ASIEN/PAKISTAN - HINTERGRUND - Die jüngsten Fälle des Missbrauchs des „Blasphemie-Paragraphen“

Montag, 15 Februar 2010

Lahore (Fidesdienst) – Wie aus den vom „Christian Study Center“ in RAwalpindi und von der „Kommission Justitia et Pax“ zur Verfügung gestellten Daten hervorgeht kam es im Jahr 2009 zu folgenden Fällen des Missbrauchs des so genannten Blasphemie-Paragraphen zu Lasten von Christen:

- 30. Juni 2009: Bahamniwala, Kasur (Punjab): über 110 christliche Familien werden der Blasphemie beschuldigt und gezwungen ihre Wohnungen zu verlassen, um den angedrohten Übergriffen von Muslimen aus den benachbarten Dörfern zu entgehen. Auslöser war ein Streit zwischen christlichen und muslimischen Jugendlichen, der in religiöse Gewalt ausartete.

1. August 2009: Korian, Gojra (Punjab): bei einer Hochzeitsfeier wurde ein Brandanschlag auf 40 christliche Familien und deren Eigentum verübt, die der Blasphemie beschuldigt worden waren. Neun Frauen und Kinder, denen es nicht gelang den Flammen zu entkommen, verbrannten bei lebendigem Leib. Zu der Tat bekannte sich eine von der Regierung verbotene militante Organisation. Es gibt Beweise dafür, dass die Tat von den lokalen Behörden „gedeckt“ wurde.

15. September 2009: Jethike, Sialkot (Punjab): der christlichen Jugendlichen Robert Fanish Mashi wurde erhängt in einer Gefängniszelle aufgefunden. Nach Aussagen der Polizei handelte es sich um einen Selbstmord. Der junge Mann war wenige Tage zuvor wegen angeblicher Blasphemie festgenommen worden. Offensichtliche Zeichen der Folter und zahlreiche Verletzungen widerlegen die offizielle Selbstmord-Version.

Die Artikel des Strafgesetzbuchs, aus denen sich der so genannte „Blasphemie“-Paragraph zusammensetzt, wurden zwischen 1980 und 1986 unter dem damaligen pakistanischen Präsidenten Zia-ul-Haq eingeführt und sollten zur Achtung des Propheten Mohammed und des Koran beitragen.
Von 1986 bis 2009 wurden mindestens 966 Personen der Blasphemie beschuldigt: 50% Muslime, 35% Ahmadi, 13% Christen, 1% Hindus und 1% mit nicht spezifisch benannter Religionszugehörigkeit. Mindestens 33 Menschen wurden im Zusammenhang mit einer Anschuldigung ermordet: 15 Muslime, 15 Christen, 2 Ahmadi und 1 Hindu. (PA) (Fidesdienst, 15/02/2010)


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