Afrika/Sudan - Weitere Gefechte im Westen des Sudan: Gewalt und Massaker gegen Zivilisten. Über 100.000 Menschen flüchten in den benachbarten Tschad. Seit Februar 2003 haben 3.000 Menschen ihr Leben verloren

Dienstag, 3 Februar 2004

Khartum (Fidesdienst) – Die humanitäre Notlage in Darfur im Westsudan spitzt sich zu. Wie internationale Hilfsorganisationen mitteilen, soll die sudanesische Luftwaffe mehrere Dörfer an der Grenze zum Tschad angegriffen haben. Infolge dieser Angriffe mussten über 100.000 Menschen in den benachbarten Tschad fliehen. Außerdem soll es zu weiteren Massakern, Vergewaltigungen und Misshandlungen jeder Art gegen Zivilisten gekommen sein.
Die Militärhandlungen der regulären Streitkräfte wurden von den mit der Armee verbündeten Janjaweed-Milizen unterstützt.
In der Region streiten sich seit langem arabische Nomadenvölker mit afrikanischen Bauern um die unzureichenden Wasserreservoirs und das wenige fruchtbare Ackerland. Doch erst in der jüngsten Vergangenheit haben sich diese Spannungen in einen militärischen Konflikt ausgeweitet. Die Gefechte in der Region Darfur brachen im Februar 2003 aus und haben sich in den vergangenen Wochen zugespitzt. Bei den Gefechten starben bisher über 3.000 Menschen und rund 670.000 Binnenflüchtlinge mussten ihre Wohnungen verlassen, über 100.000 Menschen flüchteten in den benachbarten Tschad.
Die Regierungseinheiten setzen bei ihren Angriffen Hubschrauber und Transportflugzeuge des Typs Antonov ein. Gegen die Offensiven der Regierung kämpfen zwei Guerillabewegungen: die Sudanesische Befreiungsarme (SLA) und die Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM). Beide Bewegungen fordern mehr Regierungsinteresse für die Region, die ihrer Ansicht nach von der Zentralregierung in Khartum „ausgegrenzt wurde“.
Unterdessen erklärte sich der tschadische Staatspräsident Idriss Déby bereit, zwischen der Regierung in Khartum und den Guerilla-Bewegungen in Darfur zu vermitteln. Die sudanesische Regierung begrüßte dieses Angebot. Nach Aussage eines Regierungssprechers „hat der Sudan großes Vertrauen in den Präsidenten Déby, der die Situation in der Region sehr gut kennt“. Der Tschad hatte bereits mehrmals im Konflikt in Darfur vermittelt. Zuletzt waren Gespräche jedoch am 16. Dezember letzten Jahres gescheitert.
Während sich der Zuspitzung des Konflikts in Darfur zuspitzt, bestehen im Konflikt mit dem Südsudan erstmals nach 20 Jahren konkrete Hoffnungen auf die Beendigung des Bürgerkriegs zwischen den Regierungseinheiten und den Rebellen der SPLA. Der Bürgerkrieg im Südsudan war 1983 nach der Einführung der Scharia ausgebrochen, gegen die die vorwiegend christliche Bevölkerung dieses Landesteils aufbegehrte. Bei dem Konflikt starben über 2 Millionen Menschen, Millionen von Menschen mussten flüchten und es entstanden überall große Verwüstungen.
Vertreter der Regierung und der SPLA haben im September letzten Jahres ein Abkommen unterzeichnet, das den Rückzug der Regierungstruppen aus der Region und die Eingliederung der SPLA-Kämpfer in eine einheitliche Armee vorsieht. Nach einer sechsjährigen Übergangszeit soll durch eine Volksbefragung über die Selbstbestimmung im Südsudan abgestimmt werden. (LM) (Fidesdienst, 3/2/2004 – 39 Zeilen, 419 Worte)


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