AFRIKA/MADAGASKAR - Madagaskar zwischen politischer Krise, Chaos in der Verwaltung und dem Gespenst des Hungers

Mittwoch, 18 Februar 2009

Antananarivo (Fidesdienst) – „Die Stadt befindet sich in einem chaotischen Zustand, was die Verwaltung anbelangt, doch derzeit gibt es zumindest keine Unruhen“, so Mitarbeiter von Radio Don Bosco, einem der wichtigsten katholischen Radiosender in Madagaskar, das derzeit die schwerste Krise seit 2002 erlebt.
Nach tagelangen Protesten wurde am 3. Februar der größte Widersacher des Präsidenten Marc Ravalomana, Andry Rajoelina, von seinem Amt als Bürgermeister von Antananarivo enthoben. Rajoelina hatte dies jedoch abgelehnt und bekannt gegeben, er sei selbst vorübergehend zurückgetreten und habe eine Mitarbeiterin, Michele Rasivalaka mit den Amtsgeschäften beauftragt (vgl. Fidesdienst vom 4. Februar 2009). Den vom Präfekten der Stadt benannten kommissarischen Bürgermeister, Guy Rivo Randiranarisoa, lehnte er ab. Damit weiß in der Hauptstadt niemand mehr, wer eigentlich für die Verwaltungsgeschäfte verantwortlich ist: es herrscht Chaos. „Ein Chaos, das es zum Teil bereits schon vor der Krise gab“, so die Mitarbeiter von Radio Don Bosco, „die Tageszeitungen beklagen, dass der Müll nicht mehr entsorgt wird. Doch das war vorher auch schon so. Der kommissarische Bürgermeister versprach nun, er werde den Müll beseitigen lassen, doch wie soll das geschehen, wo es doch keine Fahrzeuge und auch keine Müllverbrennungsanlagen gibt?“.
Unterdessen versammeln sich die Anhänger von Rajoelina zu weiteren Protestkundgebungen auf der „Plaza 13 Mayo“. „Die Demonstranten versuchen in die Ministerialgebäude einzudringen, um dort die vom Oppositionsführer ernannten Minister einzusetzen, doch sie wurden abgewehrt“, so der Beobachter.
Am 10. Februar hatte Raoelina die ersten vier Minister seiner „Regierung“ ernannt, die den Staatschef ablehnen sollte. In den darauf folgenden Tagen kamen weitere hinzu.
Indes warnte ein britisches Hilfswerk vor einer Lebensmittelknappheit auf der Insel. „In Wirklichkeit gibt es jedes Jahr um diese Jahreszeit eine Lebensmittelknappheit in bestimmten Regionen Madagaskars, weil die Vorräte zu Ende gehen und die neue Ernte noch nicht stattfindet. Doch die politische Krise hat zu einer Zuspitzung des Problems geführt“, so die Beobachter zum Fidesdienst.
Auf politischer Ebene ließen hohe Beamte der Armee wissen, dass man „eine rasche Lösung der Krise“ wünscht und die Armee bereit ist, „die eigenen Pflicht zu erfüllen“.
„Dies ist eine Mahnung an die Politiker: entweder ihr findet bald eine Lösung oder wir werden eingreifen“, so der Beobachter. Der senegalesische Präsident, Abdoulaye Wade erklärte sich zur Vermittlung zwischen Ravalomanana und Rajoelina bereit.
Seit Ausbruch der Krise Mitte Januar starben 125 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und der Polizei. (LM) (Fidesdienst, 18/02/2009 – 39 Zeilen, 397 Worte)


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