ASIEN/PAKISTAN - Internationale Petition gegen den Blasphemie-Paragraphen

Mittwoch, 9 Juni 2010

Paris (Fidesdienst) – Eine groß angelegte internationale Petition setzt sich die Abschaffung des in Pakistan geltenden so genannten „Blasphemie-Paragraphen“ zum Ziel, von dem dort auch die christlichen Gemeinden des Landes betroffen sind: es handelt sich um eine Initiative, die das französischen Büros des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe“ am 7. Juni auf den Weg brachte und in deren Rahmen weltweit bereits 2.000 Unterschriften gesammelt wurden.
„Es ist eher selten, dass ‚Kirche in Not’ öffentlich die Abschaffung eines Gesetzes in einem souveränen Staat fordert“, so das Hilfswerk in einer Präsentation zur Aktion, „doch dieses Gesetz, das in Grunde dem Schutz des Sakralen dienen soll, wird seit langem dazu missbraucht um religiöse Minderheiten in Pakistan zu unterdrücken und zu verfolgen und dazu gehören auch Christen“, die 1,6% der Bevölkerung ausmachen.
‚Kirche in Not’ folgt mit der Initiative einem Aufruf von Bischof Joseph Coutts von Faisalabad, der seit vielen Jahren für die Abschaffung des Gesetzes kämpft. Zusammen mit ihm fordert die ganze katholische Glaubensgemeinschaft in Pakistan die Abschaffung des Paragraphen, der „ungerecht und diskriminierend“ ist.
„Das Gesetz ist missverständlich: man kann jemanden ohne Beweise anklagen und es wird oft zur Regelung persönlicher Angelegenheiten missbraucht. Es handelt sich dabei um einen wahren Verstoß gegen die Menschenrechte“, so Marc Fromager vom französischen Büro von ‚Kirche in Not’, der Gläubige in aller Welt neben einer Unterschrift auch „um Gebetsketten für alle Opfer des Gesetzes und ihre Angehörigen“ bittet.
Im Text der Petition heißt es: „Wir bitten die Regierung Pakistans um die sofortige Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen, insbesondere des Paragraphen 295c des Strafgesetzbuchs , der für Schuldige die Todesstrafe vorsieht; wir bitten die Regierung um die Garantie der Rechte aller religiösen Minderheiten des Landes; wir schließen uns der Gebetskette für die pakistanische Bevölkerung an“.
Von 1986 bis Oktober 2009 wurden über 1.000 Menschen auf der Grundlage des Blasphemie-Paragraphen angeklagt, informiert das kirchliche Hilfswerk. Bis 1986 gab es in Pakistan keine Anklage wegen Blasphemie. Nach der Verabschiedung des Gesetzes durch General Zia-ul-Haq wurden plötzlich überall Fälle der Blasphemie offenkundig.
Im Zusammenhang mit dem Blasphemie-Paragraphen wird auch heute noch in Pakistan eine angeregte öffentliche Debatte geführt.
Die pakistanische Kommission für Menschenrechte und andere Bürgerinitiativen, auch auf muslimischer Seite protestieren öffentlich gegen das Gesetz. Fundamentalistische Gruppen unterstützen hingegen den Paragraphen. Der Minister für Minderheiten, Shahbaz Batti, forderte unterdessen eine „Revision“, andere, darunter auch die katholische Kirche fordern eine sofortige Abschaffung. Die muslimische Konferenz der „Jamjamiat Ulema Pakistan“ (JUP) hält den Paragraphen für „unverzichtbar“ und droht mit heftigen Protesten im Falle einer Abschaffung.
Das Blasphemiegesetz mit den Paragraphen 295b, 295c, 298a, 298b und 298c des pakistanischen Strafgesetzbuchs sieht Haft oder auch Todesstrafe für Angeklagte vor, die den Namen des Propheten Mohammed oder den Koran beleidigen oder schänden.
Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ ist eine Einrichtung des päpstlichen Rechts und setzt sich weltweit in 137 Ländern zum Schutz unterdrückter und verfolgter Christen ein. (PA) (Fidesdienst, 09/06/2010)


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