AFRIKA/SUDAN - „Man kann nicht sagen, dass der Krieg in Darfur zu Ende ist“, so der Apostolische Administrator in El Obeid nach der Erklärung des scheidenden Kommandanten der internationalen Friedenseinheiten

Donnerstag, 3 September 2009

Khartum (Fidesdienst) – Die Erklärung des Kommandanten der gemischten Friedenseinheiten der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union in Darfur (MINUAD),General Martin Luther Agwai, nach dessen Aussage der Krieg in Darfur so gut wie beendet ist, führte zu Ratlosigkeit. „Zum heutigen Zeitpunkt würde ich nicht sagen, dass in Darfur Krieg herrscht. Unter militärischen Gesichtspunkten geschieht nicht viel. Wir haben es vielmehr mit Sicherheitsproblemen zu tun: Banditentum, Streitigkeiten um die Kontrolle von Wasservorkommen und Landbesitz, auf lokaler Ebene. Doch der eigentliche Krieg ist als solcher denke ich beendet“, so der nigerianische General, kurz vor der Amtsübergabe an seinen Nachfolger, den ruandischen General Patrick Nyamvumba.
Verschiedene Mitarbeiter von Menschenrechtsorganisationen, die in der Region im Westen des Sudan tätig sind, übten unterdessen Kritik an der Stellungnahme des Generals und betonten dabei, dass die humanitäre Lage in Darfur weiterhin sehr ernst ist, nicht zuletzt auch infolge der Angriffe auf die Hilfskonvois der internationalen Staatengemeinschaft.
Auch er Apostolische Administrator in El-Obeid, Mgr. Antonio Menegazzo, äußerte sich überrascht zu der Erklärung des scheidenden Kommandanten der MINUAD. „Die Konfliktpartien verhandeln immer noch über ein Waffenstillstandabkommen. Mann kann nicht sagen, dass der Krieg zu Ende ist. Ich war wirklich erstaunt über die Erklärung von General Agwai“, so Mgr. Menegazzo gegenüber der Agentur ENI.
„Es stimmt, dass die Lage in der Region besser ist als vorher und es derzeit kaum mehr Gefechte gibt, doch der Krieg kann jederzeit wieder ausbrechen“, so der Apostolische Administrator in El-Obeid, der darauf hinwies, dass die arabischen Janjaweed-Milizen (die für verheerende Übergriffe auf die Zivilbevölkerung verantwortlich sind) „dort immer noch ihr Unwesen treiben“.
In Darfur leben immer noch 2,7 Millionen Menschen in Flüchtlingscamps (bei einer Gesamtbevölkerung von 5 Millionen). Internationale humanitäre Organisationen weisen auf die besorgniserregende Unsicherheit infolge des weit verbreiteten Banditentums hin.
Auf politischer Ebene sind die Aufständischen in mindestens zwei Dutzend Gruppen aufgeteilt und haben einen Großteil der eigenen militärischen Fähigkeiten eingebüßt. Die Vereinigten Staaten beteiligen sich an einer gemeinsamen diplomatischen Initiative mit Libyen und Ägypten mit dem Ziel einen Zusammenschluss der 9 größten Guerillagruppen herbei zu führen, damit es einen glaubwürdigen Gesprächspartner für Friedensverhandlungen mit der Regierung gibt. Die Verhandlungen mit der Regierung in Khartum werden unterdessen auch durch einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen den sudanesischen Präsidenten beeinträchtigt, der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur angeklagt ist. (LM) (Fidesdienst, 03/09/2009)


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