AFRIKA/NIGERIA - Niger-Delta: Der verhängnisvolle Mix von Erdöl, Waffen und Drogen (auf dem Weg nach Europa)

Mittwoch, 25 Juli 2007

Port Harcourt (Agentur Fides) -Waffen und Drogen. Das ist die verhängnisvolle Verflechtung, die - einhergehend mit einer nicht korrekten Verteilung der Erdöleinkünfte - die Region des Niger-Deltas in Chaos und Anarchie stürzt, wo sich die größten Rohölreserven Nigerias befinden. Inzwischen sind Angriffe auf die Fördereinrichtungen in der Gegend an der Tagesordnung; oftmals enden sie mit der Entführung von ausländischen Technikern, die dort arbeiten. Weniger bekannt sind allerdings die Gewlttätigkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung in der Region, wo jugendliche Banden - richtiggehende, bis an die Zähne bewaffnete Milizen - ihr Unwesen treiben.
Ein seit Jahren bekanntes Problem, das aber mit jedem Tag größere Ausmaße annimt. Bereits 2004 ergab eine Untersuchung der Royal Dutch Shell - der größten multinationalen, in Nigeria ansässigen Ölkompanie - dass jedes Jahr 1000 Personen , die meisten davon Jugendliche, in der Region bei Kämpfen zwischen feindlichen Milizen starben. Von 2004 bis heute hat sich die Lage wesentlich verschärft. Die Kriminellenbanden sind noch skrupelloser geworden und scheuen nicht davor zurück auch Polizeiposten anzugreifen um ihre in Haft befindlichen Komplizen zu befreien.
Die Banden machen sich untereinander die Kontrolle über die illegalen Operationen streitig: Erpressungen, Öldiebstahl und Entführungen mit Lösegeldforderungen von Arbeitern der Förderunternehmen. Das gestohlene Erdöl wird dann an kleine Gesellschaften verkauft. Mit dem so verdienten Geld erwerben die Milizen immer machtvollere Waffen. In der letzten Zeit kam dazu noch der Drogenhandel. Lokalen Untersuchungen zufolge hängen heute einige der schlimmsten Gewalttaten mit der Kontrolle des Drogenhandels zusammen, der im Delta ungeheuere Ausmaße angenommen hat. Die Instabilität der Deltaregion zieht die Drogenbarone an, die sich dort sicher fühlen vor der Polizei, und wo sie ungestört die Kokainladungen aus Lateinamerika auf den Weg nach Europa - dem Bestimmungsort - schicken können. Ein Teil der Ladungen wird jedoch auf den Lokalmarkt gebracht, was die Gewalt weiter anfacht. Das Kokain mit seinem enthemmenden Effekt bewirkt, dass die Milizmitglieder sich zu grausamsten Gewaltakten gegenüber der Zivilbevlkerung hinreißen lassen. Die jüngste Entführung von Kleinkindern durch einige Banditen und die entsprechenden Lösegeldforderungen sind ein Beweis dafür, dass diese banden immer barbarischer werden.
Über den Drogenhandel in Afrika wird Fides im August ein Dossier herausgeben (L.M.)(Agentur Fides 25/7/2007)


Teilen: