VATIKAN - AVE MARIA von Don Luciano Alimandi „Der ‚goldene Faden’ in unserem Leben“

Mittwoch, 2 Mai 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte uns sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus - hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20, 26-29). Das Treffen des ungläubigen Thomas mit dem auferstandenen Herrn lässt uns in die intensive Osterzeit eintauchen, die so sehr geprägt ist von der unbegrenzten Vergebung Gottes uns gegenüber, die wir, wie Thomas so oft zweifeln, nicht so sehr an der Existenz Gottes als vielmehr an seiner liebevollen und persönlichen Fürsorge für jeden einzelnen unter uns!
Im Grunde des Herzens, lagert sich öfter als wir denken und oft ohne dass wir es merken der Dunst der Ungläubigkeit ab, der wie eine „dünner Staub“ die Atmosphäre unserer Seele verschmutzt und sie grau macht, wie die großen Stadt, die auch wenn sie von der Sonne erleuchtet sind, dies unter der Last des Smogs oft gar nicht merken.
Das Herz des Thomas war von der Ungläubigkeit verdunkelt und brauchte den befreienden Hauch des Heiligen Geistes, die heilende Berührung der Wunden Christi, damit er den Leitfaden in seinem Leben wieder finden konnte.
Der „Leitfaden“, wie uns auch die heilige Faustina Kowalska lehrt, ist die göttliche Barmherzigkeit, die unsere ganzes Leben und die Geschichte der Welt durchzieht; dieser Leitfaden verbirgt sich jedoch hinter den täglichen Ereignissen, die wir oft als banal betrachten, weil sie unseren Erwartungen nicht zu entsprechen scheinen; damit wir diesen unzerstörbaren „Faden“ finden brauchen wir Gottvertrauen und Hingabe an ihn.
Eine selbstgefällige Seele wird nie den bereits genannten goldenen Faden sehen, eine abgelenkte Seele wird ihn kaum erkennen oder ihn wieder vergessen, eine niedergeschlagene Seele wird ihn nicht ernst nehmen; nur ein demütiges und mildes herz wird ihn erkennen und als wahren Leitfaden des irdischen Lebens erkennen. Wenn wir ihn jedoch erst einmal erkannt haben, dann wird alles leichter, fast wie ein Spiel, ein Tanz, in dem die Seele, die das eigene Elend und das elend al dessen, was vergänglich ist erkennt, sich der göttlichen Barmherzigkeit anvertraut und hier ihr glück findet. Die heilige Faustina rief: „Deine Größe, oh Gott, ist mein Glück und diese Größe hatte sie in der unendlichen Barmherzigkeit Gottes erkannt.
Thomas ist angesichts der unendlichen Liebe Gottes verwirrt; diese Verwirrung verwandelt sich in Staunen, wenn es wie ein Loblied aus ihm heraus bricht: „Mein Herr und mein Gott“. Thomas hatte endlich wieder seinen „goldenen Faden“ gefunden, mit dem der Herr die Geschichte seines Lebens zusammenhält; von diesem Moment an wird er nicht mehr von ihm lassen und im treu in jenem Abenteuer folgen, das nicht mehr von einem menschlichen sondern von einem göttlichen Finger geleitet wird.
Wenn wir es uns richtig überlegen, ist der Unterschied zwischen „Heiligen“ und „verfehlten Heiligen“ im wesentlichen der: die Ersteren werden vom Heiligen Geist geleitet und „verlieren“ ihr Leben für Jesus; die Letzteren leiten sich selbst und regeln ihr leben selbst: sie „gewinnen“ das Leben hier auf der Erde und „verlieren“ es aber im Himmel, denn sie lassen sich eine einzige wunderbare Gelegenheit entgehen: ihr Leben von Gott verwandeln zu lassen.
Thomas gab der Versuchung nach, nach dem eigenen Gutdünken zu handeln und sich vom Abendmahlssaal zu entfernen. Ohne den Herrn verspürte er jedoch Heimweh und kehrte zurück, womit er sich fast selbst herausforderte.
Im Abendmahlssaal, dem bevorzugten „Ort“ der Bekehrung, begegnet er dem Auferstandenen, der dort auf ihn wartet, weder um ihn zu tadeln, noch um ihn zu strafen, sondern um ihn zu lieben. Thomas wird neugeboren und auch wir, und das sollten wir nicht vergessen, werden jedes Mal neugeboren, wenn wir von unseren menschlichen Plänen ablassen und uns ihm ganz seiner Nachfolge hingeben und ohne Berechnung dem goldenen Faden Jesu folgen.
Maria, die Mutter der Barmherzigkeit möchte uns auf diesem Weg helfen, und sie wurde uns von Jesus genau deshalb gegeben, damit sie uns zu ihm führen sollte; es ist absurd zu denken, dass sie ihre Sohn etwas nehmen möchten, gerade sie, die der Sohn zur Mutter wollte, um zu uns zu kommen.
Der Monat Mai, der gerade erst begonnen hat, wird für alle eine Zeit der erneuten Erfahrung der barmherzigen Liebe sein, damit wir den „goldenen Faden“ wieder finden und uns wieder mit ihm verbinden lassen! (Fidesdienst, 02/05/2007 - 58 Zeilen, 757 Worte)


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