AFRIKA/SUDAN - Einheimischer Pfarrer zum Fidesdienst: „Abyei ist eine ausgestorbene Stadt: die Menschen haben die Flucht ergriffen“

Montag, 23 Mai 2011

Abyei (Fidesdienst) – „Wir haben nur bruchstückhafte Informationen aus Abyei, doch aus dem, was uns die Einwohner berichten, die die Stadt verlassen haben, ist diese vollkommen ausgestorben“, so ein Gemeindepfarrer aus Abyei zum Fidesdienst, der sich zum Zeitpunkt der Eroberung durch die Soldaten des Nordsudan am 21. Mai nicht selbst in der Stadt aufhielt. „Wie aus einer Verlautbarung der Vereinten Nationen hervorgeht, sind rund 50.000 Menschen aus der Region Abyei und den umliegenden Dörfern geflohen. Dies ist eine humanitäre Katastrophe, denn diesen Menschen hilft niemand“, so der Priester weiter, „die Einheiten aus dem Norden haben Abey nach zweitägigen Bombenangriffen eingenommen.“
Die Besetzung von Abyei durch Einheiten aus Khartum wurde bereits von der Europäischen Union und vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilt, der die sudanesische Regierung zum umgehenden Rückzug der Soldaten aus der Stadt aufforderte. Die Behörden in Khartum bekräftigten, man habe mit der militärischen Operation auf den Überfall auf einen von den Soldaten der UNMIS (Mission der Vereinten Nationen im Sudan) eskortierten Konvoi der nordsudanesischen Armee reagiert. Ein Sprecher der Regierung in Khartum hatte die Armee des Südsudan (South People Liberation Army) beschuldigt für den Überfall verantwortlich gewesen zu sein, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen (vgl. Fidesdienst vom 21/05/2011).
Auf der Grundlage der im Jahr 2005 von der Regierung in Nairobi und den Rebellen der SPLA in Nairobi unterzeichneten Friedensvereinbarungen, sollte über die Region Abyei ein Referendum entscheiden, das gleichzeitig mit dem Volksentscheid zu Unabhängigkeit stattfinden sollte, das im vergangenen Januar stattfand und bei dem die Befürworter der Unabhängigkeit in großer Überzahl waren. Das Referendum zur Abyei-Frage, wurde jedoch nicht durchgeführt, weil man sie uneinig war, ob die zahlreichen Nomaden, die sich nur zu bestimmten Zeiten des Jahres in der Gegend niederlassen Anspruch auf Wahlrecht haben sollten. Im Juli wird die Unabhängigkeit des Südsudan offiziell proklamiert, doch die Spannungen im Hinblick auf die Region Abyei sowie die interne Spannungen werden für die Zukunft des neuen Staat eine Hypothek sein, die man nicht unterbewerten darf. (LM) (Fidesdienst, 23/05/2011)


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