ASIEN/INDONESIEN - Das Anti-Pornographie-Gesetz wirft bei nicht muslimischen Gläubigen zahlreich Fragen auf

Freitag, 26 März 2010

Jakarta (Fidesdienst) – „Wenn wir so weitermachen, wird dann vielleicht auch bald der unbekleidete Leib Christi am Kreuz als Pornographie betrachtet werden?“, fragen sich katholische Gläubige in Indonesien nachdem das Verfassungsgericht des Landes das so genannte Anti-Pornographie-Paragraphen – der von der Regierung 2008 verabschiedet wurde – als verfassungsmäßig erklärt hat.
Wie einheimische Beobachter dem Fidesdienst bestätigen, haben gemäßigte Muslime, Christen und Hindu sowie verschiedene Menschenrechtsorganisationen sich ablehnend zu dem Gesetz geäußert. „Wir wollen damit Pornographie nicht befürworten“, so Beobachter aus katholischen Kreisen zum Fidesdienst, „doch wir befürchten, dass dieses Gesetz, das eine widersprüchliche und verallgemeinernde Definition des Begriffs ‚Pornographie’ enthält, die sich auf ‚jedes Verhalten und jede künstlerische und kulturelle Ausdrucksform’ bezieht, die ‚einen sexuellen Instinkt anspricht oder der gegen die Moral verstößt’, leicht instrumentalisiert werden kann: muslimische Integralisten könnten es gegen Nichtmuslime benutzen und versuchen traditionalistische Bräuche einzuführen, die bis hin zur Sharia reichen“.
„Unsere Engel sind auch nackt“, sagt ein indonesischer Geistlicher ironisch. „Werden sie bald illegal sein? Dieses Gesetz wird zu einem Zeitpunkt für gut geheißen, in dem wir auch über das Blasphemiegesetz diskutieren, das ähnliche Gefahren birgt. Viele muslimische Religionsvertreter und Intellektuelle haben um eine Revision des Blasphemie-Paragraphen gebeten, der von radikalen Muslimen falsch ausgelegt wird. Im Fall des Anti-Pornographie-Gesetzes wurde die Katholiken Maria Farida, eine der neun Richter des Verfassungsgerichts (die einzige Frau und einzige Katholikin), schief angeschaut, weil sie mutig gegen dieses Gesetz gestimmt hatte. Wir möchten ihr dazu gratulieren und werden für sie beten“.
Bereits als der Gesetzentwurf formuliert wurde, hatten die indonesischen Bischöfe ihren Zweifel daran zum Ausdruck gebracht, auch weil die Normen, die die öffentliche Moral und das öffentliche Schamgefühl in Indonesien betreffen, bereits in anderen Gesetzen festgeschrieben sind. In christlichen Kreisen hält man das Gesetz auch für einen Widerspruch zur Pancasila (die fünf Prinzipien, die dem indonesischen Staat zugrunde leben. Nun hofft man, dass der Staat mögliche Instrumentalisierungen aufmerksam beobachtet und falsche Auslegungen zu Lasten nichtmuslimischer Minderheiten verhindert. (PA) (Fidesdienst, 26/03/2010)


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