ASIEN/MALAYSIA - „Die Christen des Landes beten und lassen sich nicht provozieren“, so der Erzbischof von Kuala Lumpur nach den Attentaten auf christliche Kirchen

Samstag, 9 Januar 2010

Kuala Lumpur (Fidesdienst) – Die katholische Kirche versteht sich in Malaysia als „Präsenz des Dialogs und des Friedens“ und das gerichtliche Vorgehen im Hinblick auf die Benutzung des Begriffs „Allah“ betrachtet sie als Umsetzung des „Anspruchs aller Bürger auf die Klärung von Streitigkeiten vor einem Gericht“. Dies betont Erzbischof Murphy Pakiam von Kuala Lumpur im Gespräch mit dem Fidesdienst in einer ersten Stellungnahme nach den Attentaten auf christliche Kirchen in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar.
Nach dem zustimmenden Urteil des Obersten Gerichtshofs im Hinblick auf die Nutzung des Begriffs „Allah“ als Bezeichnung für Gott auch in christlichen Texten, insbesondere auch in den Veröffentlichungen der katholischen Wochenzeitung „The Herald“, verübten Extremisten Sprengstoffattentate gegen drei protestantische und eine katholische Kirche in Kuala Lumpur, die leicht beschädigt wurden. Der Slogan der Attentäter lautete „Allah gehört nur uns!“, womit sie sich unmissverständlich auf das jüngste Gerichtsurteil bezogen. Die Einschüchterungsgeste wird sowohl von einem Großteil der Bevölkerung als auch von den Behörden und den Vertretern der verschiedenen Religionen verurteilt.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst erklärt Erzbischof Pakiam: „In der vergangenen Nacht wurden bei Angriffen auf vier christliche Kirchen in Kuala Lumpur die Gotteshäuser, darunter auch die katholische Himmelfahrts-Kirche in Petaling Jala, leicht beschädigt. Solche Gesten sind in Malaysia sehr selten Wir verurteilen jede Form der Gewalt und alle die die Ordnung in unserem Land stören und Konflikte zwischen den Religionen schüren wollen. Viele muslimische Gruppen haben sich uns dabei angeschlossen und die eigene Verbundenheit zum Ausdruck gebracht“. Dazu gehört auch die einflussreiche islamische Partei „Party Islam Se-Malaysia (PAS)“, die in jede Form von Protest ablehnt und betont, dass der Begriff „Allah“ der theologischen Tradition aller drei monotheistischen Religionen angehöre: dem Judentum, dem Islam und dem Christentum.
Der Erzbischof betont: „Gegenwärtig ist die Situation unter Kontrolle und Regierung und Polizei haben sofort alles dafür getan, dass jegliche Form des gewaltsamen Protests verhindert werden kann, der sich damit auch in Grenzen hielt. Bei den Attentaten, die mit primitiv gebastelten Sprengsätzen verübt wurden, handelt es sich um Gesten kleiner Banden, und besonders eifrigen Anhängern des muslimischen Freitagsgebets. Heute hat sich die Situation bereits beruhigt. Wir sind zuversichtlich und überzeugt davon, dass Ordnung und Sicherheit auch morgen gewährleistet sein werden, wenn unsere Gläubigen zu den Sonntagsgottesdiensten in die Kirchen kommen. Trotzdem sind die Menschen eingeschüchtert, doch wir hoffen, dass alles gut gehen wird.“
Dabei, so Erzbischof Pakiam „beten die Christen in der Absicht, sich nicht provozieren zu lassen. Dies werden sie auch in Zukunft so halten. Wir verstehen uns vor allem als eine Gemeinschaft, die sich dem Dialog widmet und sich um Frieden bemüht. Gewiss, diese Episoden und der Streit um den Begriff „Allah“ könnten sich ungünstig auf den islamisch-christlichen Dialog auswirken. Es wird viel Zeit und Geduld notwendig sein, um dieses Problem zu bewältigen.“
Zur Frage, um die es dabei geht, sagt der Erzbischof: „Die Kirch hat mit der Anrufung des Obersten Gerichts versucht die eigenen Ansprüche geltend zu machen und sich dabei auf die malaiische Verfassung bezogen, die Kult- und Religionsfreiheit garantiert. In der Landessprache gibt es nur den Begriff „Allah“ für Gott, weshalb es verfassungswidrig ist, den malaiischen Christen, die sich in ihre Landessprache ausdrücken, linguistische Einschränkungen aufzuerlegen.“ Die Kirche vertraut jedoch auf die staatliche Justiz und legt rechtmäßige Berufung ein: „Da die Regierung bekannt gab, sie werde beim Obersten Gerichtshof Berufung einlegen, werden wir so lange noch darüber verhandelt wird, den Begriff „Allah“ nicht benutzen. Wir möchten diese Frage friedlich und zivil klären“.
Der Islam ist in Malaysia Staatsreligion, doch die Verfassung garantiert Kult- und Religionsfreiheit auch für andere Religionen. Zum Islam bekennen sich 50% der 28 Millionen Einwohner des Landes. Unter den ethnischen Minderheiten (Inder und Chinesen) gibt es Anhänger verschiedener Religionen: darunter Christen (8%, darunter 900.000 Katholiken), Buddhisten (7%), Hinduisten (7%), Anhänger von Stammesreligionen (25%), andere (5%). (PA) (Fides, 09/01/2010)


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