ASIEN/INDONESIEN - Christen warnen vor einer Eskalation der Gewalt gegen christliche Kirchen

Montag, 25 Oktober 2010

Jakarta (Fidesdienst) – „Gewalt und die Übergriffe auf christliche Kirchen aller Konfessionen haben in der Region um Jakarta und im Westen der Insel Java in den vergangenen Jahren und insbesondere in jüngster Zeit zugenommen. Das bereitet uns große Sorge“, so der Generalsekretär der Indonesischen Bischofskonferenz, Bischof Johannes Pujasumarta von Bandung zum Fidesdienst. „Bei den Verantwortlichen handelt es sich um kleine radikale muslimische Gruppen, die Panik unter unseren Gläubigen verbreiten. Insbesondere geschieht dies in den Diözesen Jakarta, Bandung und Boghor. Es stimmt, dass es sich bei den Attentätern um eine Minderheit handelt, doch man muss ihnen trotzdem Einhalt gebieten. Die Gewalt nimmt auch zu, weil die Behörden untätig bleiben und diese Episoden nicht ernst nehmen. Wir fordern mehr Augenmerk und Schutz für christliche Gemeinden und solche Handlungen dürfen nicht unbestraft bleiben, so der Bischof.
Die jüngsten Vorfälle sind in einem Bericht des Indonesia Christian Communication Forum (ICCF) detailliert dokumentiert. In dem Forum, das die Gewalt gegen Christen in Indonesien beobachtet schließen sich Vertreter verschiedener Konfessionen zusammen. Der Bericht wurde am 24. Oktober präsentiert und erinnert insbesondere auch an zahlreiche gewaltsame Übergriffe auf christliche Gemeinden und Einrichtungen in den Monaten September und Oktober.
Wie das Forum betont nimmt die Gewalt seit der Unabhängigkeit Indonsiens (1945) konstant zu: zwischen 1945 und 1967 wurden zwei Kirchen in Brand gesteckt; zwischen 1967 und 1969 (nach der Machtübernahme Suhartos) waren bereits 10 Kirchen Zielscheibe von Attentaten; zwischen 1959 und 1998 gab es insgesamt 460 Attentate. Doch auch nachdem in jüngerer Zeit Reformen auf den Weg gebracht wurden, scheint sich die Situation nicht gebessert zu haben: in den vergangenen 10 Jahren dokumentierte das Forum 700 Übergriffe, womit die zahl der gewaltsamen Handlungen gegen Kirchen zwischen 1945 und 2010 bei insgesamt 1.200 liegt.
Der Sekretär der bischöflichen Kommission für interreligiösen Dialog, Pfarrer Benny Susetyo, betont in einem Kommentar zu dem Bericht, dass vor allem „die Nachlässigkeit der Ordnungskräfte“ zu einer Zunahme der Gewalt führt. Er befürchtet, dass diese weiterhin zunehmen wird, „so lange Gewalttäter unbestraft bleiben“.
Bischof Pujassumarta erläutert abschließend, wie die Kirche versucht gegen das Phänomen vorzugehen: „In Indonesien müssen wir alle gemeinsam – Behörden, Religionsvertreter, Bürgerinitiativen – das Modell und die Ideale einer harmonischen und pluralistischen Gesellschaft schützen. Aus diesem Grund bleibt der Dialog der Königsweg: wir werden auch künftig versuchen mit moderaten muslimischen Gruppen zusammenzuarbeiten, die die Mehrheit der Muslime in Indonesien vertreten“. (PA) (Fidesdienst, 25/10/2010)


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