ASIEN/SYRIEN - Patriarch Tarmouni nach der Rückeroberung von Kessab: Aufständische haben Kirchen geschändet

Montag, 16 Juni 2014

Kessab (Fides) – Am Samstag, den 14. Juni und Sonntag den 15. Juni, eroberte die Regierungsarmee die mehrheitlich von armenischen Christen bewohnte Stadt Kessab im Nordosten des Landes zurück, die sich seit März dieses Jahres in der Hand der aufständischen Milizen befand.
“Bei der Rückeroberung von Kessab”, so der armenische Patriarch Nerses Bedros XIX. Tarmouni zum Fidesdienst, “waren auch die Selbstverteidigungsgruppen der armenischen Gläubigen und die schiitischen Hisbollah-Milizen beteiligt. Der Gemeindpfarrer der St. Michaels-Pfarrei musste bei einem ersten Besuch in seiner Pfarrei feststellen, dass diese völlig verwüstet war: die Rebellen hatten Ikone, Kreuze und Bücher zerstört und die Räumlichkeiten unzugänglich gemacht. Ziel war es, die Nutzung zu verhindern, denn es gab nichts Wertvolles zu plündern. Dasselbe geschah auch mit unserer Kirche”. Wie Beobachter berichten, wurden auch in der armenisch-evangelischen Dreifaltigkeitskirche Kreuze beschädigt und das armenische Gemeindezentrum in Misakyan verwüstet.
Islamistische Milizen – darunter auch die dschihadistische al-Nusra-Gruppe – waren am 21. März in die Stadt eingetroffen. Fast 700 überwiegend christliche Familien hatten die Stadtverlassen und in der Küstenregion um Latakia Zuflucht gesucht. “Es war erstaunlich, wie rasch Kessab zurückerobert wurde”, so Patriarch Tarmoouni, “und ich wünsche mir, dass die Einwohner von Kessab nun in aller Ruhe zurückkehren und die eigenen Wohnungen wieder aufbauen. Es wäre schön, wenn wir Anfang September auch unsere Schule wieder eröffnen könnten. Doch wir werden dazu die notwendigen Mittel und die Hilfe aller brauchen“. Gleichwohl befürchtet der Patriarch, dass mindestens ein Drittel der ehemaligen Einwohner nicht mehr nach Kessab zurückkehren werden, nachdem sie sich in Latakia oder im Libanon niedergelassen haben.
Bei den in Kessab wohnhaften armenischen Gläubigen handelt es sich größtenteils um Bauern. Die ländlichen Gebiete waren bis zum März dieses Jahres nicht vom Konflikt betroffen. Die Stadt hat für das armenische Volk symbolische Bedeutung: 1915 nach dem armenischen Genozid in der Türke, lebte Kessab die letzte armenische Gemeinde in der Region. (GV) (Fides 16/6/2014).


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