Von Andrew Doan Thanh Phong
Ha Tien (Fides) – „Früher wollten wir unbedingt an der Sonntagsmesse teilnehmen, aber manchmal dauerte es einen ganzen Monat, bis ein Priester kam, um sie zu feiern. Jetzt erfüllt uns die Anwesenheit einer Kirche, eines Priesters und von Ordensschwestern, die uns begleiten, mit Trost und wir sind sehr glücklich, als wären wir mit dem Festland verbunden. Diese Kirche ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Leuchtturm, der unseren Glauben in den Stürmen des Lebens auf hoher See festigt“, so die Katholikin Maria Tran Thi Be aus der katholische Gemeinde auf der Insel Hon Tre in der Pfarrei Ha Tien in Diözese Long Xuyen im Süden Vietnams.
Derzeit wird auf den Inseln Hon Tre und Hon Giang unter der pastoralen Leitung von Pfarrer Vincent Nguyen Minh Phung täglich die Messe gefeiert. Die beiden Inseln liegen 7 km voneinander und 28 km vom Festland entfernt und gehören zum Archipel Hai Tac (Pirateninseln), dem südlichsten Punkt des Landes. Sie sind vom Festland und von der Stadt Ha Tien aus mit dem Motorboot in einer Stunde zu erreichen.
Den Namen „Pirateninseln“ erhielt der Archipel, weil sich dort zwischen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts Piraten niederließen, um Handelsschiffe anzugreifen, die in diesem Seegebiet unterwegs waren. Die Piraten-Inselgruppe besteht aus 16 großen und kleinen Inseln, von denen die größte und bevölkerungsreichste Hon Tre ist, wo sich die Kirche befindet und wo mehr als 220 Gemeindemitglieder leben, die sich hauptsächlich dem Fischfang widmen.
Trotz der Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, leben die Inselbewohner ihren Glauben mit Inbrunst, viele nehmen regelmäßig an der täglichen Messe teil und feiern mit Leidenschaft die wichtigsten liturgischen Feiern wie die Karwoche.
Die Bildung der Kinder der lokalen Fischer wird nicht nur durch den Mangel an Schulen und Lehrern erschwert, sondern auch durch die Armut und die mangelnde Motivation der Kinder und ihrer Eltern zum Lernen.
Dank der Anwesenheit der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau auf diesem Archipel, die die Familien der lokalen Fischer im Alltag begleitet, ihre Kinder zum Schulbesuch ermutigt und sie direkt unterrichtet haben, konnten viele Kinder aktiv am Schul- und Kirchenleben teilnehmen.
„Höhen“ und „Tiefen“ einer in den 1960er Jahren begonnenen Geschichte
Die katholische Gemeinde von Hon Tre entstand in den 1960er Jahren, als einige katholische Familien auf die Insel Hai Tac zogen, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Später bauten die örtlichen Gemeindemitglieder und der Priester Michael Le Tan Cong eine Kirche, eine Schule und eine medizinische Ambulanz, die zwar klein waren, aber dennoch die Präsenz des Glaubens auf der abgelegenen Insel markierten. Ihr Glaubensweg war jedoch nicht ohne Schwierigkeiten.
Viele Gemeindemitglieder verließen die Insel nach dem Ende des Vietnamkrieges 1975. Die Gemeinde war lange Zeit ohne Priester, sodass alle religiösen Aktivitäten, wie z. B. der Katechismusunterricht, von den örtlichen Gemeindemitgliedern übernommen werden mussten.
Anna Nguyen Thi Hong (75) aus der Gemeinde in Hon Giang, die die Höhen und Tiefen der Gemeinde miterlebt hat, erinnert sich: „Früher kam der Priester nur einmal im Monat, um die Messe zu feiern. Wenn es windig war mussten wir anderthalb Monate warten. Wir älteren Frauen konnten nur vor der Statue der Jungfrau Maria dafür beten, dass der Priester wohlbehalten ankommen möge. Das Leben der Fischer war ohnehin schon prekär, und ohne Gebete und Messen kam es uns noch prekärer vor als ein Boot mitten im Meer in der Nacht.“
In den letzten Jahren hat sich das katholische Leben in Hon Giang dank des besonderen Augenmerks der Diözese und der Orden völlig verändert, insbesondere seit Pfarrer Vincent Nguyen Minh Phung ständig vor Ort ist.
Um sicherzustellen, dass die täglichen Glaubenspraktiken nicht unterbrochen werden, fährt Pfarrer Phung vier Tage pro Woche mit dem Boot von Hon Tre nach Hon Giang, um die Messe zu feiern. Die Katholikin Nguyen Thi Suong erzählt: „Jetzt haben wir nicht nur regelmäßige Messen, sondern unsere Kinder erhalten auch eine ausgezeichnete Ausbildung durch die Ordensschwestern. Für uns ist die Kirche hier nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Leuchtturm, der die Seelen der Menschen auf der Insel stärkt und uns hilft, im Zeichen des Mitgefühls zu leben, mehr zu lernen und den Glauben in den Schwierigkeiten des Lebens zu bewahren, wie es uns unser Priester und der Bischof der Diözese lehren.“
Ein Arzt brachte den Glauben nach Ly Son
Eine weitere abgelegene Insel namens Ly Son, auf der die Samen des Glaubens nicht von Missionaren gesät wurden, sondern von dem Arzt Duong Minh Giang, der 1959 aus beruflichen Gründen auf diese Insel geschickt wurde und dort, nachdem er ein Zimmer im Haus eines lokalen Fischers gemietet hatte, den Hausbesitzer bat, einen Altar für Jesus Christus einzurichten. Später wurde die ganze Familie des Hausbesitzers katholisch: Der Hausbesitzer war beeindruckt von seiner Art zu beten, von den Gebeten, die er sprach, und von seinem christlichen Lebenswandel.
Bereits kurz darauf wurde Ly Son zu einem Missionszentrum mit einer kleinen Kapelle, wo sich heute die Kirche von Ly Son befindet. Es ist die einzige Pfarrei dieses Inselbezirks, der sich über eine Fläche von 10,39 km² in der Provinz Quang Ngai in Zentralvietnam erstreckt und insgesamt 22.174 Einwohner hat. 1966 wurde Pfarrer Peter Nguyen Hoang Diep als erster Priester dorthin entsandt, der einen großen Beitrag zur Bildung der Kinder der Insel leistete, unabhängig von ihrer Religion.
Nach Kriegsende 1975 sah sich das Glaubensleben auf der Insel Ly Son unter der Kontrolle der neuen kommunistischen Regierung mit Schwierigkeiten konfrontiert. Alle Einrichtungen dieser Pfarrei, wie die Kapelle und die Pfarrhäuser, wurden von der Regierung als Staatseigentum beschlagnahmt und für Unterrichtszwecke, als Militärstützpunkt, zur Lagerung von Lebensmitteln usw. genutzt und dann aufgegeben. Während dieser 14 Jahre gab es keine Priester, keine Eucharistiefeiern, keine Sakramente, und die örtlichen Gemeindemitglieder mussten sich selbst darum kümmern, den christlichen Glauben zu bewahren. Die Kirche von Ly Son wurde erst am 16. Dezember 1993 zurückgegeben, nachdem die Gemeindemitglieder lange Zeit bei den Behörden aller Ebenen entsprechende Anträge gestellt hatten. Aus diesen Gründen gilt Ly Son als ein Ort, an dem allein die Gemeindemitglieder die Samen des Glaubens gesät, auf ihrem Weg durchgehalten und sich für die Rückgabe ihrer Kirche eingesetzt haben.
Im Jahr 1995 wurde schließlich von Bischof Paul Huynh Dong Cac von Qui Nhon die Pfarrei Ly Son gegründet, und Pfarrer Michael Truong Van Hanh wurde ihr erster Pfarrer. Im Jahr 2005 kam Pfarrer Peter Pham Duc Thanh als Gemeindepfarrer in die Pfarrei und konzentrierte sich neben dem Aufbau der Pfarrstrukturen auch auf die Bildung der Kinder armer Fischer, für die das Lernen noch immer schwierig war. Derzeit gibt es 521 Gemeindemitglieder in der Pfarrei Ly Son, die in einer armen und abgelegenen Inselregion liegt.
(Fides 26/10/2025)