Kuala Lumpur (Fides) - "Die Christen fühlen sich dem Gemeinwohl des Landes verpflichtet und haben keinerlei Absicht, die Nation zu missionieren oder zu christianisieren", so der malaysische Kirchenrat (Christian Counsil of Malesia, CCM) nach Bekanntgabe der Ergebnisse der Parlamentswahlen vom 19. November, aus denen das Land es mit einem Parlament ohne starke Mehrheit hervorging. Die von Oppositionsführer Anwar Ibrahim geführte „Pakatan Harapan“-Bündnis erhielt 82 Sitze in der 222 Mitglieder zählenden Versammlung, während die „Perikatan Nasional“-Partei des ehemaligen Premierministers Muhyiddin Yassin mit 73 Sitze erheilt und das "Barisan Nasional"-Bündnis unter Führung der "United Malays National Organisation" einen starken Stimmenverlust verzeichnete und nur 30 erhielt. Die politische Landschaft erscheint Beobachtern zufolge zunehmend zersplittert.
Der Kirchenrat - ein Gremium, in dem sich protestantischen Kirchen und die orthodoxe Kirche des Landes zusammenschließen - bekräftiget, dass die malaysischen Christen, die in allen Bundesstaaten vertreten sind, sich als Staatsbürger betrachten sind und sich als solche jeden Tag für das Gemeinwohl der Nation einsetzen. Der Rat kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere ein Video, in dem der ehemalige Premierminister Tan Sri Muhyiddin Yassin erklärte, das „Pakatan Harapan“-Bündnis werden von Juden und Christen unterstützt, die eine Christianisierung Malaysias anstrebten.
Der Generalsekretär des Rates, Pastor Jonathan Jesudas sagte, eine solche Aussage sei „falsch und unverantwortlich". "Wir leben in einem multireligiösen und multirassischen Land, und die Empfindlichkeiten der einzelnen Gemeinschaften müssen in öffentlichen Foren berücksichtigt werden. Solche unbedachten Äußerungen können zu rassistischen und religiösen Spannungen und Konflikten führen", warnte Jesudas, der dazu aufrief, "die Wahrheit und das Empfinden der verschiedenen Religionen zu respektieren".
Die "Christian Federation of Malaysia", ein weiteres Gremium, der auch die katholische Kirche angehört, äußerte ebenfalls "große Besorgnis" über die Äußerungen des ehemaligen Premierministers Tan Sri Muhyiddin Yassin. "Äußerungen von Politikern sollten keine Konflikte und Verleumdungen aufrührerischer Art transportieren, um die Unterstützung einer bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppe zu gewinnen", heißt es in einer Mitteilung des Verbandes. Die Organisation erinnert daran, dass die Worte von Politikern "den Frieden, die Harmonie und das Wohlergehen aller Bürger in unserem geliebten Malaysia" nicht stören sollten. Christen wollten dazu beitragen, eine "geeintere und stärkere Nation" zu schaffen, schrieb die „Christian Federation of Malaysia“, die ihr Engagement und ihre Gebete versicherte, "um reichlich Segen für das Land zu erbitten".
Der Vorsitzende der derzeitigen Mehrheitskoalition, Anwar Ibrahim, rief die Bevölkerung unterdessen auf, sich stets gegen Rassismus und religiösen Fanatismus zu stellen, und "sich nicht durch rassistische Botschaften gegeneinander zu wenden". „Als Muslim wurde mir nie beigebracht, andere Ethnien oder Religionen zu hassen. Wenn wir dem religiösen Fanatismus nicht Einhalt gebieten, kann er zu einer sehr ernsten Gefahr werden", betonte er.
Malaysia ist ein Land, das durch ethnischen und religiösen Pluralismus gekennzeichnet ist. Die 32 Millionen Einwohner teilen sich in drei ethnische Hauptgruppen auf: Malaien, Inder und Chinesen. Die Bevölkerung besteht zu 60 % aus Muslimen, zu 20 % aus Buddhisten, zu 10 % aus Christen, zu 6,3 % aus Hindus und schließlich aus anderen einheimischen Minderheiten. Unter den 13 Bundesstaaten der Föderation befinden sich die beiden Staaten Sarawak und Sabah (auf der Insel Borneo), in denen rund zwei Drittel der Christen des Landes leben. Im ganzen Land gibt es rund 1,2 Millionen Katholiken.
(PA) (Fides 21/11/2022)