AMERIKA/BRASILIEN - V. Generalkonferenz von Aparecida - „Wir können nicht an einer wirksamere Mission denken, ohne in irgendeiner Weise die Kommunikationsmittel zu berücksichtigen, die die Mentalität unserer Zeitgenossen so sehr beeinflussen“, Interview mit Erzbischof John P. Foley, Präsident des Päpstlichen Rates, der Sozialen Kommunikationsmittel

Samstag, 19 Mai 2007

Aparecida (Fidesdienst) - Am Sonntag, den 20. Mai begeht die katholische Kirche den 41. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel unter dem Motto „Kinder und Soziale Kommunikationsmittel: eine Herausforderung für die Erziehung“. Aus diesem Anlass sprach der Fidesdienst in Aparecida (Brasilien), wo derzeit die V. Generalkonferenz des Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik tagt, mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für Soziale Kommunikationsmittel.

Papst Benedikt XVI. forderte in seiner Grundsatzrede bei der Eröffnung der Konferenz in Aparecida zur Nutzung der Kommunikationsmittel als Instrument der Evangelisierung auf. Welche Rolle spielt die Kommunikation in der heutigen Kultur?
Die heutige Kultur kann nicht verstanden werden, wenn man die Kommunikation ignoriert. Das Lehramt des Papstes ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil klar und nachdrücklich, was dieses Thema anbelangt, und wurde besonders von Papst Johannes Paul II. und nun auch von Papst Benedikt XVI. aufgegriffen. Wir sind aufgefordert uns bewusst zu machen, dass die Menschen, an die wir uns mit der Botschaft Christi heute werden in Kategorien denken und die Welt in solchen erfassen, wie sie ihnen die Kommunikationsmittel vorgeben, manchmal sogar in stärkerem Maß als die Familien, die Schule, die Parteien oder die Kirchen. Wir können nicht an eine Wirksame Mission denken, ohne in irgendeiner Weise die Kommunikationsmittel zu berücksichtigen, die die Mentalität unserer Zeitgenossen so sehr beeinflussen.
Die Kirche in Lateinamerika zählt bei der Verbreitung ihre Botschaft sehr auf die Kommunikationsmittel. Was würden Sie den Bischöfen raten, damit sie diesen Bereich der Kultur best möglich nutzen können?
Es sind gerade die Bischöfe Lateinamerikas, die mit großem Engagement und viel Mut, die zahlreichen Kommunikationsmittel des Kontinents stets und mehr und mehr geschützt und angeregt haben. Mit Sicherheit wissen sie selbst, dass sie auf diese große Ressource zählen können, die vielleicht nur mit dem Rest der Evangelisierungstätigkeit in Verbindung gebracht werden sollte, damit die Kommunikation und die Pastoral nicht länger zweit getrennte Welten sind, sondern die effiziente Kommunikation die verschiedenen Bereiche unserer Arbeit unterstützt und gemeinsame Räume bildet. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Evangelisierung an sich bereits Kommunikation ist!
Glauben Sie, dass Priester, Ordensleute und Pastoralarbeiter darauf vorbereitet sind, die Herausforderung der Medienkultur unserer heutigen Zeit zu bewältigen?
Bei der Vollversammlung unseres Dikasteriums wurde auf die dringende Notwendigkeit einer ausbildenden Instanz in diesem Bereich hingewiesen. Alle wurden dazu ermutigt, jede Art von Initiative zu präsentieren, damit die Pastoralarbeiter und insbesondere die Priester und Ordensleute, den Schlüssel zu dieser neuen Kultur kennen und mit Erfolg deren verschiedene Sprachen nutzen, die heute vor allem von Kindern und Jugendlichen gebraucht werden. Und vor allem an sie müssen wir uns wenden: daran hat uns auch Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft zum 41. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel erinnert.
Weshalb wird das Phänomen der Kommunikation oft als eine reine Frage der Technologie verstanden?
Dies ist eine Vereinfachung, der man oft anheim fällt, da es in diesem Bereich eine Reiche von technisch sehr hoch entwickelten Geräten gibt. Doch es ist gerade die Kirche, die in Fragen der Menschlichkeit eine Expertin ist, die mit Nachdruck darauf hinweist, dass konkrete Personen, Familien und Gruppen, die untereinander Kommunikation betreiben besonders wichtig sind. Diese Kommunikationsströme führen zu neuen Verhaltensweisen, bei denen die Technologie Anlass und Hilfe ist, doch auf keinen Fall Hauptanliegen sein darf.
Glauben sie, dass das grundlegende Profil eines katholischen Medienschaffenden sich heute verändert hat?
Ich glaube, dass die Profile sich vervielfältigt haben, denn es gibt unzählige Bereiche, in denen man präsent sein kann und muss. Doch der grundlegende Schlüssel bleibt derselbe: der katholische Medienschaffende muss vor allem ein tief gläubiger und von seinem Glauben begeisterter Mensch sein, der dem Herrn begegnen und mit der Kirche deshalb bei der Verkündigung deren Botschaft zusammenarbeitet. Im Alltag muss er der Botschaft treu bleiben und bei ihrer Verbreitung kreativ sein und dabei vor allem stets den Horizont der Wahrheit, des Gemeinwohls und der Freiheit im Blick behalten.
Wie beurteilen Sie angesichts der Entwicklung der Gesellschaft und der Kirche das vor über 15 Jahren gegründete Informatiknetzwerk der Kirche in Lateinamerika (RIAL)?
Ich glaube, dass die Tatsache dass das RIAL, mit dem zahlreiche andere Initiativen der Kommunikation assoziiert sind, gegründet wurde und bei vielen Bischofskonferenzen und in zahlreichen Diözesen aktiv ist, ein Geschenkt der Vorsehung war. Dies erleichtert die Kommunikation auch sowohl bei der Vorbereitung als auch bei der Durchführung der Fünften Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas. Und dies geschieht damit erstmals in der Geschichte, denn noch bei der Konferenz von Santo Domingo konnten man nicht auf so viele und so wirksame Kommunikationsmittel zählen. Ich glaube, dass dies auch das Bewusstsein davon fördern wird, dass die Jüngerschaft und die Mission im 21. Jahrhundert weiterhin diese Bereiche der Gemeinschaft und des Dialogs mit der ganzen Welt anregen müssen. (RG) (Fidesdienst, 19/05/2007 - 74 Zeilen, 807 Worte)


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