VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Das Motu proprio Summorum Pontificum cura ist eine Einladung, die katholische Form der Liturgie wieder aufzunehmen

Donnerstag, 12 Juli 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Der Heilige Vater hebt in seinem Buch Jesus von Nazareth das „Verständnis“ hervor, das Jesus im Evangelium nach Lukas - im Unterschied zu den anderen Evangelien - für die Israeliten aufbringt: Mir erscheint als besonders bedeutend - so osserva er - die Art in der er die Geschichte des neuen Weines in alten oder neuen Schläuchen beendet. In Markus liest man: „Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreisst der Wein die Schläuche, und der Wein und die Schläuche verderben; sondern neuen Wein [füllt man] in neue Schläuche. (Mk 2, 22) In Matthäus finden wir einen ähnlichen Text. Lukas überliefert uns das gleiche Gespräch, aber er fügt am Ende hinzu: „Niemand der den alten Wein trinkt, wünscht sich den neuen, denn er sagt: ´Der alte ist gut´(5, 39) - eine Beifügung, die man erlaubterweise interpretieren kann als einen Ausdruck des Verständnisses gegenüber jenen, die beim „alten Wein“ bleiben wollten (S. 216-217).
Ist dies nicht eine Apologie, die man auf die Debatte um alte und neue Form der Messe anwenden kann, die durch die Veröffentlichung des Motu Proprio von Benedikt XVI verursacht worden ist? Eine „Riforma“ oder eine „Renovatio“ ist keine „revolutio“; d.h. eine Veränderung der Dinge, sondern sie ist eine Entwicklung des gleichen; und somit sind die neuen Schläuche mit dem neuen Wein gültig, aber auch die alten Schläuche mit dem alten Wein bleiben gültig und wertvoll.
Die Aufmerksamkeit für die liturgische Form verhindert die Deformationen, die die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung (2004) in einer beeindruckenden Liste aufgeführt hat (vgl. zur Vertiefung: J.Ratzinger, La festa della fede, Milano, ed.it.1984, vor allem S. 37-54).
Anton Baumstark hatte vor mehr als sechzig Jahren festgestellt, als er die Riten der Liturgie beobachtete, dass die antiksten Elemente oft mit den neuen zusammenleben, und wenn diese letzteren versuchen die ersteren anzugreifen, so neigen die antiken Elemente dazu, zu verschwinden; oder sie verbleiben in den starken Zeiten des Kirchenjahres. Verschiedene Beispiele dafür findet man im römischen Messbuch von Paul VI: die Kreuzesverehrung am Karfreitag kann in zwei Formen geschehen. Die Lösung für das Bedürfnis, den antiken Ritus beizubehalten - ihn vorzuschlagen ohne ihn aufzuwingen - war schon gefunden worden. Warum also sich verwundern, dass das Motu proprio von einem „zweifachen Gebrauch des einzigen Ritus spricht“? Es gesch bereits, dass ein Ritus in zwei verschiedenen Weisen begangen wurde. Und auch die historischen Interpretationen betreffs Pius´ V und Pauls VI erschienen als korrekt. Auf der einen Seite bringt Benedikt XVI erneut die Pluriformität des lateinischen Ritus (varietates legitimae) in Umlauf (Grund dafür, dass das römische Messbuch vom Hl. Pius V - von Johannes dem XXIII überholt - ) nie aufgehoben wurde; ein Ritus ist keine Norm, die man aufhebt, denn er kann nur durch Abhandenkommen des Subjekts verschwinden. Auf der anderen Seite fördert er die katholische Einheit, die gerade im gegenseitigen Verständnis der verschiedenen Riten besteht. Im byzantinischen Ritus wird normalerweise die Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomos verwendet, während in der Fastenzeit und bei anderen Gelegenheiten die des Hl. Basilius und die Liturgie der Presanctificates. So könnte man auch im römischen Ritus normalerweise den Novus Ordo von Paul VI verwenden und ausnahmsweise, zum Beispiel an einigen Tagen der „starken Zeiten“ Advent-Weihnachten, Fastenzeit-Ostern, den Antiquus Ordo des Hl. Pius V. Es ist eigenartig, dass man im Klima der Liberalisierung dies verhindern möchte. Haben die Liturgiker nicht immer gesagt, dass eine Möglichkeit mehr ein Zeichen der Modernität ist.
Das Grundprinzip ist die katholische Einheit, und das Motu proprio erinnert gerade unter Nennung der generellen Vorschriften des römischen Messbuchs (Nr. 397): jede Partikularkirche muss mit der universellen Kirche die Glaubenslehre, die sakramentalen Zeichen und die liturgischen Gebräuche abstimmen. Das erfordert die Liturgie als Epiphanie der Kirche, die eine hierarchische Gemeinschaft ist, wie die Zeilen des eucharistischen Gebetes bezeugen, in denen der Papst und die Bischöfe, der Klerus und das Volk, die Lebenden und die Verstorbenen genannt werden. Es erfordert das bonum animarum. Die Erscheinung der Kirche ist das himmlische Jerusalem, das vom Himmel herabkommt, in deren Mitte das Lamm ist, in der der Vater in Geist und Wahrheit angebetet wird. Die Liturgie ist wesentlich die Anbetung, die der „Leib Christi“ in seiner Gesamtheit vollbringt - Haupt und Glieder: dies ist der Gegenstand der Liturgie, die also dem Wesen nach nie partikulär sein kann, sondern katholisch ist. Die Liturgie steigt auf bis zum Geheimnis des Heiligen und gleichzeitig steigt sie herab bis zum Menschen, sie ist kein Produkt der Gemeinschaft. Die Liturgie lässt die Herabkunft der Wortes Gottes geschehen, aber sie will auch unsere Erhebung, d.h. die Hingabe unserer selbst, die logikè latreìa (Röm 12,1). Die Liturgie ist ohne diese zweifache Bewegung nicht wirksam.
Das sind Prinzipien der liturgischen Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, die beachtet werden müssen, sei es unter Gebrauch des Antiquus ordo oder des Novus. In beiden Formen der Zelebration muss sich der gleiche Glaube und das gleiche Geheimnis ausdrücken, in der Verbindung zwischen dem einen lex credendi und dem lex orandi, das verschiedene Formen besitzt. Die Heiligen Kyrill und Methodius haben die byzantinische Liturgie, und vielleicht teilweise die lateinische Liturgie, in slawisch übersetzt; sie brachten kleine Änderungen an, ohne sie zu verunstalten. Auch heute noch kann man in Russland an der gleichen Liturgie von Bysanz teilnehmen, in der antiken slawischen Sprache und mit Einfügungen in Umgangssprache. Das ernsthafte heutige Problem ist, dass die Liturgie nicht mehr an jedem Ort Ausdruck der einen apostolischen und katholischen Kirche ist. Die beiden römischen Messbücher müssen den Gebrauch des Lateinischen neben der Umgangssprache fördern, ohne Angst der Kontaminierung zwischen neu und alt. Aus all dem wird die Universalität der Kirche begünstigt werden und vor allem - wie das Motu proprio beständig hervorhebt - die Reverenz gegenüber dem Geheimnis des gegenwärtigen Gottes.
Die Offenheit des Herzens gegenüber dem Geheimnis und das Verständnis der Geschichte der Liturgie werden jene Geduld produzieren, die eine Form der Liebe ist. Wir haben keine Angst in der Kirche zu diskutieren, unter der Bedingung, dass alle im Gehorsam gegenüber der Wahrheit und der Nächstenliebe bleiben. Heute mehr als je braucht der Mensch Christus, und die Liturgie verhilft dazu, Ihm zu begegnen.
In der nächsten Woche werden die „Worte der Glaubenslehre“ mehr Raum haben, um eine Antwort auf zwei Beträge zum Problem des !Relativismus“ zu geben, die in einer der grössten und angesehensten Tageszeitung Italiens erschienen sind. (Fidesdienst 12/7/2007 Zeilen 77 Worte


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