AFRIKA/UGANDA - „Man darf auf Frieden hoffen, doch es sind noch viel Umsicht und Geduld geboten“, so der Leiter des Büros der Vereinigung für freiwillige Entwicklungszusammenarbeit (AVSI) in Kampala

Freitag, 9 November 2007

Kampala (Fidesdienst) - „Wir waren dem Frieden noch nie so nahe und es herrscht ein Klima der Hoffnung, doch wir müssen uns vor Augenhalten, dass wir uns in einer noch sehr delikaten Phase der Nachkriegszeit befinden“, so der Leiter des Büros der Vereinigung für freiwillige Entwicklungszusammenarbeit (AVSI) in Kampala (Uganda) gegenüber dem Fidesdienst, in einem Kommentar zu den jüngsten Fortschritten im Friedensprozess in Norduganda (vgl. Fidesdienst vom 6. November 2007). „Der Besuch der Delegation der Lord’s Resistance Army (LRA) in Gulu war positiv, obschon man daran erinnern muss, dass die Delegation aus Personen bestand, die seit Jahren in Kenia, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten leben. Die LRA-Kämpfer befinden sich hingegen noch in den Wäldern und die widersprüchlichen Nachrichten zum Schicksal von Vincent Ott, dem zweitwichtigsten Mann der Guerillabewegung lässt vermuten, dass es in den Reihen der LRA eine Spaltung gibt“.
Nach Presseberichten soll es zwischen Otti und Joseph Kony, dem Anführer der LRA, Meinungsunterschiede geben. Otti soll ermordet oder verhaftet worden sein. Wie der ugandische Geheimdienst mitteilt, soll Okot Odhiambo heute an seine Stelle gerückt sein.
„Zwar nimmt unter der Bevölkerung die Hoffnung auf Frieden zu, doch auf der anderen Seite gibt es weiterhin Anlass zu Besorgnis. Die Gefechte wurden zwar eingestellt, doch Kriminalität und Banditentum nehmen zu und bei den Tätern handelt es sich vielleicht um ehemalige Mitglieder der Guerillagruppen, die nun arbeitslos sind und kriminell werden. Aus diesem Grund sind leben die meisten Menschen weiterhin in den Aufnahmelagern oder in den Übergangslagern, wo sie darauf warten, dass sie in ihre Heimat zurück kehren können“, so Ciantia.
„Der Konflikt im Norden Ugandas hält seit 20 Jahren an und ist sehr komplex strukturiert: es geht zum einen um Spannungen innerhalb der Region und zum anderen um Spannungen zwischen Nord und Süd“, erklärt Ciantia. „Außerdem muss man den Konflikt in Uganda im internationalen Kontext betrachten: im Osten der Demokratischen Republik herrscht weiterhin Krieg, im Südsudan und zwischen Äthiopien und Eritrea gibt es neuen Spannungen, es herrscht Krieg in Somalia. Diese Situationen haben die Lage in Norduganda beeinflusst und könnten dies auch weiterhin tun“.
„Es sind deshalb weiterhin Geduld und Umsicht geboten, denn wir müssen uns vor Augen führen, dass es sich um eine äußerst delikate Nachkriegssituation handelt. AVSI wird sich weiterhin mit seinen Entwicklungsprojekten um die Menschen kümmern: denn nur wenn wir auch den ehemaligen Guerillakämpfern konkrete Perspektiven geben, können sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren“, so der Leiter des katholischen Hilfswerks abschließend. (LM) (Fidesdienst, 09/11/2007 - 38 Zeilen, 431 Worte)


Teilen: