AFRIKA/MADAGASKAR- „Wir müssen Schlimmeres verhindern“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Antananarivo nach den jüngsten Unruhen

Dienstag, 27 Januar 2009

Antananarivo (Fidesdienst) – „Die Situation ist sehr angespannt, doch wir hoffen weiter, dass es eine friedliche Lösung geben wird“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars, wo es am 26. Januar zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Anhängern des Bürgermeisters Andry Rajoelina kam, der als politischer Gegner des Staatspräsidenten Marc Ravalomanana.
„Auch heut hat die Polizei mit Tränengas eine Demonstration in der Hauptstadt aufgelöst. Doch die Situation hat sich etwas beruhigt. Die Stadt ist weiterhin wie ausgestorben: viele Schulen, Büros und Geschäfte blieben geschlossen. Der Bürgermeister versuchte sich in einer Geste der Entspannung und forderte seine Anhänger in einer öffentlichen Ansprache auf, die Proteste zu beenden“, so der Beobachter.
„Die internationale Staatengemeinschaft versucht zischen dem Präsidenten und dem Bürgermeister von Antananarivo zu vermitteln. Auch die katholische Kirche und das Ökumenische Forum, in dem sich die verschiedenen christlichen Konfessionen zusammenschließen, setzen sich für Frieden und Versöhnung ein“, so der Beobachter weiter. „Es gibt auch Hoffnung auf weitere Verhandlungen; Staatspräsident Ravalomanana ist zu Gesprächen bereit und ruft zum Dialog auf“.
Zu den Unruhen kam es, nachdem die Opposition zu einem Generalstreik aufgerufen hatte, mit dem gegen die Schließung des Fernsehsenders „TV Viva“ durch die Regierung protestiert werden sollte. Eigentümer des Fernsehsenders ist der Bürgermeister Rajoelina. Die Regierung hatte bereits im Dezember die Schließung des Senders beschlossen, nachdem bei einer Sendung über den sich im Exil aufhaltenden ehemaligen Präsidenten Didier Ratsiraka berichtet worden war.
Die Demonstranten verwüsteten Geschäfte und steckten die Büros der staatlichen Fernsehsender in Brand, die sich in Besitz von Staatspräsident Ravalomanana befinden, dar außerdem auch einen Radiosender und zwei Zeitungen, eine Baugesellschaft und einen der wichtigsten Betriebe der Lebensmittelindustrie des Landes besitzt. Die demonstrierenden Menschenmassen drangen auch in das Gefängnis der Stadt ein, wo drei Jugendliche befreit wurden, die wenige Stunden zuvor bei einem Übergriff auf ein Regierungsgebäude festgenommen worden waren. „Unter die Demonstranten haben sich auch Kriminelle gemischt, die die Situation ausnutzten um Läden und Geschäfte der Tiko-Kette zu plündern, die sich ebenfalls in Besitz von Ravalomanana befinden. Auch in anderen Städten des Landes kam es zu solchen Plünderungsaktionen“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst. Nach angaben der Polizeibehörden gab es bei den Unruhen mindestens zwei Tote-
Unterdessen nahm „Radio Viva“ (wie der gleichnamige Fernsehsender ebenfalls Eigentum von Rajoelina) die Sendetätigkeit wieder auf, nachdem die Übertragungen unterbrochen worden waren: vielleicht handelt es sich dabei um ein weiteres Zeichen der Entspannung. (LM) (Fidesdienst, 27/01/2009 – 39 Zeilen, 417 Worte)


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