ASIEN/INDONESIEN - Übergriffe auf drei Kirchen, Priester misshandelt; Bischof von Pujasumrta: es handelt sich vermutlich um „organisierte Gewalt“

Dienstag, 8 Februar 2011

Semarang (Fidesdienst) – Am Rande einer Demonstration in Temanggung, einer Stadt in der Erzdiözese Semarang auf der indonesischen Insel Java, kam zu Übergriffen auf drei christliche Kirchen, darunter eine katholische, und Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Bei dem Übergriff auf die Katholische wurde der katholische Gemeindepfarrer wurde misshandelt.
Wie Beobachter dem Fidesdienst berichten, haben am heutigen 8. Februar über 1.500 muslimische Extremisten infolge eines als „zu milde“ betrachteten Gerichtsurteils zu einer öffentlichen Protestkundgebung aufgerufen, das einen 58jährigen Christen, Antonius Bawengan, der wegen Verteilens von Flugblättern, die den Islam beleidigen angeklagt war, zu 5 Jahren haft verurteilt. Die Demonstranten forderten ein Todesurteil, wohingegen das Gericht bereits die höchste vorgesehene Strafe verhängt hat.
Unter den Demonstranten, so die Beobachter, waren auch Milizionäre der Islamic Defenders Front, die „Bethel Church“ und die „Pantekosta Church“, beides protestantische Kirchen, in Brand steckten und die katholische Kirche „St. Peter und Paul“ angriffen. P. Saldanha, der Gemeindepfarrer, der versuchte, seine Kirche zu schützen, wurde dabei misshandelt und steht unter Schock. Über 1.000 Polizeibeamte versuchten die Demonstranten in Schach zu halten, wobei es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten kam.
Der Sekretär der Bischofskonferenz, Bischof Johannes Pujasumarta von Semarang, betont im Gespräch mit dem Fidesdienst, „Wir sind entsetzt über die Ereignisse. Gewalt ist nie eine Lösung. Wir fordern alle, Muslime und Christen, auf, die Probleme mit gesundem Menschenverstand und im Geiste der Geschwisterlichkeit zu lösen. Wir müssen Zeichen des Friedens setzen.“ In diesem Sinn bereitet der Erzbischof einen Hirtenbrief vor, indem er die Gewalt verurteilt, aber auch zu Engagement für Frieden und Aussöhnung aufruft.
Zu den Ursachen sagt Erzbischof Pujasumarta: „Temanggung ist eigentlich ein friedlicher Ort. Die Extremisten müssen von außerhalb gekommen sein. Dies lässt mich vermuten, dass es sich um geplante und organisierte Gewalt handelt“.
Diese Ansicht teilt auch der Jesuitenpater Ignatius Ismartono, der seit Jahren im Auftrag der Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog verantwortlich ist. Im Gespräch mit dem Fidesdienst sagt er: „Die Gewalt, zu der es in den vergangenen Tagen gegen die Ahmadi kam und diese jüngsten Übergriffe auf Christen zeigen: die Intoleranz nimmt zu – in einem Kontext, wie dem indonesischen, der sich eigentlich durch das friedliche Zusammenleben auszeichnet – lässt dies vermuten, dass sich finstere Kräfte dahinter verbergen, die Spannungen in der Gesellschaft schüren wollen. Die Gewalt in Temanggung wurde tagelang vorbereitet, doch die Polizei hat nichts getan, um der Gewalt vorzubeugen.“
Ein weiterer Aspekt, den man in betracht ziehen sollte, ist nach Ansicht von P. Ismartono, die Tatsache, dass „dieses Blasphemiegesetz sich für Einschränkungen und Missbrauch anbietet. Ein Ausschuss unter Leitung des ehemaligen indonesischen Abdhrrahman Wahid, ein bekannter Vertreter der muslimischen Glaubensgemeinschaft, der sich aus Mitgliedern verschiedener Nichtregierungsorganisationen zusammensetzt, hatte eine Abschaffung oder eine Revision gefordert, doch das Verfassungsgericht hat die Legitimität des Blasphemiegesetzes letztes Jahr bestätigt. Es besteht die Gefahr, dass es vor allem als Waffe gegen Minderheiten, wie Ahmadi und Christen zum Einsatz kommt“ (vgl. Fidesdienst, vom 21. April 2010).
Wie aus einem jüngsten Bericht des „Setara Institute for Peace and Democracy“ hervorgeht, kam es allein 2010 zu 216 Fällen des Verstoßes gegen die Religionsfreiheit in Indonesien. Davon waren, wie es in dem Bericht heißt, 43 christliche Kultstätten betroffen. (PA) (Fidesdienst, 08/021/2011)


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