AFRIKA/TSCHAD - „135.000 Flüchtlinge müssen vor Beginn der Regenzeit im Mai aus dem Grenzgebiet zwischen dem Sudan und dem Tschad in andere Gebiete übersiedelt werden“, so Laura Boldrini vom UN-Flüchtlingshochkommissariat. Appell des Erzbischofs von N’Djamena.

Montag, 15 März 2004

N’Djamena (Fidesdienst) - „Rund 135.000 Flüchtlinge leben im Grenzegebiet zwischen dem Sudan und dem Tschad. Sie müssen so bald wie möglich in Aufnahmelager im Inneren des Tschad übersiedelt werden. Im Mai wird der Beginn der Regenzeit den Transport extrem schwierig machen“, so die Sprecherin des UN-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), Laura Boldrini, in einem Kommentar zur dramatischen Situation der Flüchtlinge in Darfur, im Westen des Sudan, wo seit einigen Monaten Bürgerkrieg herrscht. An dem Konflikt sind mehrere Guerillagruppierungen beteiligt die gegen die Regierung und gegen die mit der Regierung verbündeten und von Regierungssoldaten unterstützten Milizen kämpfen.
Auch Erzbischof N’Garteri von N’Djamena (Hauptstadt des Tschad) bat in einem dringlichen Appell um Hilfe für die sudanesischen Flüchtlinge im Tschad. Auf den Appell reagierte der Generalobere des Jesuitenordens, Pater Peter-Hans Kolvenbach, mit der Einleitung von umgehenden Hilfsprogrammen für die betroffenen Menschen durch den Jesuit Refugee Service.
„Die Bedingungen, unter denen die Flüchtlinge im Grenzgebiet leben, werden durch die ständigen Inkursionen der mit der sudanesischen Regierung verbündeten Milizen in das Staatsgebiet des Tschad zusätzlich beeinträchtigt“, so die UNHCR-Sprecherin. „Während der vergangenen sechs Wochen erfuhren wir fast täglich von Plünderungen durch die Milizen, die den Flüchtlingen ihr Vieh stehlen. Die Tiere sind der einzige Lebensunterhalt dieser Menschen. Dies macht deutlich, wie notwendig die Übersiedlung der Flüchtlinge an einen sichereren Ort ist“.
„Die Regierung des Tschad versucht gemeinsam mit dem UNHCR geeignete Orte ausfindig zu machen, an denen neue Aufnahmelager entstehen sollen. Dies ist nicht einfach und das Festlegen der Orte, der Aufbau der Camps und die Übersiedlung und Registrierung der Flüchtlinge nimmt viel Zeit in Anspruch“, so Laura Boldrini. „Wir haben um Hilfsmittel in Höhe von 20 Millionen für die Flüchtlinge im Tschad gebeten, bis jetzt stehen uns jedoch nur 6 Millionen zur Verfügung.“
Unterdessen wurden bisher rund 10.000 Flüchtlinge aus dem Sudan aus den gefährlichen Grenzgebieten in das Landesinnere des Tschad überführt. Im Rahmen der UNHCR-Programme sollen noch möglichst viele Flüchtlinge vor Beginn der Regenzeit im Mai übersiedelt werden.
Zur Beschleunigung der Übersiedlungsmaßnahmen sollen zusätzliche Transporte zum Flüchtlingslager Farchana durchgeführt werden. Weitere Flüchtlinge sollen innerhalb der nächsten Tage in drei neuen Aufnahmelagern untergebracht werden. Die UN-Organisation plant die Einrichtung neuer Aufnahmecamps auch im Norden und im Süden der betroffenen Grenzgebiete.
Unterdessen wurden in Bahai insgesamt 52 Minderjährige im Alter zwischen 2 und 18 Jahren ohne Begleitperson registriert. Die meisten dieser Minderjährigen sind Ende Januar und Anfang Februar aus ihren Heimatdörfern geflüchtet als diese bombardiert wurden, während sie mit den Tieren auf der Weide waren. Das UNHCR versucht zusammen mit den zuständigen Behörden und mit dem Internationalen Roten Kreuz die Eltern in den Camps im Grenzgebiet ausfindig zu machen. Fünf Kinder haben ihre Eltern im Grenzgebiet zwischen Bahai und Tine selbst wieder gefunden. (LM) (Fidesdienst, 15/3/2004 - 43 Zeilen, 478 Worte)


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