ASIEN/SRI LANKA - Menschenrechtsstandards und Kriegsopfer: Proteste gegen die Vereinten Nationen und die Europäische Union

Mittwoch, 7 Juli 2010

Colombo (Fidesdienst) – In Sri Lanka kam es zu Protesten gegen die Einstellung der internationalen Staatengemeinschaft zu dem asiatischen land: vor allem die Vereinten Nationen und die Europäische Union sind Gegenstand des Unmutes. Vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in der Landeshauptstadt Colombo protestierten hunderte Bürger zusammen mit Regierungsvertretern gegen den Beschluss des UN-Generalsekretärs, der drei Experten damit beauftragte Menschenrechtsverstöße der Soldaten der regulären Armee unter rund 7.000 tamilischen Zivilsten in den letzten Wochen des Bürgerkriegs aufzuklären.
Unterdessen beurteilt die Europäische Union den Standard der Regierung im Hinblick auf Menschenrechtsfragen als unzureichend, weshalb ab dem 15. August dieses Jahres die bevorzugten Handelsbeziehungen eingestellt werden sollen, was für Colombo Verluste im Umfang von 150 Millionen Dollar pro Jahr bedeutet.
„Es tut uns leid“, so der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz des Landes, Erzbischof Malcolm Ranjith von Colombo, der zusammen mit anderen Religionsvertretern vor einigen Monten in Brüssel versuchte, eine Verlängerung des Abkommens herbeizuführen. „Dieser Beschluss wird die Arbeitskräfte und die Armen des Landes treffen und es wird den Wiederaufbau nach dem Ende des Krieges bestimmt nicht begünstigen. Und es wird auch dem Dialog und der Aussöhnung zwischen den beiden Volksgruppen des Landes nicht förderlich sein.“ „Die Forderung nach der Achtung gewisser Menschenrechtsstandards ist gewiss richtig“, so der Erzbischof, „doch die Europäische Union legte der Regierung in Colombo ein Dokument mit 15 verpflichtenden Forderungen vor, die der Regierung zu strikt erschienen. Es war nicht die notwendige Flexibilität zu erkennen und deshalb hat die Regierung abgelehnt.“
„Die regulären Streitkräfte haben zwar gegen die Menschenrechte verstoßen“, so ein Priester aus Sri Lanka zum Fidesdienst, „doch auch die Tamilen haben dies getan. Und die tamilischen Medien übertreiben manchmal bei der Einschätzung“. „Gegen Ende des Krieges“, so der Priester weiter, „haben singalesische und tamilische Journalisten die Regierung kritisiert und wurden dafür ermordet; seit September 2008 wurden Journalisten und Mitarbeiter der Vereinten Nationen und verschiedener Nichtregierungsorganisationen aus dem Nordosten des Landes vertrieben: diese Ereignisse haben nicht zur Aufklärung der Tatsachen und zur Transparenz beigetragen.
Wie einige Nichtregierungsorganisationen berichten, wurden von den Regierungssoldaten im Kampf gegen die Tamilen auch illegale Waffen benutzt. Dabei wurden auch Flüchtlingslager und zivile Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser unter Beschuss genommen. Der Konflikt dauerte über 27 Jahre und forderte insgesamt rund 65.000 Todesopfer. Rund 1,5 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. (PA) (Fidesdienst, 07/07/2010)


Teilen: