ASIEN/SRI LANKA - Neue Hoffnung auf Frieden in Sri Lanka: Norwegischer Mittler versucht das Vertrauen zwischen der Regierung und den Rebellen wieder herzustellen

Mittwoch, 15 September 2004

Colombo (Fidesdienst) - Nach monatelangem Stillstand und ungewissen Perspektiven gibt es in Sri Lanka wieder Grund zur Hoffnung. „Die Hoffnung auf eine Befriedung des Landes“, so ein Beobachter aus kirchlichen Kreisen in Sri Lanka, „ war sehr gering geworden und es schien als ob sich die Situation des Landes wieder verschlechtern könnte. Doch heut hoffen wir wieder auf eine schrittweise Verbesserung. Die beteiligten Parteien sollten auf einige Ansprüche verzichten und sich dabei vor allem das Schicksal der Bürger des Landes vor Augen führen, die des Konfliktes müde sind und im vergangen Jahr endlich wieder erfahren konnten, was ein normales Leben in einem friedlichen Klima bedeutet“.
Ein positives Signal ist in diesem Zusammenhang vor allem der Besuch des norwegischen Mittlers Erik Solheim, der vor einigen Tagen auf der Insel eingetroffen ist und Gespräche mit Vertretern der Regierung und der Rebellen führen wird, damit die Verhandlungen, die vor einem Jahr unterbrochen wurden, wieder aufgenommen werden können. Solheim wird sich zunächst mit führenden Politikern in Colombo treffen und dann in die von den Rebellen kontrollierten Gebiete im Norden des Landes weiterreisen. Noch in der vergangenen Woche hatten die Rebellen eine Wiederaufnahme der Gespräche gefordert.
Das Hauptproblem ist nach Ansicht des Beobachters die Wiederherstellung des Vertrauens zwischen den Parteien, das durch verschiedene Episoden in der letzten Zeit untergraben worden war. Ausschlaggebend sei dabei vor allem eine Spaltung in den Reihen der Tamilen gewesen, nachdem eine neue Führungspersönlichkeit namens Karuna in der Rebellenbewegung Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) aufgetaucht war. Dieser soll von der Regierung unterstützt werden.
Staatspräsidentin Kumaratunga hatte selbst vor kurzem erklärt, sie sei zu einer Wiederaufnahme der Gespräche mit der LTTE bereit. Nach Ansicht des Beobachters müssen jedoch zunächst die Unklarheiten im Zusammenhang mit dem Rebellenführer Karuna ausgeräumt werden.
In einem jüngsten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch heißt es, dass der Waffenstillstand, der seit nunmehr zwei Jahren in Kraft ist, nicht zu einem Rückgang der Gewalt geführt haben. Zeichen der Spannung stellten auch europäische Beobachter vor Ort fest: sie beklagen wiederholte beiderseitige Verstöße gegen den Waffenstillstand.
Unterdessen forderten auch die Bischöfe des Landes in der Sorge um den Friedensprozess die beteiligten Parteien auf, „den Weg des Friedens nicht zu verlassen und der Gewalt nicht nachzugeben, um nicht wieder in die finstere Zeit des Hasses und des Krieges zurückzukehren“. Sowohl unter den Tamilen als auch unter den Singhalesen gibt es Katholiken, die auf diese Weise eine Brückenfunktion zwischen den beiden Volksstämmen übernehmen, indem sie Programme zur Förderung der Versöhnung in den Schulen durchführen und damit vor allem zum Heranwachsen neuer Generationen beitragen wollen, die dem Land ein freies und friedliches Gesicht geben. (PA) (Fidesdienst, 15/09/2004 - 29 Zeilen, 344 Worte)


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