AFRIKA/SOMALIA - „Der Aufruf des Papstes hat ausschließlich humanitären Charakter und verbirgt keinerlei politische Interessen“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu zum Fidesdienst

Donnerstag, 26 August 2010

Mogadischu (Fidesdienst) – „Der Aufruf des Papstes hat ausschließlich humanitären Charakter und verbirgt keinerlei politische Interessen. Ich befürchte jedoch, dass die Shabaab-Milizen, geblendet von der eigenen extremistischen Ideologie, diesen als christliches ‚Eingreifen’ in islamisches Territorium betrachten könnten“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu und Bischof von Dschibuti Giorgio Bertin zum Fidesdienst.
Am gestrigen 25. August sagte Papst Benedikt XVI. am Ende der Generalaudienz: „ Meine Gedanken sind in Mogadischu, von wo immer neue Nachrichten von grausamer Gewalt kommen und das gestern Schauplatz eines neuen Blutbades war. Ich bin den Familien der Opfer nahe und allen, die in Somalia unter Hass und Instabilität leiden. Ich hoffe, dass die internationale Staatengemeinschaft keinen Einsatz scheut, den Respekt für das Leben und für die Menschenrechte wieder aufzubauen.“
Bei einem Angriff der Milizen auf das Hotel „Mona“ in Mogadischu (vgl. Fidesdienst vom 24. August 2010) waren 31 Menschen getötet worden. Weitere Unruhen und Gefechte zwischen den Milizionären und den Soldaten der afrikanischen Mission in Somalia (AMISOM) werden aus der somalischen Hauptstadt gemeldet.
„Die Lösung für eine Beendigung der Gewalt müssen die Somalier selbst finden, doch dabei bedürfen sie der Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft“, so Bischof Bertin zum Fidesdienst. „Doch nach 15 internationalen Konferenzen, die allesamt scheiterten, der Entsendung der AMISOM-Einheiten und der Bildung einer Übergangsregierung, die nicht in der Lage ist, die eigene Autorität durchzusetzen, ist es schwierig, weiterhin optimistisch zu bleiben. Meiner Meinung nach gibt es für die internationale Staatengemeinschaft in Somalia zwei Optionen“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu.
„Die erste“, so Bischof Bertin weiter, „ist ein entschiedenes militärisches Eingreifen. Doch ich glaube, dass dieser Weg nicht praktizierbar ist, vor allem weil man Gefahr läuft, dass viele Zivilisten Opfer eines solchen Vorgehens werden. Die zweite Möglichkeit besteht darin Mogadischu zu verlassen und die Teile des Landes zu Unterstützen, in denen eine größere Stabilität gewährleistet ist, wie zum Beispiel Somaliland und Puntland, damit ein „humanitäres“ Band um den Rest des somalischen Territoriums gezogen wird, das das Eindringen von Extremisten in die von Somaliern bewohnten Gebieten in den Nachbarländern Dschibuti, Äthiopien und Kenia zu verhindern.
„Natürlich“, so Bischof Bertin, „sollte dieses betreute Gebiet für alle Somalier offen sein, die vor den Extremisten fliehen. Wenn die Shabaab-Milizen die Macht übernehmen, werden sie das Land auch regieren und Beziehungen zu den Nachbarländern und der internationalen Staatengemeinschaft aufnehmen müssen. Wir sollten bedenken, dass die meisten Somalier sich nur wünschen, ohne die ständige Bedrohung durch Bombenanschläge und Gefechte zu leben. Sie sind so weit, dass sie bereit sind auch unter einem integralistischen Regime zu leben, nur um sicher zu sein, dass sie eine minimale Aussicht darauf haben, das eigene Leben zu retten.“
„Leider sind die Möglichkeiten sehr eingeschränkt und nur schwer umzusetzen, vor allem, wenn es um die Achtung der Menschenrechte geht. Die Shabaab-Milizen sind aus den islamischen Gerichten entstanden, die die Macht in Mogadischu 2006 übernahmen. Damals vertraten einige Beobachter die Meinung, dass es den Gerichten gelingen würde, Frieden zu schaffen. Doch ich möchte daran erinnern, dass gerade in jener Zeit Schwester Leonella Sgorbati ermordet wurde (vgl. Fidesdienst vom 18. September 2006) und dass man Gräber italienischer Staatsbürger in Mogadischu schändete. Auch diese Gerichte hatten zwei Seiten, eine friedliche und eine integralistische, aus der dann die Shabaab-Milizen entstanden. Vor einem solchen Hintergrund ist eine Orientierung nicht einfach.“, so Bischof Bertin abschließend. (LM) (Fidesdienst, 26/08/2010)


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