ASIEN/JAPAN - Die Reise der “Tensho-Gesandtschaft” anhand von bisher unveröffentlichten Dokumenten

Dienstag, 27 Mai 2025

Rom (Fides) - Briefe, Dokumente, Gesuche um besondere Gegenstände und sogar die Anweisung, die direkt vom Papst kam, denjenigen einen besonderen Empfang vorzubehalten, die monatelang quer durch den asiatischen Kontinent gereist waren, um nach Rom zu kommen, mit dem Ziel, die katholische Lehre auf bestmögliche Weise kennenzulernen.

Dies geht aus den gesammelten Unterlagen hervor, die in den Staatsarchiven und in den Archiven von kirchlichen Einrichtungen der italienischen Städte aufbewahrt werden, die von der „Tensho-Gesandtschaft“ bereist wurden, die sich vor genau 440 Jahren auf den Weg gemacht hatte.

Es war im März 1585, als zum ersten Mal eine Delegation aus Japan nach Rom kam, um offiziell vom Papst empfangen zu werden. Der Name der „Gesandtschaft“ bezieht sich auf die Zeit, zu der sie nach dem damaligen japanischen Kalender stattfand, d. h. im zehnten Jahr der Tensho-Ära.

Die Idee, vier junge japanische Würdenträger nach Europa zu entsenden, stammte von Alessandro Valignano, einem italienischen Jesuiten, der seit 1574, nachdem ihn die Gesellschaft Jesu zum Visitator ernannt hatte, im Fernen Osten missionarisch tätig war. Valignano wählte persönlich zwei junge Männer aus einigen der größten christlichen Daimyō-Familien Japans zu jener Zeit aus. Die Daimyō waren mächtige japanische Magnaten und Feudalherren, die vom 10. Jahrhundert bis zum Beginn der Meiji-Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts dank ihres riesigen vererbbaren Grundbesitzes den größten Teil Japans beherrschten.

Ihnen schlossen sich zwei weitere junge Adlige und eine kleine Gruppe von Begleitern an, darunter der portugiesische Jesuitenpater Diogo de Mesquita, der ihnen als Führer und Dolmetscher zur Verfügung stand. Mit dieser Reise, die insgesamt acht Jahre dauerte (1582 bis 1590), verfolgte Valignano das Ziel, das Wissen über Japan innerhalb der damaligen Kirche zu erweitern und bestimmte Vorurteile über das japanische Land auszuräumen.

Heute werden die Chroniken dieser Ereignisse in dem Buch „TENSHŌ 天正, Diario di un pellegrinaggio giapponese alla Curia romana (1585). Fonti manoscritte e a stampa” (Todi, Verlag “Tau Editrice”, 2025, 530 S.) zusammengefasst. Der vom Erzbischof von Lucca, Paolo Giulietti, zusammen mit Olimpia Niglio und Carlo Pelliccia herausgegebene Band wird am Donnerstag, den 29. Mai, um 15 Uhr in der Newman-Aula der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom im Rahmen des Projekts „Thesaurum Fidei“ der Erzdiözese Lucca zum Gedenken an den aus der toskanischen Stadt stammenden Dominikanermönch Angelo (Michele) Orsucci, einen der ersten Missionare in Japan, vorgestellt.

Wie Professor Pelliccia gegenüber der Fides erklärt, „wurden dank der Bemühungen meiner Kollegin, Frau Professor Niglio, Staats- und Diözesanarchive in den Städten, die die Gesandtschaft auf ihrer Reise durchquerte, von Livorno bis Rom und von Rom bis Genua, in die Untersuchung einbezogen. Für uns Wissenschaftler war es, als würden wir die Reise der Gesandtschaft über die italienische Halbinsel anhand von handschriftlichen und gedruckten Quellen nacherleben“.
Das Sammeln der Informationen, aus die dem Text zugrunde liegen, „war sehr einfach, und alle kontaktierten Einrichtungen waren besonders bereit, an der Studie teilzunehmen. Besonders viele Informationen kamen aus Venedig“. Und aus diesen Informationen geht eine Art Routine hervor, die die Gesandtschaft bis ins kleinste Detail prägte: „So fand sich im Diözesanarchiv von Lodi eine Notiz, in der die Stadt Mailand um silberne Leuchter zur Ausschmückung der Domkirche gebeten wurde“. Ähnliche Bitten finden sich in anderen Briefen aus anderen Städten, die sich auf den Besuch der jungen japanischen Gesandten beziehen, die im März vor mehr als vier Jahrhunderten in Rom eintraf und in der Stadt das Konklave erlebte, das am 24. April 1585 zur Wahl von Sixtus V., geboren als Felice Peretti, führen sollte.

Bevor sie Rom verließen, nahmen die jungen japanischen Gesandten an den Ereignissen jener Tage teil und nahm einen prominenten Platz ein. Dem Beispiel seines Vorgängers folgend (Gregor XIII. hatte die Gesandten mit allen Ehren empfangen), lud Sixtus V. die illustren Gäste ein, an dem Ritt zur Inbesitznahme der Lateranbasilika teilzunehmen, wie auch ein Fresko im Sixtinischen Saal der Apostolischen Bibliothek im Vatikan bezeugt, das in dem Band von Erzbischof Giulietti und Frau Professor Niglio untersucht wurde.

Unter den Papieren befand sich auch ein Brief des Dominikaners Kardinal Bonelli, der im Namen des Papstes schrieb, um der Gesandtschaft eine ehrenvolle Behandlung und einen königlichen Empfang zu sichern. Ein ähnlicher Brief mit demselben Datum wurde in den Archiven von Camerino gefunden: „Man kann sich leicht vorstellen“, unterstreicht Pelliccia, „dass solche Briefe in den meisten vom Kirchenstaat abhängigen Städten ankamen, die von den Japanern besucht wurden, die auf ihrem Weg in der Basilika vom Heiligen Haus in Loreto Halt machten“.

„Es wurden Dokumente verschiedener Art gefunden, einige davon in japanischer Sprache, wie die Botschaft an die Stadt Imola, Reiseberichte, wirtschaftliche Aufzeichnungen mit den verschiedenen Ausgaben der zivilen und religiösen Gemeinschaften. Zu den originellsten gehören Beschreibungen und Kuriositäten über die Kleidung oder die körperlichen Merkmale der Japaner, die von den damaligen Notaren zu Papier gebracht wurden“, fährt Professor Pelliccia fort und erklärt: “Auch wenn man heute von einer diplomatischen Mission spricht, ist dieser Begriff nicht ganz korrekt. Eines der Ziele der Tensho-Gesandtschaft war es, das gegenseitige Kennenlernen und die kulturelle Interaktion zu fördern. Die jungen Japaner sollten auch die Stadt Neapel besuchen, doch dazu kam es nicht. Offiziell, weil es zu heiß war und die Luft ungesund war. Aber in Wirklichkeit war die Stadt Neapel zu dieser Zeit in einer besonderen politischen Situation. Die Gesandten, die aus dem Fernen Osten gekommen waren, sollten nur die Größe und Schönheit Europas und die katholische Lehre kennen lernen, die sie dann bei ihrer Rückkehr in ihr eigenes Land bezeugen würden“.

Die Terminologie der Dokumente erscheint manchmal „verfälscht“ im Vergleich zu unserem heutigen Verständnis: „Sie werden als indische Prinzen bezeichnet, weil der asiatische Kontinent im 16. Jahrhundert als Ostindien bezeichnet wurde. Auch bei den Titeln, die den vier jungen Japanern zugeschrieben werden, variiert der Wortschatz erheblich: In einigen Dokumenten werden sie als „Prinzen“ bezeichnet, in anderen als „aristokratische Adlige““, stellt Pelliccia fest.

Sicherlich war die Tensho-Gesandtschaft nach Ansicht von Professor Pelliccia eine große „Chance für den Dialog zwischen den Kulturen“. Valignano kann als ein Förderer dieses Dialogs zwischen Ost und West bezeichnet werden. Seine Idee war es, die Japaner mit der glücklichen und fortschrittlichen europäischen Zivilisation bekannt zu machen und ihnen klar zu machen, dass die Missionare in das Land der aufgehenden Sonne nur kamen, um großzügig ihrer religiösen und missionarischen Berufung zu folgen“.
(F.B.) (Fides 27/5/2025)


Teilen: