ASIEN/PAKISTAN - Wer sich dem Blasphemiegesetzt widersetzt gilt als „Feind des Islam“

Freitag, 18 Februar 2011

Lahore (Fidesdienst) – Jeder der sich dem umstrittenen Blasphemieparagraphen widersetzt (Art. 295b und 295c des Pakistanischen Strafgesetzbuchs) „macht sich selbst der Blasphemie schuldig und ist als Feind des Islam zu betrachten“: so radikalislamische Gruppen in Pakistan, die damit jeden Versuch einer Änderung oder Revision vereiteln wollen. Bürger und Politiker des Landes betrachten diese Entwicklung mit Sorge, wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, denn „religiöse Minderheiten werden in eine Ecke gedrängt und zum Schweigen verurteilt“.
Opfer des Versuchs der Einschüchterung ist auch die Abgeordnete Sherry Rehman von der Pakistan Peoples Party, die beim pakistanischen Parlament eine Motion zur Änderung des Blasphemieparagraphen eingereicht hatte. Ein Gericht in Multan, das Anklage gegen Frau Rehman erheben will, ist derzeit auf der Suche nach einer Polizeibehörde, die den so genannten „First Information Report“ registriert, damit ein entsprechendes Gerichtsverfahren auf den Weg gebracht werden kann.
„Die Situation spitzt sich zu. Radikalislamische Gruppen würden gerne jeden zum Tode verurteilen, der sich dem Blasphemiegesetz widersetzt und niemand scheint diese Gruppen aufzuhalten“, so Joseph Naddeem von der „Renaissance Education Foundation“ mit Sitz in Lahore zum Fidesdienst. In Trägerschaft der Stiftung befinden sich in Lahore mehrere Schulen, die von tausenden Kindern aus christlichen Gemeinden und anderen religiösen Minderheiten besucht werden. „Wir hoffen auf den Beistand Gottes und das Gebet von Papst Benedikt XVI., der bereits gezeigt hat, wie sehr er sich mit uns verbunden fühlt“.
„Es ist paradox: wenn diejenigen, die das Blasphemiegesetz kritisieren allein dafür als schuldig befinden werden, dann ist dies absurd, und es ist, als ob man den Christen eine Pistole an die Schläfe halten würde. Wir sind bestürzt und besorgt, denn der islamische Extremismus schreitet immer weiter voran“, so Haroon Barket Mashi, Vorsitzender der „Masihi-Foundation“, im Gespräch mit dem Fidesdienst. Die Stiftung leistet materiellen und rechtlichen Beistand im Fall Asia Bibi.
Der pakistanische katholische Priester Bonnie Mendes (Koordinator der Region Asien in der Asienabteilung bei Caritas Internationalis) bestätigt, dass die Gefahr der wachsenden Intoleranz besteht, möchte jedoch auch auf positive Entwicklungen hinweisen: „Der interreligiöse Dialog wird trotz anhaltender Spannungen auf allen Ebenen weitergeführt; viele gemäßigte Muslime zeigen dabei großen Mut; Ein muslimischer Polizist, der im Juli 2010 bei einem Überfall auf zwei Christen verletzt wurde, teilte zum Beispiel mit, dass er gegen die Mörder aussagen wird, die sich jedoch bisher noch auf freiem Fuß befinden“. (PA) (Fidesdienst, 18/02/2011)


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