AFRIKA/SUDAN - Über 100 Menschen starben bei dem Angriff auf das Dorf Duk Padiet im Südsudan, wo man vermutet, dass die Situation mit Blick auf das bevorstehende Unabhängigkeits-Referendum destabilisiert werden soll

Dienstag, 22 September 2009

Khartum (Fidesdienst) – Rund einhundert Menschen kamen am Sonntag, den 20. September, bei einem Angriff der Guerillakämpfer des Lou Nuer Volkes auf das von Dinka bewohnte Dorf Duk Padiet ums Leben. Unter den Opfern befinden sich 51 Zivilisten und 22 Soldaten, die die Bevölkerung schützen sollten, und 23 Guerillakämpfer.
Seit einigen Monaten stehen sich die beiden Völker in zunehmend heftigeren Auseinandersetzungen gegenüber, dessen Ursache urspünglich die Aufteilung des Weidelandes und der Viehbestände war, im Laufe der Zeit jedoch politisches Ausmaß angenommen haben. Verschiedenen Beobachter vermuten, dass die zentrale Regierung in Khartum die „Stammes“-Konflikte schürt, um den Südsudan mit Blick auf das Referendum zu destabilisieren, bei dem die einheimische Bevölkerung darüber entscheiden soll, ob der Südsudan ein unabhängiger Staat wird oder weiterhin eine autonome Region bleibt.
Das Referendum wurde in dem Friedensabkommen vereinbart, das in Nairobi (Kenia) 2005 von der Regierung und der Sudanesischen Befreiungsarmee (SPLM/A) unterzeichnet wurde. Auf der Grundlage des Abkommens ist die SPLM auch in der Regierung vertreten, während der Südsudan von einer von der SPLM gebildeten autonomen Regierung verwaltet wird, die die Wahlen und das Referendum für das kommende Jahr vorbereitet.
Die Regierung in Khartum beäugt eine eventuelle Sezession des Südsudan, wo sich die größten Erdölvorkommen des Landes befinden mit Misstrauen, während in der Region die Zahl der Unabhängigkeits-Befürworter wächst. Die jüngsten Angriffe auf die Dörfer bei den Auseinandersetzungen zwischen Lou Neur und Dinka werden deshalb auch als eine Vorgehensweise betrachtet, die in der Region Angst und Schrecken verbreiten soll. In einem Kommentar zum jüngsten Angriff auf das Dorf Duk Padiet erklärte der sudanesische Innenminister Gier Chuang Aloung: „Es scheint sich diesmal nicht um einen Viehraub zu handeln. Denn in der Stadt gab es kein Vieh. Wir sind überzeugt, dass der Überall von Elementen angeregt wurde, die uns bisher noch unbekannt sind“. Der Gouverneur der Region, in der sich das überfallene Dorf befindet betont, dass „die Angreifer zwar als Zivile bezeichnet werden können jedoch eine militärische Ausbildung besitzen, Uniformen tragen und mit neuesten Waffen ausgerüstet sind“.
In den vergangenen Monaten war es auch in anderen Regionen im Südsudan zu Episoden der Gewalt gekommen, wie zum Beispiel in West Equatoria (vgl. Fidesdienst vom 7. September 2009), wo ugandische Rebellen der LRA (Lord’s Resistance Army, die jahrelang von Khartum unterstützt wurde) die Zivilbevölkerung bedrohten. Die südsudanesische Regierung importiert unterdessen schwere Waffen und lädt ausländische Ausbilder für die eigenen Truppen ein. 2010 könnte das Datum für den Beginn eines neuen Konflikts sein, sollten die Spannungen in der Region nicht beizeiten überwunden werden. (LM) (Fidesdienst, 22/09/2009)


Teilen: