ASIEN/PAKISTAN - Angst vor weiteren Übergriffen: Christen fliehen aus Gujranwala

Montag, 2 Mai 2011

Lahore (Fidesdienst) – Die beiden christlichen Viertel „Aziz Colony“ und „Gulzar Colony“ in Gujranwala (in der pakistanischen Provinz Punjab) verlassen ihre Wohnungen aus Angst vor weiteren Episoden der Gewalt nach den Übergriffen vom 30. April. Vor zwei Tagen hatten über 500 Extremisten das Dorf angegriffen, in dem über 2.500 christliche Gläubige leben. Vorwand für den Überfall war das Auffinden einer verbrannten Koranausgabe auf dem christlichen Friedhof der Siedlungen. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, befürchtet man ein Blutbad, wie in Gojfra, wo im Sommer 2009 Häuser von Christen in Brand gesteckt wurden und 9 Christen bei lebendigem Leib verbrannten, nachdem es zu falschen Anschuldigungen der Blasphemie gekommen war.
Christen leben in pakistanischen Städten in einer Art Ghetto (so genannten Kolonien), so dass es einfach ist, gezielte Überfälle und Massaker zu verüben, was am vergangenen Samstag nur durch das rasche Eingreifen der Polizei verhindert werden konnte. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden unterdessen nach Bekanntwerden des Todes von Bin Laden weiter verstärkt, doch die Lage bleibt angespannt. Auch Paul Bhatti, der Sonderberater der pakistanischen Regierung für religiöse Minderheiten, besuchte indes Gujranwala um die Verbundenheit der Regierung mit den christlichen Minderheiten zum Ausdruck zu bringen. Dabei betonte er: „Die Situation ist unter Kontrolle und das Eingreifen der Sicherheitsbeamten konnte schwere Unfälle verhindern“. Die Polizei nahm im Zusammenhang mit der jüngsten Episode 20 Extremisten und drei Christen fest. Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten handelt es sich bei dem angeblichen Motiv der Überfälle um eine weitere Provokation derer, die Vorwände suchen, um Christen anzugreifen und Hass und religiöse Gewalt zu schüren. In der Nähe der christlichen Siedlungen war ein Spruchband aufgehängt worden, auf dem es hieß: „Wir verurteilen die Verbrennung des Koran und die Beleidigung des Propheten durch Christen“. Das Spruchband zierten auch beleidigende Schimpfworte gegen Christen.
In der Region um Gujranwala war es bereits vor zwei Wochen zu antichristlicher Gewalt gekommen. Auslöser war die Festnahme der beiden Christen Mushtaq Gill und dessen Sohn Farrukh, die angeblich eine Koranausgabe geschändet haben sollen (vgl. Fidesdienst, vom 18/04/2011). Wie Beobachter betonen ist die Stadt eine Hochburg radikalislamischer Gruppen in Punjab und damit ein Gebiet in dem religiöse Minderheiten höchster Gefahr ausgesetzt sind. (PA) (Fidesdienst, 02/05/2011)


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