VATIKAN - Brief des Kardinalstaatssekretärs an den Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker zum 50jährigen Jubiläum der Enzyklika „Fidei Donum“: „Es ist dies eine Modalität, die mit der Zeit zur Norm der missionarischen Mitverantwortlichkeit werden“

Montag, 7 Mai 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Erscheinens der Enzyklika „Fidei donum“ von Papst Pius XII. am 21. April dieses Jahres, wendet sich Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in einem Schreiben an den Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Kardinal Ivan Dias. Das Schreiben wurde im Verlauf des Gottesdiensts verlesen, den Kardinal Dias am Morgen des 5. Mai im Petersdom mit den Teilnehmern der Ordentlichen Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke und rund 500 italienischen Fidei donum-Priestern feierte. Im Anschluss an die Heilige Messe wurden die Teilnehmer von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen. Es folgt der Wortlaut des Schreibens in eigener Übersetzung:

Herrr Kardinal,
der heutige 21. April ist der 50. Jahrestag des Erscheinens der Enzyklika „Fidei donum“ von Papst Pius XII., dem wir heute gedenken (vgl. AAS XLIX 1957, 225-248). Mit diesem Dokument wollte der Summus Pontifex den Blick der Hirten der Kirche auf Afrika richten, in einer Stunde, in der der Kontinent sich dem leben der modernen Welt öffnete und vielleicht die schlimmsten Stunden seines tausendjährigen Schicksals erlebte (vgl. ebd. 227). Im dritten Kapitel behandelt Papst Pius XII. das dreifache missionarische Engagement der Kirche (Gebet, konkrete Hilfe und Entsendung von Personal) und zog unter anderem eine neue Art der missionarischen Zusammenarbeit in Erwägung, die sich von den bisherigen unterscheiden sollte. Er schrieb: „Eine weitere Art der Hilfe, gewiss etwas belastender, wird von einigen Bischöfen umgesetzt, die, obschon sie die ganze Last empfinden, dem einen oder anderen ihrer Priester die Erlaubnis erteilen, die Diözese für eine bestimmte Zeit zu verlassen und mit den Ortsbischöfen in Afrika zusammenzuarbeiten. Dies trägt in großem Maß dazu bei, dass sich dort mit Weisheit und Ausgewogenheit neue und spezifische Formen der Ausübung des Priesteramtes entwickeln und gleichsam der Klerus in diesen Diözesen bei Arbeit des kirchlichen und profanen Lehrens unterstützt wird, wo er dies nicht selbst tun kann. Gerne ermutige ich diese angemessenen und fruchtbaren Initiativen, die noch vervollkommnet werden müssen. Wenn sie mit Umsicht vorbereitet und umgesetzt werden, werden sie für die katholische Kirche in Afrika in dieser an Schwierigkeiten und Hoffnung reichen Zeit sehr nützlich sein“ (vgl. AAS, zit. 245-6).
Ausgehend von diesem Aufruf des Papstes zur Mission in Afrika, entstand ein neues „Subjekt“ der Mission, das eben nach dieser Enzyklika „Fidei donum“ benannt wurde. Das Dokument des Papstes streute den Samen aus, der auf fruchtbaren Boden fiel und sich, dank der tiefen kirchlichen und missionarischen Reflexion des Zweiten Vatikanischen Konzils und des missionarischen Lehramtes in der Zeit nach dem Konzil entwickelte. Deshalb sind einige wesentliche Elemente sowohl was die Grundsätze als auch die Praxis anbelangt nunmehr umgesetzt, die dazu beitragen die Identität und die Gestalt des Amtes „Fidei donum“-Missionare zu bestimmen. Diese Elemente lassen sich so formulieren: die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch; die Weltkirche wird in den Ortskirchen konkret lebendig; die Ortskirchen sind bereits vom Zeitpunkt ihrer Gründung an missionarisch; sie sind für die Evangelisierung als einzelne und in der Gemeinschaft mit allen anderen Kirchen verantwortlich.
Seither sind 50 Jahre vergangen, während derer die Ortskirchen, zunächst jene antiker Gründung und später auch die jüngeren, weiterhin Priester und Laien aus den Diözesen in andere Kirchen für die „missio ad gentes“ entsandt haben, oder für die Neuevangelisierung oder ganz einfach, um personellen Mangel und Mangel an Mitteln in den ärmeren Kirchen auszugleichen. Und dies ist eine Modalität, die mit der zeit zur Norm der missionarischen Mitverantwortung werden können. Durch eine solche Zusammenarbeit, wird in der Tat die ganze Kirche missionarisch, da die „missio ad gentes“ als eine Aufgabe und eine Verantwortung aller Ortskirchen betrachtet wird.
Anlässlich dieses wichtigen Jubiläums hat die Päpstliche Missionsunion auch auf nachdrückliches Bitten der Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke in Rom einen Kongress organisiert, der hauptsächlich zwei Ziele verfolgt: vor allem möchte man auf den bereits zurückgelegte Weg zurückblicken und eine kritische Analyse der Licht- und Schattenseiten anstellen die diesen Weg gekennzeichnet haben; an zweiter Stelle möchte man dazu beitragen, dass die „Fidei donum“-Missionare eine neue und authentische Identität erhalten, im Licht der Richtlinien, die auf der Erfahrung, auf dem Lehramt der Päpste und auf den Dokumenten der Bischofskonferenzen gründen. Insbesondere ist es angemessen die Gemeinschaft und die Mitverantwortlichkeit der Kirchen für die Mission neu zu überdenken, sowie die sich daraus ergebenden Methoden, wie zum Beispiel Erfordernis einer gemeinsamen Planung, die Eingliederung der „Fidei donum“-Missionare mit spezifischen Aufgaben und Rollen, die Wiedereingliederung in ihre Herkunftsdiözesen, der gegenseitige Austausch von Personal, die apostolischen Mittel und Methoden, die Bildungswege der Missionare, die Notwendigkeit der Einrichtung von missionarischen Bildungseinrichtungen für die Angehörigen auf nationaler Ebene, die Koordinierung bei der angemessenen Erfüllung von Anfragen und Gewährleistung von Mitteln. Ein weiters Ziel besteht darin, dass die jungen Kirchen, die sich gegenwärtig auf die Unterstützung der Missionsinstitute verlassen müssen, eigene „Fidei donum“-Missionare ausbilden und entsenden können.
Der Heilige Vater begrüßt diese Initiative und blickt voll Zuversicht auf sie, indem er wünscht, dass sie dem nun mehr vor bereits 50 Jahren auf den Weg gebrachten missionarischen Elan neue Impulse geben möge. In diesem Sinn versichert er bereits heute sein Gedenken im Gebet, damit der Kongress die gesteckten Ziele erreichen möge und während er Ihrer Eminenz, den Mitarbeitern und allen, die zur Veranstaltung beigetragen haben, seinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringt, erteilt er Ihnen, sowie auch den Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke und den Beauftragten der Bischofskonferenzen und allen „Fidei donum“-Missionaren seinen besonderen Apostolischen Segen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen meine besondere Hochachtung zum Ausdruck bringen und verbleibe,

Ihrer hochwürdigen Eminenz im Herrn verbundener
Tarciso Card. BERTONE, Staatssekretär.
(Fidesdienst, 07/05/2007 - 80 Zeilen, 926 Worte)


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