AFRIKA/MADAGASKAR - Putschisten: Planen die Behörden vielleicht doch eine gewaltsam erzwungene Lösung? Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst

Freitag, 19 November 2010

Antananarivo (Fidesdienst) – Die Behörden in Madagaskar forderten die Zivilbevölkerung in der Umgebung der Kaserne am Stadtrand von Antananarivo, in der sich die aufständischen Soldaten befinden (vgl. Fidesdienst vom 18. November 2010) auf, das Gebiet zu verlassen. „Es scheint, als ob eine gewaltsame Lösung geplant wird“, so der Leiter von Radio Don Bosco, Pfarrer Luca Treglia, im Gespräch mit dem Fidesdienst. Die Redaktion des katholischen Radiosenders befindet sich in etwa 150 Meter Entfernung von der Kaserne, in der sich die Putschisten aufhalten. „Ich kam gegen 5.30 Uhr in die Redaktion und habe in der Umgebung Dutzende Lkws mit bewaffneten Soldaten gesehen. Dann forderten die Behörden die Zivilbevölkerung (größtenteils Familienangehörige von Soldaten) in der Kaserne und der Umgebung auf, das Gebiet zu verlassen“.
„Es wird angenommen, dass ein Angriff verübt werden soll, auch wenn dem Anschein nach die Verhandlungen über eine gewaltlose Lösung fortgesetzt werden sollen. Gestern hatten die Putschisten, rund zwei Dutzend an der Zahl, ein einer Verlautbarung betont, man wolle kein Blutvergießen. Dabei hielten sie jedoch an ihren Forderungen fest: Amtsenthebung der Minister und Übernahme der Regierungsmacht“, so Pfarrer Treglia.
Die aufständischen Soldaten scheinen unterschiedlicher Herkunft zu sein. „Es handelt sich größtenteils um Offiziere, von denen einige auch dem Übergangspräsidenten Andry Rajoelina nahe stehen“, so der Beobachter. „Es befindet sich unter ihnen auch ein Oberst, dem man schwere Vergehen zur Zeit des Präsidenten Ratsiraka vorwirft, und der sich unter der Regierung des Präsidenten Ravalomanana in Haft befand und von Rajoelina aus dem Gefängnis entlassen wurde. Es sind auch Gerüchte im Umlauf, dass einige aufständische Militärs die Gruppe verlassen haben sollen“, so der Leiter von Radio Don Bosco weiter.
Unterdessen tagte am 19. November zum zweiten Mal die Kammer des Senats zur Billigung des Hausalts 2011 während die Stimmen des Volksentscheids über die Verfassung vom 17. November ausgezählt werden. „Nach ersten Angaben lag die Beteiligung der stimmberechtigten Bürger bei 49,68%, wobei bisher rund 70,39% „Ja“-Stimmen und 29,61 „Nein“-Stimmen ausgezählt wurden. Dabei wurden bisher rund 53% der abgegebenen Stimmen berücksichtigt“, so Pfarrer Treglia abschließend. (LM) (Fidesdienst, 19/11/2010)


Teilen: