AFRIKA/SUDAN - Der Frieden im Sudan ist gefährdet: Zehn im Land tätige Nichtregierungsorganisation veröffentlichen einen gemeinsamen Bericht

Freitag, 8 Januar 2010

Khartum (Fidesdienst) – Der Frieden im Sudan ist gefährdet. Davor warnen zehn im Land tätige Nichtregierungsorganisationen, darunter auch katholische Hilfswerke, in einem gemeinsamen Bericht. Das Dokument mit dem Titel „Rescuing the Peace in Southern Sudan“ weist darauf hin, das „die kommenden 12 Monate für die Zukunft des Sudan von ausschlaggebender Bedeutung sein werden. Während das Land den fünften Jahrestag der Unterzeichnung des ‚Comprehensive Peace Agreement’ im Jahr 2005 feiert, mit dem der blutige Bürgerkrieg beendet wurde, kam es im Südsudan während der vergangenen Monate zu einer dramatischen Eskalation der Gewalt. Im Jahr 2009 wurden dabei insgesamt rund 2.500 Menschen getötet und 350.000 mussten ihre Wohnungen verlassen.“ In den ersten Monaten des Jahres kamen bei Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Völkern Nuer und Dinka 139 Menschen ums Leben. Dabei wurden auch 54 Menschen verletzt und 5.000 Stück Vieh niedergemetzelt.
Die Autoren des Berichts weisen auch darauf hin, dass es für die Gewalt verschiedene Ursachen gibt, die miteinander in Verbindung stehen: „Die Spannungen zwischen dem Nord- und Südsudan, auch im Hinblick auf die Umsetzung des Friedensabkommens haben zu Auseinandersetzungen in den Reihen der gemeinsamen Armee geführt. Die Konkurrenz um den Abbau der Bodenschätze und die weite Verbreitung von Leichtwaffen schüren die Gewalt unter den verschiedenen Stämmen im Südsudan. Die Region ist weiterhin auch Zielscheibe der Übergriffe der Rebellen der Lord’s Resistance Army aus Norduganda.“
Auf der Grundlage der Vereinbarungen von 2005 genießt der Südsudan weitgehende Autonomie bei der Verwaltung bis zu einer Volksbefragung, die im Jahr 2011 darüber entscheiden soll, ob der Südsudan ganz von Khartum unabhängig werden soll. Vertreter der ehemaligen Guerillakämpfer der MPLA (Sudanesische Befreiungsarmee) gehören der Zentralregierung in Khartum an. Dieses Jahr werden jedoch Wahlen stattfinden, was ebenfalls zu einem Ansteigen der Spannungen zwischen den beiden Teilen des Sudan beiträgt.
Im Sudan geht es auch um die Kontrolle über die Erdölvorkommen, die sich vor allem in den südlichen Regionen gefunden oder in Gebieten, um die sich die beiden Teile des Landes streiten. Weitere Faktoren, wie der Mangel an Infrastrukturen (Straßen, Wasserversorgung) führen die Spannungen zwischen den südsudanesischen Volksstämmen und Streit um fruchtbares Ackerland und Wasser. Zudem sind die Menschen enttäuscht über die mangelnde Entwicklung in weiten Teilen der Region. Damit die Spirale der Gewalt gestoppt werden kann, bedarf es nach Ansicht der Autoren des Berichts weiterer humanitärer Hilfen für die einheimische Bevölkerung und Unterstützung der kirchlichen Einrichtungen und der einheimischen Nichtregierungsorganisationen (beide, so der Bericht „sind oft die einzigen Einrichtungen die in den ländlichen Gebieten tätig sind und deren Bedürfnisse am besten kennen“). In diesem müsse ein von der internationalen Staatengemeinschaft unterstütztes nachhaltiges Entwicklungsprogramm auf den Weg gebracht werden. (LM) (Fidesdienst, 08/01/2009)


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