ASIEN/SRI LANKA - Die Geschichte des Konflikts

Montag, 18 Mai 2009

Colombo (Fidesdienst) – Die Republik Sri Lanka (Ex-Ceylon) wurde seit 1984 von einem interethnischen Konflikt zwischen der singhalesischen Mehrheit (circa 74% der Bevölkerung, buddhistischer Religion) und der tamilischen Minderheit indischen Ursprungs (13%, hinduistischer Religion) heimgesucht. 7% der Bevölkerung ist muslimisch, während der Rest sich in Holländer und Eingeborene Vedda teilt, die ersten Bewohner des Insel, die schon seit den III. Jahrhundert v. Chr. ansässig waren.


- Die Wurzeln des Konflikts
Die Wurzeln des ethnischen Konflikts in Sri Lanka liegen in der Geschichte der Insel: Inder und Singhalesen haben sich Jahrhundert lang, bis in die Kolonialzeit, um „die schönste Insel der Welt“ gestritten, wie Marco Polo sie nennt. Dann errichtete Portugal dort einen Stützpunkt und einen strategischen Absatzpunkt für den Handel von Gewürzen (1505). Daraufhin folgten die Holländer und dann die Engländer, die 1815 Ceylon eroberten. Unter der britannischen Herrschaft kamen vom Süden Indiens (dem Staat Tamil Nadu) Massen von Tamilen auf die Insel als Arbeiter für die Kaffee- und Teeplantagen. Auf Geheiß der britischen Krone siedelten sich die Tamilen im Norden und Osten des Landes an und wurden eine starke Minderheit, die von den Herrschern bevorzugt wurde und von den Singhalesen immer mehr gehasst wurde, die an die Auseinandersetzungen mit Indien im Laufe der Geschichte dachten.
Als die Insel Ceylon unabhängig wurde (1948) explodierten alle Kontraste und aller Hass: die Regierung von Solomon Bandaranaike begann eine nationalistische Partei und 1956 wurde singhalesisch offizielle Sprache und der Buddhismus Staatsreligion. Nach den ersten Öffnungen zur tamilischen Minderheit wurde Bandaranaike von einem buddhistischen Mönch ermordet (1959) und seine Ehefrau Srimavo, die seinen Platz einnahm und der erste weibliche Premierminister der Welt wurde, führte die Politik seines Vorgängers weiter.

- Die ersten illegalen Gruppen in den 70er Jahren
In den Siebzigern explodierten die ethnischen Spannungen mit aller Gewalt. 1972 ändert die Regierung den Namen des Landes, das nun „Sri Lanka“ genannt wird und führen eine Reihe von stark nationalistischen legislativen Maßnahmen, die zur Folge haben, dass sich die tamilische Minderheit von der Nation ausgeschlossen fühlen. Es entstehen Untergrundgruppen (Neue Tamiltiger) für die Befreiung der Eelam („Heimat“ in tamilischer Sprache). 1976 fasst die bewaffnete Bewegung Liberation Tigers of Tamil Eelam (Ltte) Fuß unter der Führung von Vellupilai Prabahkaran, während auf politischer Seite die Tamilen ihre Stimme hören lassen: 1977 gewinnt die tamilische Separatistenpartei alle Sitze im Bezirk Jaffna, der Halbinsel im Nordwesten, auf der sich die tamilische Bevölkerung konzentriert.

- Die 80er Jahre und die ethnische Säuberung
In den 80ern werden die Auseinandersetzungen zu einem offenen Krieg, der ohne Unterschied zuschlägt: die Regierung von Colombo führt eine harte Repression durch, die von einigen Beobachtern als „ethnische Säuberung“ definiert wird: 65.000 Tamilen verlassen die Insel und flüchten nach Indien, während sich der Konflikt mit der muslimischen Minderheit zuspitzt, von der 100.000 Personen das Land verlassen.

- Die Strategie der Selbstmordattentate
Die Strategien der tamilischen Separatisten sind genauso grausam: ein brutaler Kleinkrieg verhindert jeden Versuch der Regierung den Nordosten Sri Lankas zu kontrollieren; zahlreiche Attentate, auch Selbstmordattentate, verbreiten Panik in der Hauptstadt Colombo.

- Die Vermittlung Indiens und die Ermordung Gandhis
Nach der Entstehung einiger Gebiete unter tamilische Kontrolle betritt das von beiden Parteien kontrastierte Indien die Szene mit der Entsendung einer Peacekeeping -Truppe, die bis 1990 im Gebiet bleibt. Deshalb wurde 1991 der Premierminister Rajiv Gandhi von einem tamilischen Kamikaze ermordet.

- Die 90er Jahre und der Waffenstillstand
In den90ern versucht man trotz der Verschärfung des Konflikts einen Weg für den Frieden, auch dank der internationalen Eingriffe Großbritanniens und der Vereinigten Staaten. Ab 2000 übernimmt Norwegen die Vermittlung zwischen Singhalesen und Tamilen: 2002 erreicht Oslo einen Waffenstillstand, der jedoch nur kurz anhält.

- Die finale Offensive
Mit der Machtergreifung des Leaders Mahinda Rajapaksa beginnt eine neue und sehr grausame Phase: die Regierung bricht die Verhandlungen ab und entscheidet sich für eine weiträumige Offensive des Heeres, mit Artillerie, Marine und Truppen auf dem Land. Vom Anfang des Jahres 2008 an gewinnen die Soldaten die Gebiete zurück, die vorher - bis zur Niederlage der Rebellen - von den Tamiltigern kontrolliert wurden. Die Operationen haben zahlreiche Flüchtlingsströme und großes Leid der tamilische Zivilbevölkerung zur Folge, während die Kirche und die NROs einen „humanitären Notstand“ ausrufen.
Der Konflikt hat die Wirtschaft entkräftet, die schon ab 2001 immer mehr einbricht, und schwächte eine der wichtigen Ressourcen – den Tourismus. Der Krieg in Sri Lanka hat insgesamt circa 70.000 Tote gefordert und mehr als eineinhalb Millionen Flüchtlinge geschaffen. (PA) (Fidesdienst 18/5/2009 Zeilen 66 Worte 732)


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