AMERIKA - Gewaltsamer Tod: In neun von zehn Fällen handelt es sich um keine erklärte Konfliktsituation

Freitag, 28 Oktober 2011

Genf (Fidesdienst) – Bewaffnete Gewalt ist sowohl ein Grund als auch eine Folge der Unterentwicklung, heißt es in einem Bericht mit dem Titel „Global Burden of Armed Violence 2011“, der am 27. Oktober in Genf veröffentlicht wurde und von 100 Ländern herausgegeben wird, die sich der Genfer Erklärung über Gewalt und Entwicklung anschließen. Aus dem Bereicht, der dem Fidesdienst vorliegt, geht hervor, dass rund 526.000 Menschen jedes Jahr gewaltsam sterben, doch nur 55.000 davon verlieren ihr Leben in einem Krieg oder bei einem terroristischen Anschlag. Ingesamt 396.000 Menschen, davon 66.000 Frauen, werden Opfer von vorsätzlichen Morden, 54.000 von nicht vorsätzlicher Tötung und 21.000 verlieren das Leben bei Interventionen der Sicherheitskräfte.
„Die Grenzen zwischen politischer Gewalt, Kriminalität und zwischenmenschlicher Gewalt werden immer labiler, wie es zum Beispiel bei Morden in Verbindung mit Drogenhandel in Mittelamerika oder im Fall der Piraten, die in Somalia in Situationen der Gewalt verwickelt sind, geschieht“, so Keith Krause, einer der Autoren des Berichts. 25% aller gewaltsamen Morde werden in nur 14 Ländern registriert, mit einer Durchschnittsrate von über 30 gewaltsamen Toden je 100.000 Einwohner, davon die Hälfte in Amerika. Während die Opfer bewaffneter Konflikte oft Gegenstand von Medienberichten sind, ist das Niveau der bewaffneten Gewalt in einigen Ländern, in denen kein erklärter Konflikt stattfindet ähnlich hoch wie in Kriegsgebieten. Im Durchschnitt war in der Zeit zwischen 2004 und 2009 die Zahl der gewaltsamen Tode pro Kopf in El Salvador höher als im Irak.
Auch in dem jeweiligen Land selbst ist die Häufigkeit der Delikte unterschiedlich verteilt. In Mexiko stieg die Rate der gewaltsamen Tode im Land im Jahr 2009 auf 18,4 je 100.000 Einwohner an; während der Anteil in Ciudad Juarez im Norden des Landes im selben Jahr bei 170,4 je 100.000 Einwohner lag und damit rund zwanzigmal so hoch war als im Land insgesamt.
Der Bericht zur bewaffneten Gewalt stellt auch eine Verbindung zwischen tödlicher Gewalt und Unterentwicklung her. „Staaten mit einem hohen Gewaltniveau beurteilen das Erreichen der Millienniumsziele oft als schwieriger“, so Keith Krause. „Wir wissen auch, dass wenn in einem Land das Entwicklungsniveau steigt, das Niveau tödlicher Gewalt zurückgeht“.
Bereits 2006 hatten Vertreter der Genfer Erklärung sich die Identifizierung konkreter Maßnahmen für die Vorbeugung und den Kampf gegen bewaffnete Gewalt und die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung zum Ziel gesetzt.
Die katholische Kirche hat diese Situation seit langem erkannt, weshalb die Erziehung zur Gewaltlosigkeit zu ihren Prioritäten gehört (vgl. Fidesdienst vom 19/09/2011). Gleichsam prangern Vertreter der katholischen Kirche immer wieder nicht tolerierbare Situationen der Gewalt an (vgl. Fidesdienst vom 01/08/2011). (CE) (Fidesdienst, 28/10/2011)


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