AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Die Krisen in den verschiedenen Regionen des Kongo haben einen gemeinsamen Hintergrund: es geht um die Kontrolle über die Ressourcen des Landes

Freitag, 23 April 2010

Kinshasa (Fidesdienst) – Die Demokratische Republik Kongo, die im Juni das 50jährige Jubiläum der eigenen Unabhängigkeit feiert, steht zunehmend im Mittelpunkt strategischer Manöver der größten Weltmächte und der Nachbarländer in der Region, die alle die Kontrolle über die immensen natürlichen Ressourcen anstreben und sich dabei lokaler bewaffneter Gruppen bedienen. Man muss von diese Perspektive ausgehen, wenn man die Gründe für die fortwährende Instabilität in diesem großen Land verstehen will, dass aufgrund seiner Lage im Herzen des afrikanischen Kontinents auch als „Drehscheibe Afrikas “ bezeichnet wird: wer die Kontrolle über die Demokratische Republik Kongo hat, kontrolliert ganz Afrika.
Das „Netzwerk Frieden für den Kongo“, in dem sich Missionare zusammenschließen, die im Land tätig sind fasst in einem analytischen Bericht, der dem Fidesdienst vorliegt, die verschiedenen Untersuchungen internationaler Menschenrechtsorganisationen zusammen (Global Witness und Human Right Watch), die sich mit der Situation im Kivu (Nordosten der Demokratischen Republik Kongo) im Osten des Landes befassen. Im Kivu stellt Global Witness fest, dass im Widerspruch zur offiziellen Version die Militäroperation Kimya II (vgl. Fidesdienst vom 19. November 2009) gegen die ruandischen Hutu-Rebellen der FDLR es der von Laurent Nkunda gegründeten politischen Bewegung CNDP ermöglichte, den eigenen Zugang zu den von der FDLR hinterlassenen Bergwerken zu konsolidieren. Die Kontrolle der Bergwerke würde damit, sozusagen von einer bewaffneten Gruppierung zur anderen übergehen und der illegale Handel mit den Mineralien im Kivu wird unter den Augen aller fortgesetzt, zu Lasten der einheimischen Bevölkerung, für die daraus keinerlei Vorteil entsteht.
Human Right Watch weist hingegen auf ein Massaker an über 300 kongolesischen Zivilisten im Dezember vergangenen Jahres hin, das die ugandischen Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) haben, während die zuständigen Behörden immer wieder betont hatten, man habe die LRA besiegt. Wäre es so gewesen, hätte die LRA kein Massaker von diesem Ausmaß verüben können. Man nimmt an, dass es unabhängig von den offiziellen Erklärungen ein Bündnis zwischen dem Präsidenten von Uganda, Joweri Museveni und dem Rebellenanführer Joseph Kony gibt, was die Besatzung der Provinz im Osten mit ihren zahlreichen Gold- und Erdölvorkommen gibt. Diese Annahme ist zwar noch nicht bewiesen, doch die LRA äußerst geheimnisumwoben und treibt seit Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ihr Unwesen, obschon man immer wieder versucht hat, sie massiv zu bekämpfen.
Das „Netzwerk für den Frieden im Kongo“ befasst sich abschließend auch mit dem Überfall auf die Ortschaft Mbandaka an Ostern (vgl. Fidesdienst vom 9. April 2010). Dieser Vorfall zeigte nach Ansicht des Netzwerks „dass es sich bei den Unruhen in der Provinz Equatore seit Oktober 2009 nicht um einfache Stammeskonflikte handelt sondern es vielmehr eine weit verbreitete Unzufriedenheit im Hinblick auf die politischen Institutionen in der Provinz und auf nationaler Ebene gibt, die zu Aufständen seitens bestens ausgerüsteter ranghoher Soldaten der Präsidentenwache des ehemaligen Präsidenten Mobutu führen, an denen auch Persönlichkeiten aus kongolesischen und politischen Kreisen im In- und Ausland, insbesondere in Europa beteiligt sind“. (LM) (Fidesdienst, 23/04/2010)


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