ASIEN/INDONESIEN - Dialog: so lautet das Schlüsselwort der neuen Vorstände der muslimischen Organisationen in Indonesien

Mittwoch, 7 Juli 2010

Jakarta (Fidesdienst) – Der indonesische Islam stellt erneut sein gemäßigtes, dialogbereites, offenes und pluralistische Profil unter Beweis: dies geht aus den Absichtserklärungen der neuen Vorstände der größten muslimischen Organisationen in Indonesien – „Nahdlatul Ulama (NU)“ und „Muhammadiyah“ – hervor.
In Trägerschaft der „Muhammadiyah“ befinden sich zahlreiche Schulen, Universitäten und Sozialeinrichtungen. Die Organisation hat rund 40 Millionen Mitglieder, vor allem in den städtischen Gebieten und unter der Mittelschicht des Landes. Vom 2. bis 8. Juli fand der 46. Kongress der Organisation zum 100jährigen Bestehen (1912) statt. Dabei wurde ein neuer Vorstand gewählt und Din Syamsuddin für eine weitere Amtszeit von 5 Jahren als Vorsitzender bestätigt. Dieser bekräftigte den eigenen Willen zum Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften und mit Gesellschaft und Politik auf nationaler und internationaler Ebene.
Bereits im März 2010 wählte die NU Sais Agil Siradj zum neuen Vorsitzenden, der ebenfalls erklärte, er werde die Linie seines Vorgängers und ehemaligen indonesischen Präsidenten Abdurrahman Wahid fortsetzen. Die NU wurde 1926 gegründet und steht für einen traditionellen Islam, der seine Wurzeln vor allem in den ländlichen Gebieten hat. Seit jeher war die Organisation offen und tolerant im Umgang mit anderen Religionsgemeinschaften.
Beide Organisationen verurteilen radikale islamitische Gruppierungen (darunter die radikale islamische Front FPI), die immer wieder mit vereinzelten Aktionen das Interesse der Medien wecken (vgl. Fidesdienst vom 30. Juni 2010).
Valeria Martano, die das Büro der römischen Basisgemeinschaft Sant’Egido in Jakarta (Indonesien) leitet und dort mit den neuen Führungskräften der beiden muslimischen Organisationen sprach, sagt zum Fidesdienst: „Diese Erneuerung durch Kontinuität lässt auf eine harmonische und friedliche Zukunft hoffen. Die Muhammadiya veranstaltete im Vorfeld des Kongresses ein „Friedensforum“, zu dem Vertreter aus verschiedenen Kulturkreisen und Religionsgemeinschaften in aller Welt eingeladen waren, die auch an der Eröffnung des Kongresses teilnahmen: dies ist ein klares Zeichen der Öffnung. Die NU wird im Herbst 2010 ein interreligiöses Treffen veranstalten, das dieselben Ziele verfolgt. Das Herz und die Substanz des Islam in Indonesien gehören dem Dialog“. Dabei fügt Frau Martano hinzu: „Extremistische Gruppen wie die FPI sind zwar klein, machen aber trotzdem viel Lärm. Manchmal finden sie einen fruchtbaren Nährboden unter den Armen und bei den Randgruppen der Gesellschaft. Denn im heutigen Indonesien verbirgt sich hinter einem starken Wirtschaftswachstum (+5,7% in den ersten vier Monaten des Jahres 2010, Anmerk. der Red.) eine große Kluft zwischen Armen und Reichen, was zu sozialen Spannungen führt, die oft auch auf der Grundlage der religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit entstehen.“
Wie aus dem Bericht der „International Crisis Group“ vom 6. Juli hervorgeht, ist das „Projekt des Heiligen Krieges“ in Indonesien gescheitert: Terrorgruppen, die dieses Ziel verfolgen sind „geschwächt und zersetzt“, obschon ihnen immer wieder vereinzelte terroristische Aktionen gelingen. (PA) (Fidesdienst, 07/07/2010)


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