ASIEN/INDIEN - Christen wegen „Zwangsbekehrungen“ misshandelt und festgehalten

Dienstag, 26 Oktober 2010

New Delhi (Fidesdienst) – Christen, die im in sozialen Werken oder in Schulen tätig sind oder das Evangelium verkünden, sind eine beliebte Zielscheibe extremistischer hinduistischer (aber auch buddhistischer) Gruppen, die sie der „Zwangsbekehrung“ beschuldigen. In jüngster Vergangenheit gab es zwei solcher Fälle in Karnataka (Südwestindien) und Jammu und Kaschmir (Nordwestindien).
Am 24. Oktober wurde in Karnataka ein Lehrer der katholischen „Heiligkreuz“-Schule von hinduistischen Extremisten angegriffen, die ihm vorwarfen, dass er Studenten bekehren wolle. Die Extremisten, die nach eigener Aussage der im Staat Karnataka regierenden hinduistischen „Baratiya Janata Party“ nahe stehen fingen ihn nach Schulende ab und schlugen gewaltsam auf ihn ein. Die Milizionäre informierten auch die lokalen Medien über ihr Vorgehen und den gegen den Lehrer gehegten Verdacht. Das Opfer der Gewalt musste ins örtliche Krankenhaus eingeliefert werden. Vertreter des „All India Christian Council“, in dem sich christliche Religionsvertreter der verschiedenen Konfessionen zusammenschließen, betonen gegenüber dem Fidesdienst, dass es sich bei dem angeblichen Tatmotiv nur um einen Vorwand handelt und er im Grunde wegen seines christlichen Glaubens misshandelt wurde.
Ebenfalls in Karnataka wurde der protestantische Pastor Andrew Mallappa Hanumanthappa im Dorf Bellakatte im Distrikt Chitrdurga eingeschüchtert. Am 20. Oktober hatten ihn sechs Männer auf der Straße festgehalten und misshandelt. Danach steckten sie den Raum in Brand, den die kleine protestantische Gemeinde für liturgische Feiern benutzt. Die Polizei nahm 4 Männer fest, die später infolge des Eingreifens einflussreicher Lokalpolitiker wieder freigelassen wurden.
„Die Regierung der Baratiya Janata Party (BJP) im Staat Karnataka spielt ein doppeltes Spiel“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche zum Fidesdienst. „Auf der einen Seite heißt es man wolle Ordnung, Sicherheit und Legalität gewährleisten, auf der anderen Seite werden fundamentalistische Gruppen in Schutz genommen, da sie die Grundlage der eigenen Wählerschaft bilden. Christen leiden dann unter den Folgen dieser Zweischneidigkeit“. Anschuldigungen im Zusammenhang mit so genannten „Zwangsbekehrungen werden hoch gespielt, um Feindseligkeiten gegenüber Christen herbeizuführen. Doch dahinter verbergen sich politische Beweggründe.“
In Jammu und Kaschmir wurden unterdessen sechs Mitglieder der christlich inspirierten Organisation „Snuehara Kal“ am 23. Oktober misshandelt: man wirf ihnen vor, sie würden Kinder entführen und sie zum Christentum bekehren. Bei den Kindern, davon einige Waisenkinder, handelt es sich um Opfer der Überschwemmungen in der Region Leh, um die die Mitglieder der Organisation sich kümmern. Wie der „Global Council of Indian Christians“ (GCIC) dem Fidesdienst berichtet, wurden die Mitarbeiter der christlichen Organisation von Mitgliedern der „Ladakh Buddhist Association“ angezeigt, die die Eltern zu der Aussage bewegt haben sollen, dass ihre Kinder ohne ihre Zustimmung aus den Familien entfernt wurden. Christen vor Ort beklagen im Zusammenhang mit dieser Episode die Verbreitung falscher Informationen durch die „Ladakh Buddhist Association“, die bereits in der Vergangenheit ungerechtfertigte Anschuldigungen gegen christliche Gläubige erhoben hatten. (PA) (Fidesdienst, 26/10/2010)


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