AFRIKA/MADAGASKAR - „Das erneute Blutvergießen hat die Gemüter der Menschen erhitzt“, so Beobachter gegenüber dem Fidesdienst

Montag, 9 Februar 2009

Antananarivo (Fidesdienst) – „Nach unseren Informationen starben über 40 Menschen und über 200 wurden verletzt“, so Mitarbeiter von Radio Don Bosco in Antananarivo der Hauptstadt von Madagaskar, wo die Polizei am Samstag, den 7. Februar das Feuer gegen Demonstranten eröffnete, die sich dem Sitz der Büros des Präsidenten Marc Ravalomanana näherten.
Die Kundgebung war von dem von der Regierung abgesetzten Bürgermeister von Antananarivo, Andry Rajoelina, einberufen worden, der zu einem Machtkampf mit dem Präsidenten Ravalomanana entschlossen ist (vgl. Fidesdienst vom 5. Februar 2009).
„Es liegt uns eine Verlautbarung der Verteidigungsministerin Cécile Manorohanta vor, deren Authentizität wir überprüfen und in der ihr Rücktritt angekündigt wird, da sie gegen den Einsatz von Waffen gegen Demonstrant ist. Es sind Gerüchte im Umlauf, die besagen, dass der Rücktritt der Verteidigungsministerin nur der Anfang ist und dass andere Minister ihre Ämter niederlegen werden“, so die Beobachter. Auch der Justizminister Bakolalao Ramanandraibe Ranaivoharivony, soll nach Berichten der einheimischen Presse sein Amt niedergelegt haben.
„Das erneute Blutvergießen (bei jüngsten Unruhen waren nach Angaben der Polizei bereits 44 Menschen ermordet, wobei andere Quellen von 120 sprechen) hat die Gemüter der Menschen entflammt: viele fordern jetzt den Rücktritt des Präsidenten“, so der Beobachter weiter.
An der Kundgebung von 7. Februar sollen Tausende Menschen teilgenommen haben. „Als die Demonstranten sich dem Gebäude näherten, in dem sich die Büros des Präsidenten befinden…hat die Präsidentengarde angefangen auf die Menschen zu schießen. Ganz plötzlich, ohne Warnschüsse oder Tränengas. Bei den Toten handelt es sich überwiegend um junge Menschen; darunter auch welche, die aus der Provinz kamen, was zeigt, dass es sich nicht nur um eine Bewegung handelt, die nur in der Stadt existiertet, sondern um eine nationale Angelegenheit“, so der Beobachter.
An der Kundgebung vom Samstag sollte auch die in Frankreich im Exil lebende Sängerin Rossy teilnehmen (vgl. Fidesdienst vom 3. Februar 2009). „Rossy war nicht dabei, weil am 7. Februar aus technischen Gründen verschiedene Flüge von und nach Madagaskar gestrichen wurden“, so der Beobachter weiter.
Im Namen des Forums der Christlichen Kirchen in Madagaskar (FFKM) übte dessen Vorsitzender, Erzbischof Odon Marie Arséne Razanakolona von Antananarivo heftige Kritik an dem Blutvergießen vom Samstag, rief jedoch gleichsam zum Dialog zwischen den beteiligten Parteien auf: „In den kommenden Stunden erwarten wir eine erneute Stellungnahme der FFKM und einer Verlautbarung der katholischen Kirche“, so die Beobachter zum Fidesdienst.
Andry Rajoelina, der sich in der vergangenen Woche selbst zum Anführer des Widerstands gegen den Staatspräsidenten Ravalomanana erklärte und auch bereits die Bildung einer Übergansregierung unter Leitung von Zafitsimivalo Monja Roindefo angekündigt hatte, forderte einen Tag der Staatstrauer. Rajoelina bat auch um ein Gespräch mit dem Sondergesandten der Vereinten Nationen in Madagaskar, Haile Menkerios, der sich auch mit dem amtierenden Staatschef treffen wird. Die Opposition fordert den Rücktritt des Präsidenten, dem man vorwirft er schränke die Freiheit der Bürger ein und untergrabe die Volkswirtschaft und verfolge dabei Eigeninteressen. (LM) (Fidesdienst 09/02/2009 – 44 Zeilen, 484 Worte)


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