollen, jedoch aufgrund der derzeitigen politischen Lage im Land auch vorgezogen werden könnten.
„Die Partei hat einen neuen Vorstand gewählt, in dem nicht mehr nur Ulama vertreten sind, sondern auch Vertreter der Zivilgesellschaft Führungspositionen innehaben, wie zum Beispiel der designierte Parteivorsitzende Mohamed Sabu und die stellvertretenden Vorsitzenden Salahuddin Ayub, Datuk Husam Musa und Datuk Mahfuz. Bei ihnen handelt es sich um Ärzte, Ingenieure und Unternehmer, die vor dem Hintergrund ihre Berufe auch um die Belange der nichtmuslimischen Minderheiten wissen. Wie der Beobachter betont handelt es sich um „Personen mit einer pluralistischen Gesellschaftsvision, die auch die christliche Glaubensgemeinschaft respektieren: dies macht uns Hoffnung für die politische Zukunft in Malaysia“.
Die P’AS will sich künftig vor allem für die Bekämpfung von Korruption, Rassismus, Machtmissbrauch einsetzen und „Moral im öffentlichen Leben“ fördern. Obschon einige Beobachter den Kurswechsel als rein „kosmetische Operation“ bezeichnen, da die Statuten der Partei, die auf einer islamistischen Vision des Staates basieren, nicht geändert wurden, hoffen die nichtmuslimischen Kreise in Malaysia, dass durch diese neue Ausrichtung eine Alternative zur Regierungspartei UMNO entsteht, die das Land seit 54 Jahren regiert. Man hofft, dass die PAS in einem Bündnis mit der People Justice Party und der Democratic Action Party (die die chinesischen Bevölkerungsteile vertritt) eine Koalition entsteht, die sich für die Rechte aller Bürger des Landes einsetzt, unabhängig von der Zugerhörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft, Volksgruppe oder zu einem bestimmten Kulturkreis.
Malaysia ist ein multiethnisches und multireligiöses Land: rund 60% der insgesamt 28 Millionen Einwohner sind malaiischer Abstammung und Muslime. Die ethnischen Minderheiten (Chinesen 26%, Inder 8%, eingeborene Volksstämme) umfassen unterschiedliche religiöse Minderheiten: Christen (8%, davon 900.000 Katholiken), Buddhisten (7%), Hinduisten (7%), Stammesreligionen (25%), andere Kulte (5%). (PA) (Fidesdienst, 17/06/2011)


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