AFRIKA/UGANDA - Uganda befragt sich nach der eigenen Zukunft nach der Gewalt in der vergangenen Woche

Dienstag, 15 September 2009

Kampala (Fidesdienst) – Über 200 Menschen erschienen vor dem Gericht in Kampala (Uganda), wo sie wegen der Beteiligung an den gewaltsamen Auseinandersetzungen in der vergangenen Woche zur Rechenschaft gezogen wurde, bei denen mindestens rund zwanzig Menschen ihr Leben verloren haben und viele verletzt wurden (vgl. Fidesdienst vom 14. September 2009). Weitere 400 Personen werden in den kommenden Tagen vor Gericht stehen.
Zu den Auseinandersetzungen kam es, nachdem die Polizei einen Vertreter aus Buganda an einer Reise nach Kayunga, eine Ortschaft in einem Verwaltungsdistrikt nordöstlich von Kampala, gehindert hatte, wo er einen Besuch seines Stammeskönigs vorbereiten wollte.
Die Situation scheint sich wieder beruhigt zu haben, doch einheimische Beobachter befürchten, dass sich dieses Aufflammen der Gewalt auch auf die Präsidentschaftswahl im Jahr 2011 auswirken wird. Die Tageszeitung „The Monitor“ betont, dass Präsident Museveni, der sich seit 1986 an der Macht befindet, zu den vier ehemaligen Königreichen besondere Beziehungen unterhält und insbesondere zu Buganda (mit einer Ausdehnung von 23.000 qkm im Zentrum von Uganda). Die traditionellen Königreiche waren unter Präsident Obot im Jahr 1966 abgeschafft und von Museveni in den 90er Jahren (mit größtenteils symbolischen Funktionen) wieder eingeführt worden. Dieser Beschluss hatte dem Staatsoberhaupt unter den Einwohner Bugandas große Zustimmung gebracht, so dass er bei den Wahlen 2001 nach Angaben von „The Monitor“ 72% der Stimmen in den ländlichen Gebieten im Vergleich zu 52% in den Städten Kampala, Wakiso und Mukono erhielt. Insgesamt konnte der Präsident 62% der Stimmen (über 3 Millionen) in den Wahlbezirken, die zu Buganda gehören, erreichen. Ähnliche Ergebnisse wurden bei den Wahlen in den Jahren 1996 und 2006 erreicht. Wie die ugandische Tageszeigung vermutet, gibt es deshalb sein 28 Jahren ein „symbiotisches Verhältnis“ zwischen dem Staatsoberhaupt und Buganda. Fünf Jahre lang hatte Museveni in einer Region gekämpft, die auch Buganda umfasst, bevor er an die Macht gelangte. Ein Großteil der Soldaten seiner Guerillabewegung (National Resistance Army) stammten aus dem Volk der Baganda, dessen 52 Clans das Buganda-Reich bilden, und das größte Volk des Landes sind (rund 17% der Bevölkerung).
Die Beziehungen verschlechterten sich vor zwei Jahren, als das Buganda-Reich mit Nachdruck die Umwandlung Ugandas in eine föderativen Staat forderte, in dem die traditionellen Reiche nicht nur symbolische sonder auch tatsächliche Macht haben sollten.
Hinzu kommt auch die Frage der Ausbeutung der ugandischen Erdölvorkommen, die erst vor kurzem begonnen wurde. Die größten Vorkommen befinden sich am Albert-See, de sich zu weiten Teilen im Bunyoro-Reich befindet. Dies wird voraussichtlich zum Zentrum der ugandischen Wirtschaft werden. Sollte es nicht gelingen, die Situation auf angemessene Weise zu regeln, könnte dies ein Auslöser für weitere Spannungen sein. (LM) (Fidesdienst, 15/09/2009)


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