VATIKAN - Die Worte der Glaubenslehre von don Nicola Bux und don Salvatore Vitiello - Weiter über das Absolute von Eco

Freitag, 20 Juli 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) Am vergangenen 9. Juli hat Umberto Eco mit einer eigenen Vorlesung die „Milanesiana“ - eine italienische kulturelle Veranstaltung der Provinz Mailand - beendet. Die Vorlesung wurde vollständig, in zwei Teilen, von einer der grössten italienischen Tageszeitungen veröffentlicht mit den Titeln: „Das Absolute, eine unendliche Geschichte“ und „Ratzinger und die relativen Wahrheiten“. Die Vorlesung präsentiert sich bei einem ersten Durchlesen als ein grosses Fresko der Philosophiegeschichte, nicht ohne den Schuss einer gewissen „philosophischen Poetik“, die dem geistreicheren Umberto Eco eigen ist.
Doch beim genaueren Hinsehen ist sein Beitrag eine echte und wahrhafte Attacke gegen die Position Joseph Ratzingers - nicht ohne diskutierbares Absinken des Tones: sei es durch Einfügen von aktuellen Argumenten die dazu neigen, nur die Emotionalität des Publikums zu wecken, sei es durch die, gering gesagt groteske Behauptung, dass die Position der radikalen Anti-Relativisten (wie er sich selbst definiert) „ein Fehler der - zumindest in den Universitäten zu meiner Zeit - es niemandem erlaubt hätte, ein Examen der Philosophiegeschichte zu bestehen“.
Offensichtlich will U. Eco sagen, dass Joseph Ratzinger in seiner Schule Nachhilfestunden in Philosophie nehmen sollte. Was uns ziemlich perplex lässt.
Abgesehen von einigen unverdienten Abrutschern, hält der Aufbau der Vorlesung Umberto Ecos einer serrata* philosophischen Kritik nicht stand, und ihre eigene Argumentation ist nicht schlüssig.
Laut U. Eco hat der Mensch es nötig das Absolute zu denken, d.h. sich in etwas zu verankern, das nicht vergeht: die Frage ist nun, ob dieses Absolute immanent oder transzendent ist. Die Antwort ist nicht eindeutig: wenn es immanent ist, dann hat der Mensch am Absoluten teil und er selbst kann es also weder definieren noch erkennen; wenn es transzendent ist, dann kann man „an das Absolute denken als an etwas, das wir nicht sind und das sich irgendwo anders befindet“.
Sofort kommt in der Denkeinstellung U. Ecos die beständige Tendenz zum Nominalismus zum Vorschein, fast so als ob sich die Philosophie, und in ihr die Gnoseologie, zu einem bloss verbalen Spiel reduzieren lassen könnte. Wenn man die ganze Vorlesung überprüft, so ist dies eine immer präsentes Faktum, abgesehen von der Begegnung mit dem Tod, dem einzigen Absoluten das U. Eco anerkennt (zusammen mit der Mauer gegen die man rennt).
Umberto Eco zitiert als Stütze für seine Gedanken, was die Definiton des Absoluten anbetrifft, berühmte Christen wie z. B. den heiligen Anselm und Dante Alighieri, aber er vergisst dabei dass sie, wie jeder echte Christ nicht mit Worten spielten sondern einfach auf eine „Erfahrung“ hindeuteten, die der Gläubige von Gott macht. Das beständige Benutzen von Metaphern und Analogien in der Rede um das Absolute ist nicht das Zeichen einer Unmöglichkeit etwas zu sagen, sondern es ist hingegen das Zeichen einer Erfahrung die nicht vollkommen ausgesprochen werden kann, weil sie zu gross ist, um in angemessener Weise mit Worten wiedergegeben werden zu können.
Aber der Kern der Position Eco´s, der übrigens nicht neu ist, besteht in der Behauptung, dass das Absolute nicht mit der Wahrheit identifiziert werden kann und dass folglich keine absoluten Wahrheiten existieren können (abgesehen natürlich vom Tod, den er selbst als dergleichen ansieht). Die menschliche Existenz wird am Ende zu einem pragmatischen Vorwärtsgehen reduziert, unfähig ein Ziel und eine Prospektive zu erkennen, denn für Eco gibt es kein Absolutes-Wahrheit, sondern nur hinfällige Wahrheits-Kriterien, über die man jeweils verhandeln kann: es handelt sich also darum, jeweils die Wahrheitskriterien zu scheiden, die wir benutzen.
Abgesehen davon, dass allein die Möglichkeit ein Absolutes zu denken, das nicht auch die Wahrheit ist, ziemlich verschwommen bleibt, kann man aus seiner Vorlesung die Möglichkeit ersehen, dass man über man vom Absoluten reden kann als einem generellen, abstrakte Gedanken unter völliger Außerachtlassung des Christentums, einer historisches Ereignis und nur folglich eine Gemeinschaft von Ideen (vgl. Deus Caritas Est, Nr. 1). Der Ausschluss a priori der Geschichtlichkeit der Evangelien („Wenn man das Zeugnis der Evangelien als historisch ansieht, dann würden mit den Beweisen der Göttlichkeit Christi auch ein Protestant einverstanden sein“ sic!) verbiete am Ende eine reelle Konfrontation zwischen den Betrachtungen Eco´s und dem Christentum. Wenn die christliche Erfahrung in den Händen des Herrn und in den Händen derer, die ihm angehören, liegt, dann ist es jedem Menschen guten Willens möglich den Unterschied dieser beiden Position auf gedanklicher Ebene zu verstehen. (Fidesdienst 21/7/2007; Zeilen 58, Worte 691)


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