AFRIKA/SUDAN - „Abyei ist der Schlüssel zum Frieden im Sudan“: heißt es in einer US-amerikanischen Studie

Donnerstag, 14 Februar 2008

Khartum (Fidesdienst) - „Abyei ist der Schlüssel zum Frieden im Sudan“, heißt es in einer vom US-amerikanischen „ENOUGH Project“ durchgeführten Studie. Das amerikanische Projekt befasst sich mit den Kriegen in Afrika. Der Bericht mit dem Titel „Abyei: Sudan’s Kashmir“ wurde Ende Januar veröffentlicht und erinnert an eine Schlüsselfrage, die auch mit der gegenwärtigen Krise im Tschad und mit der Krise in der sudanesischen Region Dafur in Zusammenhang gebracht wird.
Abyei ist ein Ort in Süd-Khordofan, in der Nähen zur Grenze mit Süd-Darfur und wurde im Laufe der sudanesischen Geschichte zu einer Brücke zwischen dem Norden und dem Süden des Sudan, zwischen dem arabisch-islamischen und dem afrikanischen Teil der Bevölkerung, zwischen den Christen und Animisten des Landes. Abyei gehört jedoch auch zu den Punkten, die im Friedensvertrag zwischen der Regierung in Khartum und der Rebellenbewegung „Southern People Liberation Movement/Army (SPLM/A)“, der im 2005 zur Beendigung des zwanzigjährigen Bürgerkriegs im Südsudan unterzeichnet wurde, noch nicht berücksichtigt werden. Auf der Grundalge des Abkommens wurde im Südsudan eine von Khartum unabhängige autonome Verwaltung geschaffen und 2011 soll eine Volksbefragung darüber entscheiden, ob das Territorium weiterhin zum Sudan gehören wird (und dabei weitgehende Autonomie genießt) oder ob ein unabhängiger Staat entstehen soll. Die Vereinbarungen schließen jedoch einig Gebiete an der Grenze aus, von denen man nicht weiß, ob sie zum Norden oder zum Süden des Sudan gehören sollen. Abyei gehört zu diesen Gebieten. Formell gehört die Region zum Norden, doch unter der Bevölkerung leben 280.000 Menschen aus den Volksstämmen des Südens, die während des Bürgerkriegs gegen das Regime in Khartum kämpften.
Bei der jüngsten Krise der Regierung und die vorübergehende Suspendierung der Vertreter der SPLM in der Regierung der Nationalen Einheit ging es um die Einhaltung der „Protokolle von Abyei“. Dabei handelt es sich um ein Abkommen, das auf US-amerikanischen Druck im Jahr 2004 in Naivasha (Kenia) unterzeichnet wurde, noch bevor es zur Unterzeichnung des Gesamtabkommens im Jahr 2005 kam. Damit sollte eines der Haupthindernisse für eine Übereinstimmung zwischen der Regierung und den Rebellen aus dem Weg geräumt werden. Diese Protokolle sehen eine Sonderregierung für die Region bis zum Jahr 2011, und enthalten ein besonderes Prozedere zur Bestimmung des Grenzverlaufs, Bestimmungen zur Aufteilung der Einkünfte aus der Erdölförderung in der Region. Außerdem ist ein Referendum für das Jahr 2011 vorgesehen, bei dem die Bürger darüber entscheiden sollen, ob die Region zum Nord- oder Südsudan gehört.
Obschon eine Kommission gemäß der in den Protokollen enthaltenen Bestimmungen den Grenzverlauf festlegte, wurden diese Beschlüsse von der Regierung in Khartum abgelehnt. Dabei geht es insbesondere um die Frage der Erdölvorkommen in der Region: 2006 erwirtschaftete der Sudan 670 Millionen Dollar gewinne aus dem Export von Rohöl aus der Region Abyei, was ungefähr 13% der Jahresgesamteinnahmen des Erdölgeschäfts entspricht.
„Wird die politische Krise im Zusammenhang mit Abyei gelöst, dann gibt es konkrete Hoffnungen für den Frieden im ganzen Land. Doch sollte dies nicht gelingen, dann wird die Möglichkeit der Eskalation der derzeitigen Konflikte im Sudan in den kommenden Jahren wahrscheinlich sein und ein Konflikt auf nationaler Ebene würde sich auf die ganze Region auswirken und verheerende Folgen für die einheimische Bevölkerung haben“. (LM) (Fidesdienst, 14/02/2008 - 45 Zeilen, 527 Worte)


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