ASIEN/VIETNAM - Religion und Glauben in Vietnam

Donnerstag, 25 Juni 2009

Vatikanstadt (Agenzia Fides) – Anlässlich des Ad-limina-Besuchs der vietnamesischen Bischöfe, der am 22. Juni begann, veröffentlicht der Fidesdienst verschiedene Hintergrundinformationen zum Leben der Kirche in Vietnam, den Religionen, der Wirtschaft und der Gesellschaft des Landes.

Vier große Philosophien und Religionen bilden die Grundlage des Glaubenslebens und der Spiritualität der vietnamesischen Bevölkerung: Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus und Christentum. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus mit Elementen aus dem chinesischen Volksglauben und aus den vietnamesischen Stammesreligionen verschmolzen, woraus die so genannte „dreifache Religion“ die „Tam Giao“ entstanden ist.
Der Konfuzianismus war ursprünglich ein mehr ein ethisch-soziales und politisches System als eine Religion, und hat erst später zahlreiche religiöse Aspekte angenommen. Der Taoismus war zu Beginn eine esoterische Philosophie für Gebildete und verschmolz unter den Bauern mit dem Buddhismus und zahlreiche Elemente des Taoismus wurden dabei zum Bestandteil des Volksglaubens. Der aus China importierte Mahayana-Buddhismus ist auch als „Schule des großen Rads“ und „Schule des großen Vehikels“ oder als „Buddhismus des Nordens“ bekannt und ist die in Vietnam vorherrschende Religion. Der Theravada-Buddhismus, der auch als „Schule des Kleinen Rads“, „Schule des kleinen Vehikels“ oder „Buddhismus des Südens“ bekannt ist, kam direkt aus Indien nach Vietnam. Er wird vor allem in der Mekong-Region praktiziert, insbesondere unter den Khmer.
Der Ahnenkult, Ausdruck der so genannten Frömmigkeit der Nachfahren (Hieu), entwickelte sich lange Zeit bevor der Konfuzianismus und der Buddhismus eingeführt wurden, und er wird deshalb auch als „Religion in der Religion“ betrachtet. Der Ahnenkult verschmilzt mit dem Glauben an das Weiterleben der Seele nach dem Tod, die die Nachkommen schützt. Die Vietnamesen verehren deshalb regelmäßig die Geister der Vorfahren und bringen dem Schützer der Familie und dessen Geist Opfer.
Der Kaodaismus ist eine Religion der vietnamesischen Eingeborenen, die die suche nach der idealen Religion zum Ziel setzt und dabei weltliche Philosophien und orientalische und westliche Religionen miteinander verschmilzt. In Vietnam hat diese Religion etwa 2 Millionen Anhänger. Der Islam ist vor allem unter dem Volk der Cham und der Khmer verbreitet und wird von 0,5% der Einwohner des Landes praktiziert. Der protestantische Glaube, der 1911 in Vietnam eingeführt wurde, hat rund 200.000 Anhänger. Er wird vor allem von den so genannten „Montgnards“ (Bergstämmen) praktiziert, die in der Bergregion in der Mitte und im Norden des Landes leben.
Die Vietnamesen antworten auf die Frage, welche Religion im allgemeinen praktiziert wird, dass sie Buddhisten sind, doch im Familienumfeld und bei den bürgerlichen Pflichten befolgen sie den Konfuzianismus, während es bei der Auslegung der Natur und des Kosmos vor allem taoistische Einflüsse gibt. (PA) (Teil 3 – Fortsetzung folgt) (Fidesdienst, 25/06/2009 – 39 Zeilen, 424 Worte)


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