ASIEN/PAKISTAN - Bewaffneter Überfall auf ein Ausbildungszentrum der Salesianer in Belutschistan

Donnerstag, 4 März 2010

Quetta (Fidesdienst) – Die Mitarbeiter des Ausbildungszentrums der Salesianer in Quetta, in der pakistanischen Region Belutschistan an der Grenze zu Afghanistan sind immer noch traumatisiert nach einem ausländerfeindlichen Überfall auf ihre Einrichtung. Wie der Fidesdienst vom Büro des Internationalen katholischen Missionswerks in Deutschland, missio München, erfährt, das mit dem Zentrum zusammenarbeitet, hat sich der Überfall zwar bereits vor fast einem Monate (6. Februar 2010) ereignet, doch die Mitarbeiter leiden immer noch unter den Folgen: ein Salesianer Don Boscos musste schwer traumatisiert vorübergehend das Land verlassen, der Leiter des Ausbildungszentrums, Pater Peter Zago, und andere ausländische Mitarbeiter suchen seit dem Überfall nachts Zuflucht in der katholischen Präfektur von Quetta.
Das Ausbildungszentrum der Salesianer Don Boscos in Quetta wurde von mindestens acht schwer bewaffneten Männern überfallen. Das Zentrum wurde ausgeraubt, ausländische Mitarbeiter massiv bedroht: Externe Hilfe sei nicht erwünscht, so die Angreifer. Falls die dort arbeitenden Ausländer nicht umgehend das Land verließen, drohten die Bewaffneten mit Gewalt. Ob muslimische Fundamentalisten, die Befreiungsarmee Belutschistans – eine nationalistische Bewegung, die für die Unabhängigkeit von Pakistan kämpft – oder Kriminelle für den Überfall verantwortlich sind, ist derzeit nicht bekannt.
„Durch den ausländerfeindlichen Akt sind wir in großer Sorge um unsere Partner. Die Bildungsangebote der Salesianer Don Boscos richten sich an christliche wie an muslimische Kinder. Angesichts einer Analphabetenrate von rund 70 Prozent in der Region um Quetta ist Bildung für nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe von entscheidender Bedeutung“, erklärt der Präsident des Internationalen katholischen Missionswerkes missio, Pater Eric Englert (osa). missio hat die Bildungsprojekte der Salesianer in Quetta im vergangenen Jahr mit 50.000 Euro unterstützt.
Auch nach dem Überfall arbeiten die Salesianer tagsüber weiter im Ausbildungszentrum und versuchen, den Schulbetrieb mit Hilfe einheimischer Lehrkräfte aufrecht zu erhalten. Derzeit werden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Nach Aussage von Pater Peter Zago sei die Region auch durch die hohe Analphabetenrate besonders anfällig für Propaganda fundamentalistischer Muslime. „Die Tatsache, dass wir für die Kinder der Ärmsten sorgen, für Christen wie für Muslime gleichermaßen, ist bisher die stärkste Garantie für unsere Sicherheit“, so Pater Zago.
Das Ausbildungszentrum umfasst ein Waisenhaus für 50 Jungen, eine Schule mit 60 Lehrkräften für 1300 Kinder sowie Programme, die Mädchen aus armen Familien den Zugang zu Schul- und Berufsbildung ermöglichen.
Die Salesianer sind seit 1998 vor allem im Bereich der Schul- und Berufsbildung in Quetta tätig. Christen stellen mit zwei Prozent von 180 Millionen Pakistani eine kleine Minderheit im Land dar. (PA) (Fidesdienst, 04/03/2010)


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