ASIEN/INDONESIEN - Jugendliche, ihre Moralvorstellungen und die neuen Massenmedien

Montag, 28 Juni 2010

Jakarta (Fidesdienst) – „Für junge Menschen in Indonesien sind die neuen Informationstechnologien und Medien wie ein ‚neuer Altar’, dem sie ihre ganze Leidenschaft und ihr ganzes Leben widmen: die Mission der Kirche darf dieses Phänomen in der heutigen Zeit nicht vernachlässigen“, so der neue Erzbischof von Jakarta, Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo im Gespräch mit dem Fidesdienst. Erzbischof Hardjoatmodjo folgt im Amt des Erzbischofs von Jakarta Kardinal Julius Darmaatmadja nach. Im Gespräch mit dem Fidesdienst kommentiert er die jüngste öffentliche Debatte zu Medienskandalen im Land.
In den vergangenen Wochen waren in Indonesien im Internet, über Blogs und Socialnetworks und via Mobiltelefon sind Sex-Videoclips im Umlauf, die den bekannten indonesischen Popsänger, Irham „Ariel“ Nazril und zwei berühmte Fotomodelle zeigen. (vgl. Fidesdienst vom 22. Juni 2010).
Der Skandal erregte großes Aufsehen in der Öffentlichkeit und bewegte die Regierung dazu die Einführung von Internet-Filtern in Erwägung zu ziehen. Islamische Fundamentalisten der militanten „Hizbut Tahrir“-Gruppe forderten in den vergangenen Tagen bei einer öffentlichen Kundgebung „die Einführung der islamischen Gesetze der Sharia und die Steinigung von Ehebrechern“.
Wie Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst betonten ist die jüngste Debatte vor allem auch ein Zeichen „für den raschen Wandel der Welt der Jugendlichen“. „Diese und andere Episoden zeigen“, so der Erzbischof von Jakarta im Gespräch mit dem Fidesdienst, „dass die Kirche den Jugendlichen weiterhin ein besonderes Augenmerk widmen muss. Sicher, es gibt auf soziologischer Ebenen große Unterschiede, zwischen Jugendlichen in Großstädten wie Jakarta und solchen, die auf dem Land leben. Die Jungendpastoral der katholischen Kirche in Indonesien berücksichtigt dieses Unterschiede: die Diözesen richten Jugendzentren ein, die junge Menschen bei ihren Wachstum und der persönlichen Entwicklung begleiten.“
Der Erzbischof weist dabei vor allem auf zwei Phänomene hin: „Die große Nachfrage nach Spiritualität bei den Jugendlichen und die Bedeutung der neuen Informationstechnologien, die nicht mehr aus dem Alltag der Jugendlichen wegzudenken sind. Die neuen Medien bieten wie jedes Instrument neue Möglichkeiten, doch sie bergen auch die Gefahr einer falschen Nutzung. Die indonesische Kirche steht deshalb heute einer Herausforderung gegenüber, auf die auch der Papst schon mehrmals hingewiesen hat.“. Im Allgemeinen ist der Erzbischof sehr optimistisch, was die Jugendlichen in Indonesien anbelangt und er bezeichnet sie als „offen für den Dialog und bereit sich selbst in Frage zu stellen. Gleichsam achten sie auch auf die eigenen Werte“.
Auch der Leiter des Krisenzentrums der Indonesischen Bischofskonferenz, P. Ignatius Isamartono, der bei den Solidaritätsaktionen des Zentrums oft auch jungen Menschen begegnet, vertritt im Gespräch mit dem Fidesdienst eine ähnliche Position: „Ich glaube dass, unter den Jugendlichen in Indonesien, trotz der explosionsartigen Verbreitung der neuen Medien, immer noch eine traditionelle Moralvorstellung herrscht. Der eigene Körper hat immer noch einen sehr hohen Wert und es gibt keine offensichtlichen Phänomene einer Vermarktung. Für katholische Jugendliche in unseren Pfarreien sind Keuschheit und Jungfräulichkeit wichtige Werte und dies gilt auch für die Solidarität mit anderen und Hilfsbereitschaft. Wir sehen uns heute mit einer neuen Kultur konfrontiert, die von den neuen Medien rasch verbreitet wird. Für die Kirche ist dies eine interessante Herausforderung: wir müssen den richtigen Weg finden, um diese Kultur zu evangelisieren.“ (PA) (Fidesdienst, 28/06/2010)


Teilen: