ASIEN/SYRIEN - Sterben oder Gehen? Der maronitische Erzbischof von Damaskus zum Dilemma der syrischen Christen

Samstag, 13 April 2013

Damaskus (Fidesdienst) – Die Christen in Syrien stehen vor eine schwierigen Wahl: „Sterben oder Gehen“. Ein Dilemma, das alle kirchlichen Komponenten in dem gemarterten Land betrifft und das der maronitische Bischof von Damaskus in einem bewegenden Bericht an den Fidesdienst beschreibt.
Der Erzbischof einer katholischen Ostkirche schildert die vielfältigen Bedrohungen denen das Leben von Millionen wehrloser christlicher und muslimischer Zivilisten in diesem vom Krieg zerstörten Land ausgesetzt ist: Bombenangriffe, Selbstmordattentate, Heckenschützen, Mangel an Medikamenten (223 Krankenhäuser wurden geschlossen und Ärzte fliehen, so Bischof Nassar), Unterernährung, Lebensmittelknappheit. Angesichts einer solchen Katastrophe ziehen viele die Flucht in Betracht, die sie jedoch ebenso als „langsames Sterben“ betrachten. Die Ortskirche ist, obschon selbst fragil, zu einer „Klagemauer“ geworden, an die sich täglich viele Menschen wenden, die „um Schutz und Hilfe bitten oder um Unterstützung bei der Einreichungen eines Antrags für das Ausreisevisum“. Syrische Christen, so der maronitische Erzbischof „haben gesehen, wie die Vereinten Nationen seit 2005 die Ausreise irakischer Flüchtlinge in westliche Länder unterstützten“ und sie sind nun traurig über die „Gleichgültigkeit und das Schwiegen der Welt gegenüber dem eigenen langen und dramatischen Leidensweg… sie fühlen sich allein gelassen, zum Sterben verurteilt ohne dass es einen Ausweg gibt… die Konsulate wurden vor eineinhalb Jahren geschlossen“.
Erzbischof Nassar beschreibt die Situation armer Christen, die „nicht ohne Grund in diesem sinnlosen Krieg sterben wollen“ und zusehen mussten wie ihre eigenen wohlhabenden Mitbürger das Land verlassen haben. Sie betrachten die Kirche als einzige Einrichtung, die sie vor dem Untergang retten kann. „Der Appell des neuen Papstes Franziskus für das geliebte Syrien schallt noch in ihren Herzen…. Die Schwesterkirchen in der ganzen Welt beten und zeigen dadurch ihre Verbundenheit mit dieser kleinen Herde, doch sie können dem Sturm keinen Einhalt gebieten“. Dies Situation stellt auch Hirten vor einen Gewissenskonflikt: „Soll man ihnen raten zu bleiben und sie in den Tod schicken… Die Liste unserer Martyrer wird immer länger … Doch wenn wir ihnen raten zu gehen, dann gibt es in diesem biblischen Land bald keine Christen mehr“. Auf dieses Dilemma gibt es nur eine Antwort: „wir müssen uns Gott anvertrauen“, so der Erzbischof, und die Menschen mit den Worten Jesu trösten: „Habt keine Angst… ich bin bei euch!“. (GV) (Fidesdienst, 13/04/2013)


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